Sozialwissenschaftliche Bildung: Mehr Nachhaltigkeit für Fachkräfte der Zukunft

28.10.2024 Die Metall- und Elektroindustrie ist eine Schlüsselbranche der Nachhaltigkeitstransformation, denn sie ist energieintensiv und stark abhängig von globalen Lieferketten. Das Forschungsvorhaben des Bildungswissenschaftlers Prof. Dr. Harald Hantke entwickelt und evaluiert ein Fort- und Weiterbildungskonzept für Ausbilder*innen zur Mitgestaltung der Transformation. Strategische Partnerin ist die IG Metall.

©Dr. Marietta Hülsmann
"[D]ie Transformation kann nur gelingen, wenn zum selbstbestimmten Handeln befähigt wird und sich die Handelnden hierbei nicht entmündigt fühlen", erklärt Prof. Dr. Harald Hantke.

Lieferkettengesetz, Energieeinsparung oder zirkuläres Wirtschaften: Nachhaltigkeit ist seit 2021 Teil der Ausbildungsordnung unter anderem von Industriekaufleuten, Elektroniker*innen für Automatisierungstechnik und Industriemechaniker*innen. „Obwohl sich viele junge Menschen für Nachhaltigkeit engagieren, erleben wir auch, dass sich nicht alle bei der Transformation mitgenommen fühlen. Dann etwa, wenn Nachhaltigkeit im Berufsalltag eher als Auflage und weniger als Gestaltungsmöglichkeit verstanden wird“, sagt Prof. Dr. Harald Hantke, Juniorprofessor für sozialwissenschaftliche Bildung. 

Das Forschungsvorhaben „Nachhaltigkeit in Berufen der Metall- und Elektroindustrie“ (NiME) möchte deshalb nicht nur aufzeigen, wie (Berufs-) Handeln mit Zielen der Nachhaltigkeit verknüpft werden kann. Das Vorhaben will auch die Selbstwirksamkeit der Handelnden in den Blick nehmen: „Die Auszubildenden, aber auch die Ausbilder*innen sollen erleben: Ich habe im Beruf Anknüpfungspunkte, an denen ich zur nachhaltigen Transformation beitragen kann. Denn die Transformation kann nur gelingen, wenn zum selbstbestimmten Handeln befähigt wird und sich die Handelnden hierbei nicht entmündigt fühlen“, erklärt der Forscher und fährt fort: „Wichtig hierfür ist beispielsweise ein souveräner Umgang mit Komplexitäten, Widersprüchen, aber auch Konflikten. Von daher gilt es, im Kontext der Entwicklung von Lehr-Lern-Prozessen Gelingensbedingungen für einen derartigen Umgang mit der Transformation zu identifizieren.“

Das Team um Harald Hantke hat zunächst Dokumenten- und Arbeitsplatzanalysen sowie einen Scoping-Workshop mit Ausbilder*innen durchführt. „Wir haben uns beispielsweise die Ausbildungsordnungen und die Rahmenlehrpläne angesehen und dabei zahlreiche Anknüpfungspunkte, aber auch Widersprüche zwischen Nachhaltigkeit und dem Berufshandeln identifiziert“, berichtet die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Stella Heitzhausen.

In den kommenden zwei Jahren entwickeln und evaluieren die Forschenden Pilot-Workshopreihen mit 20-40 ausbildenden Personen nach dem Prinzip Train-the-Trainer. Ausgangspunkt sind die Erkenntnisse des Leuphana-Modellversuchs „Nachhaltige Resonanzräume in der Lebensmittelindustrie“ (NaReLe). „Unsere strategische Partnerin ist die IG Metall, die die Workshops mit uns gemeinsam durchführt“, erklärt Stella Heitzhausen. Im Rahmen der zwei Jahre des Forschungsvorhabens sollen zunächst 320-640 Auszubildende erreicht werden. Das fertiggestellte Fort- und Weiterbildungskonzept wird zum Ende des Projekts über das WAP-Portal der IG Metall zur Verfügung gestellt und dann von Bildungsreferent*innen der IG Metall umgesetzt. 

Das Verbundprojekt wird im Rahmen des Programms „Nachhaltig im Beruf - zukunftsorientiert ausbilden“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) mit insgesamt rund 500 000 Euro gefördert. 250 000 Euro fallen an die Universität Bielefeld, die andere Hälfte an die Leuphana. 

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  • Prof. Dr. Harald Hantke