Science behind Sports: equalchamps unterstützt Sportlerinnen
Lücken zwischen Leistungen und Gehaltschecks
15.08.2024 Faszinierende Wettkämpfe haben Millionen Menschen in aller Welt begeistert. Die Olympischen Sommerspiele in Paris waren auch wieder ein Markt der finanziellen Möglichkeiten. Großereignisse dieser Art bieten den Sportler*innen am Rande der Stadien und Arenen immer auch Chancen auf neue Verträge, attraktive Sponsoringszusagen und verbesserte Trainingsbedingungen. Die Welt der Geschlechter ist aber nach wie vor geteilt. Das Lüneburger Start-up equalchamps arbeitet daran, für gleiche Leistung auch eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern zu erreichen. Das ist noch ein weiter Weg. Aber equalchamps, das auch bei Olympia in Paris vor Ort aktiv war, ist im Dienst der Sportlerinnen zunehmend erfolgreich.
Ausgründung aus der Leuphana
„Genau hier setzen wir an – und sportliche Großereignisse wie eine EM oder Olympia bieten die notwendige Aufmerksamkeit, die wir brauchen“, erklärt Lina Soffner. Sie ist neben Laura Elbers die Mit-Gründerin und Geschäftsführerin von equalchamps, das 2021 nach dem Studium aus der Leuphana heraus gestartet wurde. Lina Soffner hat Management & Entrepreneurship studiert.
Heute arbeitet ein Dreier-Team für die bessere Positionierung der Frauen im Sport. Ziel sei es, die Steigerung der Sichtbarkeit und Wertschätzung des weiblichen Leistungssports durch eine Beratung und Begleitung zu erreichen, was dann zu einem Abbau der finanziellen Unterschiede führe. „Mit dem Wissen von equalchamps sind die Sportlerinnen in der Lage, sich professionell zu positionieren“, sagt Lina Soffner im Interview.
- Wie sieht der Vergleich aus – wer schöpft die lukrativen Sponsoring- oder Werbeverträge beziehungsweise die Gehälter ab?
Lina Soffner: Das Gefälle ist enorm. 93 Prozent des weltweiten Sponsoringvolumens ist auf den Männersport fokussiert. Sportlerinnen leisten nicht weniger. Viele brauchen deshalb eine professionelle Unterstützung, um geeignete Unternehmen für gute Sponsoringverträge zu finden. Hier liegen Chancen, denn die Strategien und Werte der Firmen können wir mithilfe unseres Matching-Algorithmus analysieren und mit strategisch passenden Sportarten und den weiblichen Persönlichkeiten zusammenbringen. Das machen wir.
- Was bietet in der Rückschau auf Paris, Olympia, um die Ungleichheiten abzubauen?
Lina Soffner: Aufmerksamkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Sportlerinnen können sich in den Wettkämpfen und medialen Auftritten bestens präsentieren – sie begeistern durch Teamgeist und Nahbarkeit und haben gleichzeitig das Zeug, Entschlossenheit und Kampfgeist zu zeigen. Das strahlt auch auf den Nachwuchs aus. Wir wissen, wie wichtig Sport für die persönliche Entwicklung ist, welche gesellschaftliche Integrationskraft im Sport liegt. Fördern wir weibliche Vorbilder, zieht das junge Mädchen und Jugendliche nach. Die Vereine profitieren davon und letztendlich auch unsere Gesellschaft.
- Während der Fußball-EM kündigten Dänemarks Nationalspieler an, auf eine Gehaltserhöhung zu verzichten, um dem Frauen-Team bessere Bezahlung zu ermöglichen. Im Deutschen Fußballbund hingegen gibt es noch kein "Equal Pay". Muss man sich bei der dänischen Herren-Nationalmannschaft für diese internationale Vorbildfunktion bedanken?
Lina Soffner: Ja eindeutig, sie haben ein sehr gutes Zeichen gesetzt. Das ist auch wichtig, denn gerade im Fußball klaffen die Unterschiede noch weit auseinander. Die Frauen EM 2022 hat für viel Aufmerksamkeit und Begeisterung gesorgt. Und sie hat Zuschauer- sowie Einschaltrekorde geknackt. Aber die finanziellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind nach wie vor extrem: Laut der Sportschau-Umfrage von 2023 erhalten rund ein Viertel der Spielerinnen der ersten und zweiten Bundesliga keine Gehälter. Ein Drittel der Spielerinnen verdienen maximal 500 Euro brutto pro Monat. Die Fußballspielerinnen fordern allerdings nicht „Equal Pay“, sondern setzen sich für einen Mindestlohn ein. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass sich die Rahmenbedingungen und Gehaltsstrukturen im Frauenfußball ändern müssen.
- Bieten sich dem Mittelstand – wenn man an die Lüneburger Wirtschafts-Region denkt – aus Ihrer Sicht somit neue Möglichkeiten, wenn eine Förderung von Sportlerinnen überlegt wird?
Lina Soffner: Traditionell denken viele bei Sponsoring an Männerfußball und Millionen-Deals. Das ist im Leistungssport der Frauen anders. Hier können Unternehmen mit weniger Budget eine größere Wirkung erzielen. Der Männerbereich ist gesättigt und teuer. Als Unternehmen geht man in der Masse unter. Im Frauensport kann man als Vorreiter glänzen und sich vom Wettbewerb abheben. Da in den letzten Jahren die Medienpräsenz und Berichterstattung über Frauensport deutlich gestiegen ist, kann dies zu höherer regionaler Sichtbarkeit führen. Studien zeigen, dass Frauen 80% der Kaufentscheidungen treffen, somit können auch hier Sportlerinnen als Markenbotschafterinnen eine starke Bindung schaffen, was den Umsatz steigern kann. Zuletzt steht man mit einem Sponsoring über equalchamps für die Geschlechtergerechtigkeit im Sport. Dies wirkt sich positiv auf die Arbeitgeberattraktivität aus.
- Vielen Dank für das Gespräch!