Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Das kritische Theater – Der Theaterbetrieb im Licht der Critical Management Studies (Seminar)

Dozent/in: Thomas Heskia

Termin:
Einzeltermin | Fr, 08.04.2022, 14:15 - Fr, 08.04.2022, 17:45 | Online-Veranstaltung | online
Einzeltermin | Fr, 13.05.2022, 14:00 - Fr, 13.05.2022, 19:00 | C 14.201 Seminarraum | .
Einzeltermin | Sa, 14.05.2022, 09:30 - Sa, 14.05.2022, 16:00 | C 14.201 Seminarraum | .
Einzeltermin | Fr, 17.06.2022, 14:00 - Fr, 17.06.2022, 18:00 | C 14.201 Seminarraum | .
Einzeltermin | Sa, 18.06.2022, 10:00 - Sa, 18.06.2022, 18:00 | C 14.201 Seminarraum | .

Inhalt: „Die Diskurse der kritischen Theorie und des französischen Strukturalismus über die Themen Macht und Gesellschaft sind offensichtlich an den Theatern, ihren Leitern und Gesellschaftern vorbeigegangen, darüber dürfen die auf den Bühnen ständig ausgespielten neuesten Diskursphantasien nicht hinwegtäuschen“ (Schmidt 2017). In diesem Zitat beschreibt Schmidt sehr deutlich die Ambivalenz des deutschen Theatersystems. Während auf der Bühne Geschichten von Macht und Gewalt jahrhundertealte Tradition haben und zeitgenössische Regisseure und Dramaturgen sich im Lichte von kritischer Theorie, Genderdiskurs und Diversitätsdebatten an der Gesellschaft abarbeiten, präsentiert sich der Betrieb Theater nach wie hierarchisch, machtgetrie¬ben und missbrauchsanfällig. Erfolgreiche Dramaturgen und Regisseure, die in die Riege der Theaterleiter aufsteigen, treten oft als Hoffnungsträger für eine Veränderung der Verhältnisse an, werden aber oft rasch von einem System, das ihnen verlockende Machtbefugnisse beschert, absorbiert. Die Brücke von der Gesellschaftskritik zu einem kritischen Blick auf den eigenen Betrieb zu schlagen, schaffen nur wenige. Da es von es der künstlerischen Seite offenbar schwierig ist, an die Dominanzverhältnisse heranzukom¬men, soll in dieser Lehrveranstaltung versucht werden, sich dem System genau von anderen, nämlich der nichtkünstlerischen Seite zu nähern: Seit den 1990ern versuchen die Critical Management Studies, die klassische Managementlehre im Sinne der kritischen Theorie und des französischen (Post-)Strukturalismus im Gefolge Foucaults aufzurollen. Dabei wird die klassische – in der Effizienzlogik verhaftete und beste¬hende Dominanzverhältnisse zementierende – Managementlehre ebenso in Frage gestellt wie Hierar¬chien mit ihren hohen sozialen Kosten. Ziel dieser Lehrveranstaltung soll es sein, die Grundlagen der der Critical Management Studies kennenzulernen und im Anschluss daran den Theaterbetrieb damit auszu-leuchten: Insbesondere sollen dabei Produktionsverhältnisse, arbeitsrechtliche Asymmetrien und prekäre Beschäftigungsverhältnisse in den Fokus genommen werden. Neben dem analytischen Blick sollen in einem weiteren Schritt Transfermöglichkeiten dergestalt ange¬dacht werden, wie ein Theaterbetrieb den emanzipatorischen Anspruch, den er an die Gesellschaft stellt, auch im Inneren leben kann. Es ist dies eine Entwicklung, die das klassisch instrumentale Kulturmanage¬ment bis dato nicht befriedigend leisten konnte, da es sich entweder als performativer Diener einer machtbewussten Kunst sah oder als eigenberechtigte kreative Kraft die Entscheidungs- und Deutungsho¬heit selbst übernehmen wollte. Insofern soll untersucht werden, wie das Wesen der kritischen Theorie und des (Post-)Strukturalismus ausgerechnet über den Umweg einer progressiven Managementlehre Einzug in die Leitungsetagen von Theatern finden kann. Literatur: Alvesson, M. (Hg.) (2011). Classics in Critical Management Studies, The International Library of Critical Writings on Business and Management, vol. 17. Cheltenham: Edward Elgar Alvesson, M., T. Bridgman und H. Willmott (Hg.) (2011) The Oxford Handbook of Critical Management Studies, Oxford: Oxford Univ. Pr. Fournier, V., and Ch. Grey. "At the Critical Moment: Conditions and Prospects for Critical Management Studies." Human relations 53, no. 1. Grey, Ch., and H. Willmott (2005) Critical Management Studies: A Reader. Oxford: Oxford Univ. Pr. Heskia, T. (2019). "Fragen der Macht: Disziplin und Vereinnahmung am Theater" Zeitschrift für Kulturmanagement 5, no. 2 Mandel, Birgit (2009). "Kulturmanagementforschung. Ziele, Fragestellungen, Forschungsstrategien." In Jahrbuch für Kulturmanagement, hg. von S. Bekmeier-Feuerhahn, K. van den Berg, S. Höhne, R. Keller, A. Koch, B. Mandel, M. Tröndle und T. Zembylas. Bielefeld: transcript. Schmidt, Thomas (2017). Theater, Krise und Reform: Eine Kritik des Deutschen Theatersystems. Wiesbaden: Springer Schmidt, Thomas (2019). Macht und Struktur Im Theater: Asymmetrien Der Macht. Wiesbaden: Springer Spicer, André, Mats Alvesson, and Dan Kärreman (2009) "Critical Performativity: The Unfinished Business of Critical Management Studies." Human relations 62 Tröndle, M. (2006). Entscheiden Im Kulturbetrieb : Integriertes Kunst- Und Kulturmanagement. Bern: Ott.

