Heat: A Media Ecological Approach to Climate Sensitivities
18. Nov.
Das Centre for Digital Cultures lädt alle Interessierten herzlich zum Vortrag ein.
- 18.11. / 14-17 Uhr / C40.530 and Zoom
- Vorträge von Ayesha Omer (York University, Toronto) und John Shiga (Toronto Metropolitan University).
- Moderiert von Maren Haffke und Vera Tollmann (Leuphana University of Lüneburg).
- Diese Veranstaltung findet auf Englisch statt. Es besteht die Option zur Online-Teilnahme.
Mediating the Heatwave: Inside Karachi’s Thermal Ecology
Vortrag von Ayesha Omer
Aufgrund steigender Temperaturen und einer gravierenden Strom- und Wasserknappheit kollabierten im Juni 2015 hunderte Menschen in den Straßen von Karachi. Notaufnahmen, Leichenhallen und Friedhöfe waren überfüllt. Die Hitzewelle von Karachi im Jahr 2015 schuf etwas, was ich – basierend auf den Environmental Media Studies, Infrastructure Studies und Urban Studies – eine „thermische Ökologie“ nenne, welche diejenigen sich wandelnden materiellen, geophysikalischen und kulturellen Phänomene umfasst, die das Leben innerhalb einer Hitzewelle ausmachen. Ich zeige auf, dass sich als Reaktion auf die allgegenwärtige Hitze Beziehungen zwischen Medienformen, Systemen und Kulturen neu organisieren.
Ich untersuche drei Fälle einer solchen thermischen Mediation: Erstens, eine Assemblage von Medien des bürgerlichen Medienaktivismus, der über öffentliche und unternehmenseigene Medienplattformen verbreitet wird; zweitens, einen datenberechnungsgestützten städtischen Governance-Plan, der zur Bewältigung künftiger Hitzewellen eingesetzt wird; und drittens, ein gemeinschaftsbasiertes visuelles Medienkunstprojekt, Of Struggle, das den gewaltsamen Verlust menschlichen und nicht-menschlichen Lebens durch Stadtentwicklung dokumentiert und dagegen interveniert. Während sich die aktuelle Forschung mit dem enormen Energieverbrauch digitaler Medien befasst, untersucht dieser Artikel, wie die thermische Ökologie die Formen der Vermittlung sowie die sozialen und ökologischen Lebenswelten, in die diese eingebettet sind, beeinflusst. Er argumentiert, dass die thermische Ökologie – ihre Medienhandlungen, ihre Governance, ihre Imaginäre – dringend untersucht werden muss, da übermäßige, extreme Hitze ein anhaltender Zustand ist und für alle eine ungewisse Zukunft darstellt.
Sounding Ocean Heat
Vortrag von John Shiga
Dieser Vortrag untersucht die Verflechtung von Sound, Hitze, und kolonialer Macht in der Wissenschaftspraxis der akustischen Tomographie, einer Technik, die in den 1970er entwickelt wurde, um die Erwärmung der Ozeane durch die Übertragung von Schall durch den SOFAR-Kanal (deep sound channel) zu messen. Ich werde nachzeichnen, wie Experimente wie der Heard Island Feasability Test (1991) und das Acoustic Thermometry of Ocean Climate Projekt (1996–2006) die Meeresüberwachungssysteme des Kalten Krieges für den Einsatz in der Klimawissenschaft adaptierten und sie zu Instrumenten zur Messung und Visualisierung von Meereswärme umfunktionierten. Diese „friedliche“ Nutzung von militärischer Infrastruktur des Kalten Krieges erweiterte imperiale Vorstellung des ozeanischen Raumes als „oceanus nullius“ (ein leeres, transparentes Medium für die Projektion von Macht) auf technowissenschaftliche Vorstellungen von Klimazukünften und verschleierte gleichzeitig die akustische Dichte des Meeres sowie Projekte der Rohstoffgewinnung sowie Militär- und Kolonialprojekte.
Der Vortrag beleuchtet die beiden dualen Prozesse der Transduktion (die Umwandlung von Meereswärme in akustische Signale und visuelle Aufzeichnungen) und die Substanzialisierung (die Darstellung von Wärme als begrenztes, messbares „Ding“) als in diesem Kontext zentrale Elemente der Arbeit thermischer Medien, wobei das gewaltsame und volatile Phänomen der Meereserwärmung in ein messbares und steuerbares Objekt umgewandelt wird, das extrahierbare Daten liefert und Wert generiert. Ich ende mit der Frage, inwiefern Klimazukünfte sich verändern könnten, wenn wir Meereswärme nicht als ein Objekt, sondern als eine Relation betrachten, die uns mit der Geschichte der Ausbeutung, der Gewalt, und der Gefährdung vieler Arten konfrontiert.
Rückfragen und Kontakt
- Inga Luchs