Startwoche 2025: Was man von einem kopflosen Roboter lernen kann
09.10.2025 Die gut 1500 Erstsemesterstudierenden wollen den niederländischen Performer Daniel Simu und seinen Bühnenpartner Robin kaum gehen lassen. Über ungewöhnliche Akrobatik, einen Bauch voller Technik und eine lebendige Diskussion.

Als Robin auf der Bühne des Libeskind-Auditoriums stürzt, geschieht etwas Unerwartetes. Viele der Studierenden im vollbesetzten Saal erschrecken, manche scheinen sich zu sorgen – andere klatschen. Es ist ein warmer, aufmunternder Applaus, der zu sagen scheint: „Steh wieder auf, du schaffst das!“
Dabei hat Robin nicht einmal einen Kopf. Der etwa einen Meter große, elf Kilogramm schwere Roboter besteht aus einem technischen Korpus, vier dünnen Metallstreben als Gliedmaßen und an deren Ende Hände sowie Füße aus Plastik.
Sein „Vater“ heißt Daniel Simu – ein Ausdruck, den der niederländische Zirkusartist selbst wohl nicht gern hört. „It is just a collection of parts“, sagt er über seinen Bühnenpartner, den Acrobot. Und doch fallen liebevolle Details ins Auge: Robin und Simu tragen dieselben Turnschuhe. Beide wirken vor ihrem Auftritt ein wenig nervös. Vielleicht ist Robin doch mehr als die Summe seiner Einzelteile?
Genau darum geht es in dem spannenden Experiment, das im Zentralgebäude der Leuphana einen intensiven Austausch anstößt. Noch lange nach dem Auftritt zieht sich eine Warteschlange vor der Bühne. Die Erstsemesterstudierenden haben viele Fragen an Daniel Simu: Wie hat sich seine emotionale Beziehung zu Maschinen verändert? Plant er, Robin mit Künstlicher Intelligenz auszustatten? Welche Programmiersprache steckt dahinter?
Simus Fokus liegt auf der körperlichen Auseinandersetzung mit der Maschine. Wie mit einem menschlichen Akrobaten tanzt, balanciert und jongliert er mit Robin. Die Bewegungen sind vorab programmiert – doch schon ein kleiner Fehler im Code kann zu einem missglückten Manöver führen.
In der Diskussion mit den neuen Studierenden geht es auch um eine tieferliegende Sorge: Könnten Maschinen eines Tages Künstler*innen vollständig ersetzen? Daniel Simu glaubt das nicht. Für ihn liegt der Zauber gerade im Zusammenspiel von Mensch und Maschine – und in der Zweckfreiheit seines Roboters. Robin optimiert keinen Ablauf, maximiert keinen Gewinn. Robin ist dazu da, Freude zu bereiten.
Und um Perspektiven zu verschieben: Auf der großen Leinwand prangt das Wort „Innovation“. Daniel Simu lädt die Studierenden zu einem kleinen Experiment ein. Ein Gegenstand soll kreativ von der linken in die rechte Hand gelangen. Schlüsselbunde und Geldbörsen fliegen durch die Luft, über Schultern, um Hüften, über Köpfe.
„Ihr seid jetzt Erfinder*innen“, fasst der Artist zusammen. Und Robin steht auf der Bühne daneben. Obwohl er nicht sprechen kann, zeigt sein Auftritt: Technik muss nicht ersetzten – sondern kann inspirieren.