Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Literatur als Betrieb: Kritische Theorie(n) der Kulturindustrie (Seminar)

Dozent/in: Lukas Betzler

Termin:
wöchentlich | Montag | 11:50 - 14:10 | 01.04.2019 - 05.07.2019 | C 12.101 Seminarraum

Inhalt: Der von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in "Dialektik der Aufklärung" geprägte Begriff „Kulturindustrie“ ist seither zum vielleicht meistrezipierten Konzept der Kritischen Theorie geworden. Es genießt heute „einen festen Platz unter den sogenannten Klassikern der Medientheorie wie auch der Medien- und Kunstsoziologie“ (Niederauer/Schweppenhäuser 2018:1) und erweist sich angesichts einer immer umsatzstärkeren Kulturbranche und der Ästhetisierung sämtlicher Lebensbereiche sogar „als beschreibungstauglicher denn je“ (ebd.:15). Allzu oft wurde und wird die kritische Theorie der Kulturindustrie jedoch auch als konservative und elitäre Kulturkritik missverstanden. Dabei zielt die Kritik der Kulturindustrie nicht darauf ab, Kitsch und triviale Kultur zu geißeln, sondern darauf, den Zusammenhang von Unterhaltung und Unterdrückung aufzuzeigen: von Standardisierung, Schematismus und Stereotypie in der Kultur und Konformismus, Unmündigkeit und Erfahrungsunfähigkeit in der Gesellschaft. Da Horkheimer und Adorno betonen, dass die Ideologie der Kulturindustrie „in Film und Radio ihren maßgebenden Ausdruck findet“ (Horkheimer/Adorno 1997:16), wurde das Konzept insbesondere in den Film- und Medienwissenschaften viel rezipiert. Doch wäre es falsch, zu glauben, dass es sich auf einzelne Medien beschränke: Auch die Literatur und ihr Betrieb sind Teil der Kulturindustrie. Im Seminar sollen zunächst einige theoretische Grundlagentexte gelesen und daraufhin verschiedene Dimensionen der Kulturindustrie im „literarischen Feld“ (Bourdieu) ins Auge gefasst werden. Dabei wird es sowohl um soziologische Fragen gehen, etwa nach den Produktions- und Vermarktungsbedingungen von Literatur, nach den Funktionen von Literaturkritik, Literaturpreisen und Buchmessen, als auch um die ideologiekritische Analyse von Mechanismen und Schemata populärer Literatur. Die Lektüre wird somit theoretische, literatursoziologische sowie literarische Texte umfassen.