Transformation: Wilde, schützenswerte Karpaten

11.11.2024 Im transdisziplinären Lehr-Forschungsvorhaben „ProBioTIC“ entwickeln Studierende der Leuphana Lerninterventionen, die das Bewusstsein für den Wert von Biodiversität schärfen sollen.

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Prof. Dr. Daniel Fischer und Senan Gardiner bei einem Workshop mit Nachwuchswissenschaftler*innen in den Karpaten.
©Leuphana/Teresa Halbreiter
Über die dramatischen Konsequenzen des Biodiversitätsverlusts wird nur innerhalb der Fachdisziplinen gesprochen, erklärt Prof. Dr. Daniel Fischer.

Nirgends in Europa ist die Natur unberührt. „Aber in den Karpaten finden wir noch sehr gut funktionierende Ökosysteme, teils mit großen Fleischfressern wie Bären oder Wölfen sowie eine hohe Vielfalt an Insekten und eine beeindruckende Vogelwelt“, sagt Senan Gardiner. Der Bildungswissenschaftler koordiniert das transdisziplinäre und transformierende Vorhaben ProBioTIC: Studierende der Umweltwissenschaften an der Leuphana entwickeln Lerninterventionen für junge Forschende in den Karpaten: „In der Region zwischen der Ukraine und Slowakei laufen zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit dem Wert der Biodiversität beschäftigen. Die jungen Wissenschaftler*innen dort sind oft stark disziplinär ausgerichtet und schaffen es meist nicht, mit der Politik oder der Öffentlichkeit in Kontakt zu kommen“, berichtet Professor Dr. Daniel Fischer, Professor für Nachhaltige Entwicklung und Sachunterricht, er ist zudem der Projektleiter. 

Die Folge: Über die dramatischen Konsequenzen des Biodiversitätsverlusts wird nur innerhalb der Fachdisziplinen gesprochen. Umgekehrt bleiben kritische Fragen der Bevölkerung unbeantwortet: „Naturschutz und wirtschaftliche Interessen gehen nicht immer Hand in Hand“, erklärt Senan Gardiner. 

Hier kommen die Lerninterventionen ins Spiel: Sie sollen Verständnis schaffen und für den hohen Wert der Biodiversität sensibilisieren. Die Nachwuchsforschenden in den Karpaten bekommen sie an die Hand, um leichter mit der lokalen Bevölkerung oder Politiker*innen ins Gespräch zu kommen. Studierende erarbeiten Formate während eines transdisziplinären Moduls, das für Bachelor- und Masterstudierende an den Universitäten Lüneburg und Krakau unterrichtet wird. „Hierbei kann es sich beispielsweise um Kampagnen zur Koexistenz von Bär und Mensch handeln, den touristischen Wert von Biodiversität oder nachhaltigen Lebensmittelkonsum.“

Hintergrund ist die Karpatenkonvention, ein grenzübergreifendes Abkommen zum Schutz der artenreichsten Region Europas. Zu den Zielen der Karpatenkonvention zählen neben Umweltschutz und nachhaltiger Nutzung der landschaftlichen und biologischen Vielfalt unter anderem auch die Umsetzung von Programmen zur Förderung des Bewusstseins und Wissens über ökologische Zusammenhänge in der Bevölkerung.

Das Projekt versucht, dieses Problem durch die Ausbildung junger Biodiversitätsexpert*innen aus den Karpatenländern zu lösen, damit sie ihr Fachwissen mithilfe transdisziplinärer BNE-Methoden an Interessengruppen aus der Zivilgesellschaft und Politik weitergeben können. Zu den Aktivitäten gehören zudem zwei Sommerakademien für Nachwuchsforscher*innen. Die Ergebnisse dieser Aktivitäten werden zur Entwicklung von politischen Empfehlungen genutzt, um die Förderung nachhaltiger Aktivitäten und damit die Biodiversität in der Region langfristig zu unterstützen.

Kontakt

  • Prof. Dr. Daniel Fischer