M.A. Governance and Human Rights: Heike Alefsen – „Bleibt beharrlich!“

26.04.2021 Die Juristin und UNO-Mitarbeiterin lehrt seit Einführung des berufsbegleitenden Masters an der Professional School. Schon als Schülerin setzte sie sich bei Amnesty International ein, baute später unter anderem im Nachkriegs-Sarajevo ein Büro für den Europarat auf und ist seit fast 20 Jahren bei den Vereinten Nationen beschäftigt.

PS-Lehrende Heike Alefsen ©Privat
"Man ist in einer Gemeinschaft von Leuten, die für die Menschenrechte einstehen.“

Heike Alefsens wichtigster Rat für Menschenrechtler*innen: „Bleibt dran! Menschenrechte durchzusetzen, ist eine langfristige Aufgabe.“ Die UNO-Beamtin hat den Studiengang „M.A. Governance and Human Rights“ an der Leuphana Professional School mit aufgebaut und ist seit Beginn an Lehrende: „Wenn man etwas ändern will, kommt man allein mit moralischen Apellen nicht weiter. Es ist eine fundierte akademische Ausbildung nötig, um Menschen argumentativ überzeugen und Systeme verändern zu können“, sagt Heike Alefsen. Im Studiengang lehrt sie unter anderem zu den Überprüfungsmechanismen von Menschenrechtsabkommen.

Sie selbst hat sich bereits als Schülerin bei Amnesty International (AI) engagiert und während des Studiums im damaligen UdSSR-Team von AI in London gearbeitet. Nach dem Studium der Angewandten Sprach-und Kulturwissenschaften in Deutschland ging sie an die University of Essex, wo sie einen Master-Studiengang International Human Rights Law belegte. Gleichzeitig war sie bei der Rechtsabteilung von Amnesty Internationals Internationalem Sekretariat beschäftigt.

Prägend war für sie die Weltkonferenz für Menschenrechte 1993 in Wien. Damals kamen Vertreter*innen fast aller Länder der Welt zusammen und bekannten sich zu ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen. Heike Alefsen selbst unterstützte damals die Arbeit der Zivilgesellschaft: „Die 90er Jahre waren die Zeit der Weltkonferenzen, sei es für Umwelt, Frauen, Menschenrechte. Der Multilateralismus ist heute leider bedroht. Aber ich hoffe, dass der Geist der Konferenz weiter Wirkung zeigt“, sagt Heike Alefsen.

Sie wechselte in die Menschenrechtsabteilung des Europarats in Straßburg, arbeitete dort mit den neuen Mitgliedsstaaten in Osteuropa und baute in Sarajewo nach Ende des Bosnienkriegs ein Büro der Organisation auf: „Wir haben das Land nach dem Konflikt bei der Entwicklung rechtsstaatlicher Institutionen unterstützt“, berichtet Heike Alefsen.

Seit fast 20 Jahren ist sie nun bei der UNO tätig und bezeichnet sich selbst als Menschenrechtsschaffende. Sie blickt auf zahlreiche berufliche Stationen bei der UNO zurück: New York, Genf, Thailand, Myanmar und Bangladesch. Zurzeit ist sie Regionalvertreterin für den Pazifik der Menschenrechts-Hochkommissarin der UNO und leitet auf den Fidschi-Inseln das Büro der Organisation. Zu deren Zuständigkeitsgebiet gehören Australien, Neuseeland und 14 pazifische Inselstaaten: „Die Menschenrechtslage ist hier im Allgemeinen weniger angespannt als in anderen Teilen der Welt, aber es gibt viele Herausforderungen in der Region, so die Auswirkungen des Klimawandels, oder strukturelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Leider haben hier zwei von drei bereits Gewalt erfahren“, berichtet Heike Alefsen. Sie und ihr zwölfköpfiges Team arbeiten in der Region mit Vertreter*innen aus Politik, Justiz und Gesellschaft: „In einigen der Länder gibt es nur eine eingeschränkt unabhängige Justiz, sonstige demokratische Strukturen sind unterentwickelt oder Menschen wissen nicht um ihre Rechte.“ Obwohl der Pazifik von Covid-19 weitgehend verschont geblieben ist, hat die Pandemie doch starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Sozialwesen und schränkt politische und zivile Rechte ein. Die Vertreter*innen der UN informieren, verhandeln und versuchen zu verändern. Es ist ein Prozess, der Geduld erfordert, aber auch die Stimme der Zivilgesellschaft hörbar macht.

Heike Alefsen profitiert von dem Austausch mit den Studierenden im Masterprogramm „M.A. Governance and Human Rights“. Sie unterrichtet unentgeltlich, da sie als UNO-Mitarbeiterin keine weitere bezahlte Arbeit annehmen kann: „Es ist schön, mit Studierenden zusammenzuarbeiten. Wir haben sehr gute Teilnehmende, die lernen und in ihren Heimatländern, in ihrem beruflichen oder auch privaten Umfeld etwas ändern möchten. Man ist in einer Gemeinschaft von Leuten, die für die Menschenrechte einstehen.“

Der berufsbegleitende Studiengang M.A. Governance and Human Rights vermittelt Governance-Prinzipien und ihre Anwendung, um den Schutz von Menschenrechten voranzutreiben. Die Kurse finden fast ausschließlich online statt und werden in englischer Sprache durchgeführt.