Kunst und Rassismus. Das Beispiel der afroamerikanischen Musikkultur des 20. Jahrhunderts (Seminar)

Dozent/in: Christoph Behnke

Termin:
Einzeltermin | Do, 07.04.2022, 10:15 - Do, 07.04.2022, 11:45 | C 40.530 Seminarraum | .
Einzeltermin | Do, 14.04.2022, 10:15 - Do, 14.04.2022, 11:45 | C 40.530 Seminarraum | .
Einzeltermin | Fr, 03.06.2022, 14:00 - Fr, 03.06.2022, 20:00 | C 11.308 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 10.06.2022, 14:00 - Fr, 10.06.2022, 20:00 | C 11.308 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 24.06.2022, 14:00 - Fr, 24.06.2022, 20:00 | C 11.308 Seminarraum | .

Inhalt: Das Seminar beginnt mit der Sichtung von Theorien zum Thema Rassismus, die sich historisch auf die US-amerikanische Gesellschaft beziehen (Wacquant 2002, Fields & Fields 2012). Gezeigt werden soll, dass die unter den Bedingungen eines offenen Regimes des Rassismus in den USA entstandene afroamerikanische Musikkultur bis in die heutige Zeit von dieser Erfahrung geprägt ist. Ein Feld kultureller Produktion entsteht in den USA in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: im Vordergrund steht die Dominanz kommerzieller Motive und die Segregation nach „rassischen“ Kriterien - mit dem Ergebnis, dass bis heute, wie Radano schreibt, „American listeners remain committed to the belief that racial differences could be heard in music, and this belief motivated performers to produce styles that affirmed colorline thinking” (Radano 2010). Nachgezeichnet werden soll, wie unter den Bedingungen der Segregation eine bis heute wirksame musikalische colorline entstand. Ausgangspunkt bildet die Beschäftigung mit Blackface Minstrelsy, zu der eine Reihe inzwischen klassischer Studien vorliegen (u.a. Lott 1992). Sozialhistorische Studien werden herangezogen, um den Eintritt von afroamerikanischen AkteurInnen unter den Bedingungen der Segregation in das musikalische Feld nachzuzeichnen (Abbott & Seroff, 2008). Typisch für diese erste Phase (um 1900) ist die Rassifizierung der Musik; AfroamerikanerInnen konnten nur unter der Bedingung erkennbarer “black music” Teil des Feldes werden. Dies ging einher mit Exotisierung und dem Kult des Authentischen (Miller 2010, Nunn 2015). Ein paradoxer Effekt der musikalischen Segregation besteht darin, dass “black music” zurückwirkte in die kommerziell motivierten Segmente des musikalischen Feldes und von weißen Produzenten und MusikerInnen appropriiert wurde. Zudem war sie kommerziell erfolgreich wie in den 1920er Jahren am Beispiel von Bessie Smith gezeigt werden kann (Davis 1998). Die Erfindung von “race records” gab der musikalischen colorline auch eine kommerziell aufgestellte Struktur. In den 1960er Jahren erlangt „black music“ eine führende Rolle im Segment der Popmusik. Am Beispiel der Musik von Jimi Hendrix wird gefragt, ob unter den neuen Bedingungen weiterhin von einer musikalischen colorline gesprochen werden kann. Hendrix, dessen Musik inspiriert war durch die „black music“ des Jazz und Blues, nahm zugleich Elemente „weißer“ Popmusik der 1960er Jahre auf (z.B. Bob Dylan) und wurde zum Superstar aufgrund seiner Attraktivität für weiße Jugendliche. Die Kritik an dieser Entwicklung ist zugleich eine Diskussion über die musikalische colorline und den Mechanismus der Cultural Appropriation (Tate 2003). Weitere auf dem Hintergrund dieser Problematik geschriebene Studien zu den 1960er Jahren (Adelt 2010, George 1988) und später (u.a. Eminem und Amy Winehouse) sollen im Seminar behandelt werden. Abschließend soll versucht werden, die auf die musikalische colorline bezogenen Analysen auf rezente Theorien zu beziehen. Eine Variante könnte das Thema „Cultural Appropriation“ sein (Ziff and Rao 1997; Hall 1997) welches jüngst in der Studie „White Negroes“von Lauren Michele Jackson aufgenommen wurde. Die um den Begriff „Afropessimism“ (Wilderson 2020) kursierenden Diskussionen könnten eine andere Variante abgeben.