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Lehrveranstaltungen

Regionale Integration als Fall für internationale Beziehungen: Das Beispiel der Europäischen Union (Seminar)

Dozent/in: Dawid Friedrich

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 08:15 - 09:45 | 15.10.2019 - 28.01.2020 | C 9.102 Seminarraum

Inhalt: Die Teildisziplin der Internationalen Beziehungen (IB) befasst sich mit der (Nicht-) Kooperation souveräner Nationalstaaten. War der Fall der europäischen Integration lange Zeit Gegenstand der IB, ist dies seit den 1990er Jahren deutlich umstrittener, da die Integration eine solche Tiefe erreicht hat, dass die EU von vielen Beobachterinnen als politisches System im Werden, und nicht als Internationale Organisation bezeichnet wird. In diesem Seminar wird jedoch argumentiert, dass die Gegenwart der EU nicht ohne ihre Vergangenheit verstanden und erklärt werden kann – mithin die Erkenntnisse der IB nach wie vor prägend sind. Vor diesem Hintergrund wird das Seminar eine historische Perspektive einnehmen und versuchen, das Heute der EU durch ihr Gestern verständlich zu machen. Die Europäische Union (EU) ist eine bemerkenswerte politische Organisation, die seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg gleichermaßen durch ihre Leistungen und Krisen die Forschung fasziniert hat. Während die EU heutzutage für viele Beobachterinnen vor allem einen großen Markt darstellt und für viele Bürgerinnen durch die gemeinsame Währung und Reisefreiheit präsent ist, hat sie sich auch zu einem wesentlichen politischen Akteur in so unterschiedlichen Politikfeldern wie Umweltpolitik, Außenpolitik und Handelspolitik entwickelt. Die Überreichung des Friedensnobelpreises 2012 an die EU weist jedoch auf ihre womöglich größte Leistung hin, die Abwesenheit von kontinentweiten, kriegerischen Großmachtkonflikten. Nichtsdestotrotz können politische Beobachterinnen kaum umhin, den aktuellen Zustand als beklagenswert zu bewerten: antidemokratische Kräfte gewinnen / haben in vielen EU-Mitgliedsstaaten an Macht gewonnen; die EU Währungsunion ist seit der Finanzkrise 2008 immer noch nicht überwunden (Stichwort Niedrigzins); mit dem Vereinigten Königreich möchte ein Staat erstmals die Mitgliedschaft beenden; außenpolitisch ist sie nach wie vor zahnlos (s. Syrien; Lybien; drohender Handelskonflikt mit den USA). Im medialen Dauerfeuer und dem bewussten Schüren von Dauererregung in den sozialen Medien durch viele Akteure geht allzu leicht unter, dass die heutige EU, ihre Institutionen, ihre Akteure, ihre Prozesse, ihre Leistungen, aber auch ihre Probleme oftmals ältere, historische Wurzeln haben.