Promotionspreis: Dr. Lars Döpking – Wie Steuern den Staat formen

17.02.2025 Die Dissertation über italienische Steuerstaatlichkeit wurde bereits 2023 mit dem Leuphana Promotionspreis ausgezeichnet. Nun erhielt der Soziologe auch den Max-Weber-Preis für Nachwuchsforschung. Lars Döpking forscht heute in Rom.

©DHI Rom/Giulia Comito
„Steuern begründen wohl eine der stabilsten und doch oftmals kaum wahrgenommenen Beziehungen zwischen Staaten und ihren Bürger*innen in kapitalistischen Demokratien“, sagt Dr. Lars Döpking.

Dolce Vita, Korruption, Schulden - und der deutsche Michel zahlt mal wieder alles? „Nach dem Ausbruch der Schuldenkrise 2011 kolportierten gerade deutsche Medien dieses Narrativ. Tatsächlich aber zahlt der italienische Steuerzahler seit den 90er Jahren mehr Steuern als Deutsche im Vergleich zur Wirtschaftsleistung des Landes“, erklärt Dr. Lars Döpking. 

In seiner rund 500-seitigen Dissertationsschrift „Fiskalisierte Herrschaft. Transformationen des italienischen Steuerstaates, 1946-2018“ zeichnete er die Geschichte Italiens aus der Perspektive des Fiskus nach: „Steuern begründen wohl eine der stabilsten und doch oftmals kaum wahrgenommenen Beziehungen zwischen Staaten und ihren Bürger*innen in kapitalistischen Demokratien“, erklärt der Forscher. In Italien kam es etwa während der Schuldenkrise zu Ausschreitungen oder sogar Selbstmorden von Selbstständigen, die ihre Steuerschulden nicht zahlen konnten. Hintergrund war eine rigide Haushaltspolitik. Erst die „Whatever it takes“-Rede des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi milderte die Spannungen.

Für seine Arbeit wurde Lars Döpking bereits 2023 mit dem Leuphana Promotionspreis ausgezeichnet und erhielt nun den Max-Weber-Preis für Nachwuchsforschung, der vom Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien vergeben wird. Der mit insgesamt 1500 Euro dotierte Preis wird von der Sparkassenstiftung Erfurt gefördert und alle zwei Jahre für herausragende Dissertations- oder Habilitationsschriften auf dem Gebiet der interdisziplinären kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung verliehen: „Für mich sind beide Auszeichnungen eine besondere Ehre“, sagt Lars Döpking. Die Leuphana lobte an seiner Forschung insbesondere „den Dreiklang aus theoretischer Tiefenschärfe, klarer Programmatik und empirischem Detailreichtum.“ 

Lars Döpking studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Geschlechterforschung in Göttingen. „Dort arbeitete ich bereits stark interdisziplinär“, berichtet er. Diese Methodik setzte sich in seiner Dissertation an der Leuphana fort: „Mein Forschungsschwerpunkt ist die historische Soziologie.“ Die Leuphana gab ihm Raum seinen außergewöhnlichen Versuch, eine „Soziologie des Steuerstaates“ zu konzeptualisieren und zu verwirklichen. „Ich habe sehr von den begleitenden Seminaren und Kolloquien profitiert als auch vom Austausch mit den Kommilitonen“, erklärt der Alumnus. Lars Döpking vermittelte das Wissen aus seiner Forschung zudem in mehreren Seminaren. 2024 übernahm er eine Gastprofessur am Institut für Soziologie der Universität Graz.

Heute habilitiert der gebürtige Westfale am Deutschen Historischen Institut in Rom. Das 1888 gegründete Istituto Storico Germanico di Roma ist eines der ältesten der historischen Auslandsinstitute Deutschlands. Es ist seit 2002 Teil der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS) und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.