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Lehrveranstaltungen

Anthropozän-Wissen: Dispositive der Sichtbarmachung in Wissenschaft und Kunst (Seminar)

Dozent/in: Vera Tollmann

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 16.10.2023 - 02.02.2024 | C 5.310 Seminarraum

Inhalt: Menschliches Handeln hat ökologische Folgen, die verstärkt auftreten. Waldbrände, Hitzewellen, Starkregen, Wassermangel. Wir müssen ganz offensichtlich darauf reagieren, etwa an allen möglichen Ressourcen sparen. Nur wie? Und wo, wann? Mit der Benennung eines menschgemachten geologischen Zeitalters, dem Anthropozän (Crutzen und Stoermer 2000), beginnt die Infragestellung moderner Mensch-Natur-Verhältnisse und ihrer Wissensproduktion in der Wissenschaftsforschung, feministischen Theorie, Anthropologie und in den Medienwissenschaften. Die Setzung löste einen Paradigmenwechsel von Dualismen zu Verkettungen (von Natur und Kultur, Subjekt und Objekt) aus. Die Wissenschaft vom Anthropozän ist von „mehr-als-menschlichen Beobachtungsagenzien bevölkert, die menschliches Handeln detektieren und sichtbar machen“: Satelliten, Sensoren, Computer (Folkers 2020). Der französische Soziologe Bruno Latour Latour argumentiert, dass James Lovelocks ebenso berühmte Gaia-Hypothese uns dabei helfen kann, die veränderten Verhältnisse zu verstehen. Sie legt den Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen, die uns ermöglicht, mit dem neuen Klimaregime zu leben. Gleichzeitig wird der Anthropozän-Begriff kritisch gesehen und damit verknüpfte epistemologische Probleme und Positionen gilt es zu hinterfragen und durch alternative Konzepte wie Post-Anthropozän, Capitalocene, Chthulucene, Anthrobscene oder Mediocene weiterzudenken. Im Bereich künstlerischer Forschung entstehen (multi-)mediale Installationen, die sich mit diesen Fragen visuell auseinandersetzen und Wissen und alternative Zukünfte veranschaulichen. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit den Konzepten, welche die medialen Epistemologien im Anthropozän verhandeln oder ablösen. Dazu zählen unter anderem medianatures (Parikka 2012), naturecultures (Haraway 2003), arts of living on a damaged planet (Gan et al. 2017), sacrifice zones (Lerner 2010), anthropocene knowledge (Edwards 2017), white geology of media (Yusoff 2019).