Vorlesungsverzeichnis

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Veranstaltungen von Dr. Ilsemargret Luttmann


Lehrveranstaltungen

Queerness als Praxis und Konzept: Neue Perspektiven aus Afrika (SBP) (Seminar)

Dozent/in: Ilsemargret Luttmann

Termin:
wöchentlich | Freitag | 08:15 - 09:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 12.001 Seminarraum

Inhalt: In diesem Seminar werden wir zunächst in die spannende Auseinandersetzung um die Versuche einer Theoretisierung afrikanischer Sexualitäten einsteigen. Neben empirischen Studien über die unterschiedlichen konkreten Entwicklungsbedingungen von Homophobie und diversen kulturell geprägten queeren Lebensformen haben wir die Möglichkeit, das Thema gesellschaftlicher Transgression aus der Perspektive afrikanischer Künstler:innen zu betrachten. Wie repräsentiert z. B. die südafrikanische multidisziplinäre Künstlerin Zanele Muholi das Lebensgefühl queerer Menschen in ihrer Fotografie? Wie porträtieren nigerianische Nollywood-Filme die Liebe zwischen zwei Männern? Angesichts der grundlegenden Ambivalenz von Queerness, wo Widerstand und Konformismus so eng beieinander liegen, mögen sie uns verstören. Diese Arbeiten bieten Zugänge, die die Subjektivität und Humanität queerer Existenzen erlebbar machen. Die Queer Studies und das Konzept von Queerness wurden im Laufe der letzten Jahre wegen seiner auf den Westen begrenzten empirischen Grundlage und seiner eurozentrierten Begrifflichkeiten von vielen Wissenschaftler:innen aus dem afrikan. Kontinent kritisiert, die sich infolge dessen für eine Afrikanisierung stark machten. Der Begriff der Homosexualität als universell anerkannte Identitätskategorie wird vielfach in Frage gestellt, insofern als gleichgeschlechtliche sexuelle Praktiken in Afrika in eine komplexe und widersprüchliche Alltagsrealität eingebettet sind. Bei den neuen Ansätzen, vertreten u.a. durch N. S. Nyeck (2021) und Thomas Hendriks (2020), geht es nicht um neue alternative Definitionen, sondern um die Einbettung erotischer Praktiken, Werte, des Denkens und Fühlens in den konkreten umfassenden Lebensalltag, wodurch Sexualität aus seiner Bestimmung als Kern einer Identität herausgelöst und auch die Erwartung an Widerstand gegen Heteronormativität gebrochen wird. Queerness gilt grundsätzlich als paradox und soll als Prozess aufgefasst werden.

Black style matters: Identitätskonstruktionen des Schwarzseins über Mode und Körper (Seminar)

Dozent/in: Ilsemargret Luttmann

Termin:
wöchentlich | Montag | 12:15 - 13:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 14.201 Seminarraum

Inhalt: Dieses Seminar beschäftigt sich mit der Bedeutung und materiellen sowie symbolisch-moralisch-politischen Konstruktion von Mode im postkolonialen Afrika und in der Diaspora unter den Bedingungen der Globalisierung im Sinne einer kapitalistischen Entwicklung mit postkolonialen Prägungen. Grundsätzlich gehen wir der Frage nach, warum bzw. inwiefern Körper/Haare und visuelle Selbstdarstellung so wesentlich für das Selbstverständnis und die Identität von Afrikaner:innen auf dem Kontinent und in der Diaspora sind. Wie sehen diese interaktiven Prozesse aus, die zwischen Mode und race unter unterschiedlichen historischen Bedingungen von Machtungleichheit, Marginalisierung und Rassismus vermitteln? Wegweisend wird dabei die bahnbrechende historische Untersuchung des schwarzen Dandys von Monica Miller (Slaves to fashion, 2009) sein, die von der bewussten Formierung des Schwarz-Seins der Versklavten beim Übergang zur Freiheit bis zu den heutigen Ikonen des Hip Hop reichen. Durch die weitreichenden globalen Einflüsse aus Europa und Amerika, jetzt aber zunehmend auch aus China, wird die Frage der Identitätsbildung zunehmend zu einem kommerziell ausgefochtenen Konkurrenzkampf, der die identitären Grenzziehungen bzw. Behauptungen immer schwieriger macht. Werte der Authentizität lassen sich nicht mehr so leicht artikulieren, da Fake und Original nicht mehr zu unterscheiden sind. Darüber hinaus werden auch die Kategorien von Femininität, Maskulinität und Queerness in Bezug auf afrikanische/schwarze/afropolitische Identität immer wieder neu konstituiert und über den gestylten Körper öffentlich performt. Es liegen interessante neueste Untersuchungen vor, die sich mit diesen Fragen am Bespiel urbaner Modebewegungen in Dakar, Abidjan, Brazzaville, Maputo, Johannesburg, London und Amsterdam beschäftigen. Die Forschung von Monica Miller basiert auf einem historischen Ansatz und analysiert das performative Schwarzsein anhand der historischen Figur des Dandys. Die Aushandlungen moderner, afropolitischer/globaler/transnationaler Kleidungsidentitäten wird mit Hilfe kulturwissenschaftlicher Arbeiten untersucht, die sich mit den globalen Rahmenbedingungen der Identitätskonstruktionen beschäftigen und die Wirkungen der Kolonialität mit einbeziehen. Über eine literatur- und/oder kunstwissenschaftliche Arbeit erhalten die Teilnehmenden Einblick in Repräsentationsformen von Mode/Körper in der Literatur bzw. Fotografie/Kunst. In der Seminardiskussion werden die Ansätze miteinander ins Gespräch gebracht.