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Lehrveranstaltungen

Verhandlungsräume 1: Kunst und Recht (Seminar)

Dozent/in: Clemens Krümmel

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 10:15 - 11:45 | 12.10.2020 - 29.01.2021 | Online-Veranstaltung

Inhalt: Thema dieses Seminars, das der Vorbereitung für die Kunstraum-Ausstellung „Tribunalismus“ im kommenden Sommersemester dient, sind alle Arten von Kontakt, den zeitgenössischer Künstler*innen mit dem Rechtswesen haben. Wie wurde und wie wird vor Gericht oder in rechtlichen Szenerien über Kunst gesprochen? Künstler*innen stehen als Herausforder*innen des Rechts und Besetzer*innen von Rechtsräumen in allen Gesellschaften immer wieder auf sehr unterschiedliche Weise vor Gericht. Dabei muss es ihnen nicht um die Verteidigung ihrer eigenen Arbeit gehen, sie können auch für rechtliche Prinzipien eintreten – oder sich zu Veranstalter*innen juristischer Aushandlungen machen, die in Parallele und oftmals in Zusammenarbeit mit Aktivist*innen und politischen Gruppen die Form von Tribunalen oder öffentlichen Wiederaufführungen zuvor bereits ausgerichteter Begegnungen suchen. Ein populäres zeitgenössisches Beispiel für solche künstlerischen Verfahren wären die Reinszenierungen von Prozessen gegen die russische Punkgruppe Pussy Riot oder den Künstler Piotr Pawlenski, in denen auch ästhetische Fragen diskutiert wurden – aus denen klar werden kann, welche Rolle Kunst in der betreffenden Gesellschaft spielt. Eine der zentralen Arbeiten in der historischen Konzeptkunst ist Robert Morris’ Installation „Hearing“ aus dem Jahr 1972, zu der auch ein gleichnamiges, dreistündiges Hörstück gehört. Darin beschäftigt sich Robert Morris im Stil eines Kreuzverhörs mit den gewandelten Rollen von Kunst und ihren Auswirkungen auf den Kunstbetrieb. Die Beschäftigung mit diesen und ähnlichen Werken stehen im Mittelpunkt dieser praxisbezogenen Veranstaltung. Literatur: legal / illegal. Wenn Kunst Gesetze bricht / Art Beyond Law. Ausst.-Kat. nGbK, Berlin 2004 Gregor Stemmrich: „Kunst als Verhör“. In: ders., Robert Morris – Hearing, Köln 2010 Vikki Bell: The Art of Post-Dictatorship. Ethics and Aesthetics in Transitional Argentina, London & New York 2014 Sandra Frimmel / Mara Traumane (Hgg.), Kunst vor Gericht: Ästhetische Debatten im Gerichtssaal, Berlin 2018

Verhandlungsräume 2: Ausstellung und künstlerische Intervention (Seminar)

Dozent/in: Mirjam Thomann

Termin:
Einzeltermin | Fr, 11.12.2020, 14:00 - Fr, 11.12.2020, 19:00 | C 22.0 Kunst | Kunstraum
Einzeltermin | Sa, 12.12.2020, 10:00 - Sa, 12.12.2020, 17:00 | C 22.0 Kunst | Kunstraum
Einzeltermin | Fr, 22.01.2021, 14:00 - Fr, 22.01.2021, 19:00 | C 22.0 Kunst | Kunstraum
Einzeltermin | Sa, 23.01.2021, 10:00 - Sa, 23.01.2021, 17:00 | C 22.0 Kunst | Kunstraum

Inhalt: Die Künstlerin Mirjam Thomann, die zuletzt die künstlerische Klasse für Mehrdimensionale Kunst an der Kunsthochschule Kassel geleitet hat, ist dieses Semester als Gastwissenschaftlerin an der Leuphana tätig und bietet eine Veranstaltung zu künstlerischen Interventionen im Praxisfeld-Seminar an. Thomanns Interesse gilt der Überschreitung und Reflexion architektonischer, sozialer und institutioneller Ordnungen mit den Mitteln der Skulptur, Installation und mit Text. In ihren ortspezifischen Arbeiten verbindet sie flexible Einbauten aus Konstruktionsmaterialien mit standardisierten Farbpaletten, Alltagsobjekte mit Keramiken, kunstwissenschaftliche Bezüge mit feministischer Theorie. Die Beobachtung, Aktivierung und temporäre Erweiterung des Ausstellungsraums stehen dabei im Zentrum ihrer Beschäftigung. Als Vorbereitung zu Thomanns Beitrag zur Ausstellung "Tribunale", die im Frühjahr 2021 im Kunstraum stattfinden wird, geht es in diesem Seminar um Gemeinschaftsräume als Verhandlungsräume, insbesondere um den Ort der "leeren Mitte". Modelfälle von Raumordnungen einer umstellten Leere finden sich in etlichen gebauten und sozialen Räumen, beispielsweise der Markplatz, das Stadion oder auch der Gerichtsraum. Dessen Pointe besteht darin, dass die Mitte, in der verhandelt wird, immer leer bleibt und alle Beteiligten um diese „Verhandlungssache“ herum sitzen. Die architektonische Idee selbst beantwortet hier also die Frage, wie verhandelt wird. In Lesesessions, räumlichen Versuchsanordnungen, Materialtests und Gruppengesprächen werden in diesem Seminar Betrachtungsweisen, Zugänglichkeiten und Ausschlüsse von Gemeinschaftsräumen und ihr Potential für Ausstellungen untersucht werden. Welche Betrachter*innenpositionen produzieren die unterschiedlichen Weisen des „displayings“? Welche Begegnungen werden im rituellen Ablauf eines Ausstellungsbesuch möglich oder verhindert? Und was passiert, wenn Künstler*innen die Präsentationsweise ihrer Arbeiten zum Bestandteil derselbigen machen?