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Lehrveranstaltungen

Kunst und Rassismus (Seminar)

Dozent/in: Christoph Behnke

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 13.10.2020 - 26.01.2021 | C 12.001 Seminarraum

Inhalt: Als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Thema "Kunst und Rassismus" wird das Seminar sich mit der Frage beschäftigen, wie unter den Bedingungen eines offenen Regimes des Rassismus in den USA im 19. Jahrhundert ein Feld kultureller Produktion entstehen konnte, zu dessen Strukturmerkmalen neben der Dominanz kommerzieller Motive die Segregation nach „rassischen“ Kriterien gehörte - mit dem Ergebnis, dass z.B. bis heute, wie Radano schreibt, „American listeners remain committed to the belief that racial differences could be heard in music, and this belief motivated performers to produce styles that affirmed colorline thinking” (Radano 2010). Nachgezeichnet werden soll, wie unter den Bedingungen der Segregation eine musikalische colorline entstand, die bis heute wirksam ist. Ausgangspunkt bildet die Beschäftigung mit Blackface Minstrelsy, zu der eine Reihe inzwischen klassischer Studien vorliegen. Sozialhistorische Studien werden herangezogen, um den Eintritt von afroamerikanischen AkteurInnen unter den Bedingungen der Segregation in das musikalische Feld nachzuzeichnen (Abbott & Seroff, 2008). Typisch für diese erste Phase (um 1900) ist die Rassifizierung der Musik; AfroamerikanerInnen konnten nur unter der Bedingung erkennbarer “black music” Teil des Feldes werden. Dies ging einher mit Exotisierung und dem Kult des Authentischen (Miller 2010, Nunn 2015). Ein paradoxer Effekt der musikalischen Segregation besteht darin, dass “black music” zurückwirkte in die kommerziell motivierten Segmente des musikalischen Feldes und von weißen Produzenten und MusikerInnen appropriiert wurde. Zudem war sie kommerziell erfolgreich wie in den 1920er Jahren am Beispiel von Bessie Smith gezeigt werden kann (Davis 1998). Die Erfindung von “race records” gab der musikalischen colorline auch eine kommerziell aufgestellte Struktur. Im Seminar wird ein Schwerpunkt die Deutung der Musik von Jimi Hendrix auf dem Hintergrund der musikalischen colorline sein. Hendrix, dessen Musik inspiriert war durch die „black music“ des Jazz und Blues, nahm zugleich Elemente „weisser“ Popmusik der 1960er Jahre auf und wurde zum Superstar aufgrund seiner Attraktivität für weiße Jugendliche. Die Kritik an dieser Entwicklung ist zugleich eine Diskussion über die musikalische colorline und den Mechanismus der Cultural Appropriation (Tate 2003). Weitere auf dem Hintergrund dieser Problematik geschriebene Studien zu den 1960er Jahren (Adelt 2010, George 1988) und später (u.a. Eminem und Amy Winehouse) sollen im Seminar behandelt werden. Abschließend soll versucht werden, die auf die musikalische colorline bezogenen Analysen auf rezente Theorien zu beziehen. Eine Variante könnte das Thema „Cultural Appropriation“ sein (Ziff and Rao 1997; Hall 1997) welches jüngst in der Studie „White Negroes“von Lauren Michele Jackson aufgenommen wurde. Die um den Begriff „Afropessimism“ (Wilderson 2020) kursierenden Diskussionen könnten eine andere Variante abgeben. Die Veranstaltungsform kann erst ausgestaltet werden, wenn die Anzahl der Studierenden, die faktisch an dem Seminar teilnehmen wollen, fest steht. Es werden zunächst online Erläuterungen zu den Themen vorgetragen. Im Anschluß sollte dann im Seminar über Einzelheiten des Veranstaltungsformats diskutiert werden. Auswahl Literatur: Abbott, Lynn & Doug Seroff (2008): “They Cert’ly Sound Good to Me”: Sheet Music, Southern Vaudeville, and the Commercial Ascendancy of the Blues. In: Evans, David (ed.): Ramblin’ on my mind: New Perspectives