Studentisches Start-up entwickelt biologisch abbaubare Masken

15.02.2021 Lea Lensky und Victor Büchner wollten nicht nur einen gesünderen Schutz produzieren, sondern auch ein Umweltproblem lösen. Sie gründeten die Firma „Holy Shit“ und stellen jetzt ihr erstes Produkt, die VivaMask vor.

Victor Büchner, Lea Lensky und Prof. Dr. Michael Braungart ©privat
„Wir haben gegründet, um nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern tatsächlich etwas zu ändern.“ (Das Bild wurde vor Beginn der Pandemie aufgenommen)

Schon zu Beginn der Pandemie bemerkten Lea Lensky und Victor Büchner den zunehmenden Müll durch Masken. Medizinische Masken bestehen in der Regel aus Polypropylen, ein schwer abbaubares Material. Schon lange gehören die beiden Studierenden zum Team von Prof. Dr. Michael Braungart, Professor für Ökodesign. Der Umweltchemiker begründete das Cradle to Cradle-Prinzip: Grundlage ist ein Produktdesign, bei dem Abrieb- und Verschleißprodukte, sowie solche, die in biologische Systeme gelangen können, der Natur als Nährstoff zurückgeführt werden. Technische Nährstoffe sollen „ewig“ wiederverwendet werden können. Produkte werden von Anfang an entsprechend dieser Prinzipien designt - auch die VivaMask. Bei der Entwicklung konnten Lea Lensky und Victor Büchner auf erprobte Stoffe zurückgreifen: Das biologisch abbaubare Material Lyocell wird bereits seit längerem etwa in der Modebranche verarbeitet. Es besteht aus Cellulose, die aus Buchen- oder Eukalyptus-Bäumen gewonnen wird. „Dabei wird etwa zehnmal weniger Wasser und sechsmal weniger Fläche benötigt als beim Baumwoll-Anbau“, erklärt Victor Büchner. Eine Besonderheit seien die ebenfalls biologisch abbaubaren, elastischen Ohrenbänder der Masken. Der 22-jährige studiert International Business Administration & Entrepreneurship am Leuphana College. Lea Lensky belegt gleich zwei Bachelor-Programme, Betriebswirtschaftslehre und Kulturwissenschaften: „Wir haben gegründet, um nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern tatsächlich etwas zu ändern.“

Ihre Community-Maske soll aber nicht nur der Umwelt, sondern auch den Träger*innen nützen: Laut Angaben des Hamburger Umweltinstituts e.V. - unter Leitung von Prof. Dr. Michael Braungart - enthalten die dort untersuchten Einwegmasken „teils erhebliche Mengen an Schadstoffen“ wie etwa „flüchtige organische Kohlenwasserstoffe und Formaldehyd“. Zudem können gerade beim Tragen lungengängige Mikroplastikfasern eingeatmet werden, die sich dann im menschlichen Organismus anreichern können. „Wir wollen mit dem Start-up die Industrie auffordern, endlich gesunde Masken herzustellen. Viele Masken werden in China hergestellt. Eine Umwelt- oder Gesundheitsdebatte gibt es dort kaum“, sagt Michael Braungart. Das Material der Masken sei nicht nur gesund, sondern auch waschbar, in der Natur vollständig biologisch abbaubar und sollen das Wachstum von Bakterien hemmen.

Da Lea Lensky und Victor Büchner mitten im Lockdown gründeten, erfolgten alle Schritte des Projektes digital: „Die Stoffproben haben wir uns zuschicken lassen, alle Meetings liefen per Video-Call“, berichten beide. Nach nicht einmal einem halben Jahr ist ihr Produkt VivaMask auf den Markt gekommen und kann online bestellt werden. Auch auf die aktuelle Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske haben die beiden Gründer*innen eine Antwort. Die Mund-Nase-Bedeckung enthält ein Fach für eine FFP2-Einlage: „Jetzt arbeiten wir mit Hochdruck an der Zertifizierung unserer Masken.“