Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Differenz - Begriff und Praxis (Seminar)

Dozent/in: Christoph Brunner

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 15.10.2018 - 01.02.2019 | C 3.120 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar befasst sich mit dem philosophisch und kulturtheoretisch zentralen Begriff der Differenz. Differenz meint hierbei nicht zwingend die Unterscheidung von Entitäten, Subjekten oder Perspektiven. Viel eher beschreibt Differenz auch den philosophischen Ausgangspunkt eines Denkens „ursprungsloser Differenz“ als Grund und Grundlage für jegliche Prozesse des Werdens. Eine solche Form primärer Differenz zieht sich von den Philosophien Leibniz‘ bis in die westliche Gegenwartsphilosophie und findet sich insbesondere in den Philosophien Gilles Deleuzes und Jacques Derridas wieder. Dabei geht es nicht nur darum, den Begriff der Differenz dem der Identität gegenüber zu stellen, sondern um eine tiefgreifende Kritik eines binären Denkens in voneinander zu unterscheidenden Substanzen und Entitäten. Anders gesagt, wie ließe sich Differenz als Prozess des Differenzierens und nicht als schon gegebene Unterscheidung begreifen? Diese Frage birgt eine hohe politische, ethische und praktische Relevanz, wenn es um das Verständnis alltäglicher kultureller Dimensionen wie Migration, Geschlecht, Wahrnehmung oder die Subjektkonstitution geht. Begriffe wie das Andere (Lucy Irigaray, Judith Butler), Alterität (Gayatri Spivak, Emmanuel Levinas), Unterschied (Pierre Bourdieu), Verschiedenheit (Friedrich Nietzsche) oder Verhältnis (Karl Marx) und Relation (Edouard Glissant) sind Ausdruck einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit Differenz in Philosophie, Soziologie, feministischer Theorie, Gender Studies und postkolonialer Theorie. Das Seminar sucht seinen Ausgangspunkt in Gilles Deleuzes Werk „Differenz und Wiederholung“ – einer Fundamentalkritik einer auf Identität basierenden westlichen Philosophietradition, die sich von Aristoteles bis in die Gegenwart fortschreibt. Dieser philosophisch anspruchsvolle Einstieg verlangt eine detaillierte und intensive Lektüre und die entsprechende Bereitschaft hierzu. Ausgehend von Deleuze bieten sich mehrere Optionen für die gemeinsame Gestaltung des Seminars an, die es zu Beginn festzulegen gilt. Das Seminar versteht sich als Lektüreseminar und verlangt eine hohe Bereitschaft, sich auf philosophische Texte und Denkweisen einzulassen - dies bedeutet neben der intensiven Lektüre von Texten auch, sich auf einen Prozess des gemeinsamen Diskutierens und einen offenen Umgang mit dem „Nicht-Verstehen“ im Sinne von offenen Fragen einzulassen. Zugleich wird versucht, die philosophischen Begebenheiten immer wieder mit aktuellen Beispielen in Resonanz zu bringen und durch weiterführende Literatur (Seminarapparat und Kursplan) in die fachspezifischen Diskussionen (z.B. Soziologie) und kulturellen Praktiken zu überführen. Hierzu werden auch Gäste aus Kunst (Flavia Mereiles) und künstlerischer Forschung (Grada Kilomba) eingeladen.

Schulden (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 23.10.2018 - 30.10.2018 | C 6.316 Seminarraum
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 06.11.2018 - 22.01.2019 | C 16.222 Seminarraum
Einzeltermin | Di, 29.01.2019, 12:15 - Di, 29.01.2019, 13:45 | C 14.102 b Seminarraum

Inhalt: Der Sozialanthropologe David Graeber hat die gegenwärtige Ära „das Weltreich der Schulden“ genannt. Es begann, so Graeber, am 15. August 1971, als der us-amerikanische Präsident Richard Nixon die Konvertierbarkeit des Dollars in Gold aussetzte und die Zeit virtuellen Geldes einläutete. Weniger als der Tausch scheinen es seither die Schulden zu sein, die die Ökonomien antreiben, zur Finanzialisierung des Kapitals geführt haben und überhaupt die zeitgenössische Kapital-Form charakterisieren. Dabei hat sich offenkundig auch eine regelrechte Kultur und Gesellschaft der Schulden etabliert, in der Schulden die ebenso allgegenwärtige wie flüchtige Sozial-Form darstellen. Obendrein erscheinen die Subjektivierungsbedingungen nun als die einer Schuldenökonomie und es zeichnet sich auch ein neuer Vereinnahmungsapparat der Schulden ab. Mit anderen Worten: Schulden sind auch Subjekt-Form und Macht-Form. So sind denn Schulden auch nicht zufällig zu einem Kernbegriff der theoretisch-politischen Auseinandersetzung mit post-fordistischer Produktion und Subjektivität, Biopolitik, Souveränität und mit Fragen des Gemeinsamen. Das Seminar möchte dieses neue Schuldenparadigma, das das Tauschparadigma ablöst, durch exemplarische Lektüren einschlägiger anthropologischer, philosophischer, soziologischer und kulturtheoretischer Texte historisch und systematisch mit Fokus auf Kapital-Form, Sozial-Form, Macht-Form und Subjekt-Form aufrollen. Es werden u.a. Texte von Walter Benjamin, Werner Hamacher, Marcel Mauss, Friedrich Nietzsche, Annie McClanahan, Maurizio Lazzarato, David Graeber, Marcel Hénaff, Melinda Cooper, Stefano Harney und Fred Moten gelesen.