on the Blues. University of Illinois Press. S. 49-104 Adelt, Ulrich (2010): Blues Music in the Sixties. A Story in Black and White. Rutgers University Press. Brooks, Daphne (2010): “This Voice Which is Not One: Amy Winehouse Sings the Ballad of Sonic Blue(s)face Culture.” Women and Performance: A Journal of Feminist Theory 20 (1): 37–60. Davis, Angela Y. (1999): Blues Legacies and Black Feminism: Gertrude “Ma” Rainey, Bessie Smith, and Billie Holiday. New York: Vintage. Floyd, Samuel (1995): The Power of Black Music. Oxford University Press George, Nelson (1988): The Death of Rhythm and Blues. New York: Pantheon Books. Dt. Hannibal Verlag 1990. Gilroy, Paul (1991): Sounds Authentic: Black Music, Ethnicity, and the Challenge of a “Changing” Same, in: Black Music Research Journal, Volume 11/2, pp. 111-136 Grazian, David (2010): Demystifying Authenticity in the Sociology of Culture. In: Handbook of cultural sociology, eds. John R. Hall, Laura Grindstaff, and Ming-Cheng Lo. London: Routledge Hall, Perry A. (1997): African-American Music: Dynamics of Appropriation and Innovation. In: Bruce Ziff and Pratima V. Rao (eds.), Borrowed Power. Essays on Cultural Appropriation. New Brunswick. Hartman, Saidiya (1997): Scenes of Subjection: Terror, Slavery, and Self-Making in Nineteenth Century America. New York: Oxford University Press. King, Charles (2020): Schule der Rebellen. Wie ein Kreis verwegener Anthropologen Race, Sex und Gender erfand. Originaltitel: Gods of the Upper Air. München: Hanser Kravagna, Christian (2017): Transmoderne. Eine Kunstgeschichte des Kontakts. Berlin: b_books darin: Bäume des Wissens. Anthropologie, Kunst und Politik. Melville J. Herskovits und Zora Neal Hurston – Harlem um 1930 Lopes, Paul (2004): The Rise of a Jazz Artworld. Cambridge University Press. Lott, Eric (1992): Love and Theft: The Racial Unconscious of Blackface Minstrelsy. Representations, No. 39. (Summer, 1992), pp. 23-50. Miller, Karl Hagstrom (2010): Segregating Sound. Inventing Folk and Pop Music in the Age of Jim Crow. Duke University Press. Nunn, Erich (2015): Sounding the Color Line: Music and Race in the Southern Imagination. University of Georgia Press. Patterson, Orlando (1982): Slavery and Social Death. A Comparative Study. Harvard University Press. Radano, Ronald (2010): On Ownership and Value, in: Black Music Research Journal , Vol. 30, No. 2 (Fall 2010), pp. 363-370. Roy, William G.(2004): “Race records” and “hillbilly music”: institutional origins of racial categories in the American commercial recording industry. Poetics, Volume 32, Issues 3–4, June–August 2004, Pp. 265-279. Tate, Greg (2003): »Nigs R Us, or How Blackfolk Became Fetish Objects. Introduction« In: Ders. (Hg.): Everything But The Burden. What White People Are Taking From Black Culture. New York: Broadway Books, S. 1-14 Tate, Greg (2003): Midnight Lightning: Jimi Hendrix and the Black Experience. Lawrence Hill Books . Wilderson, Frank B. III (2020): Afro-Pessimism and the End of Redemption - Franklin Humanities Institute Ziff, Bruce and Pratima V. Rao (1997): Introduction to Cultural Appropriation. A Framework for Analysis.In: Bruce Ziff and Pratima V. Rao (eds.), Borrowed Power. Essays on Cultural Appropriation. New Brunswick

Mobiles Musikhören – soziologische und psychologische Perspektiven (Seminar)

Dozent/in: Eva Schurig

Termin:
Einzeltermin | Mo, 12.10.2020, 10:15 - Mo, 12.10.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 19.10.2020, 10:15 - Mo, 19.10.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 02.11.2020, 10:15 - Mo, 02.11.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 09.11.2020, 10:15 - Mo, 09.11.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 09.11.2020, 12:30 - Mo, 09.11.2020, 13:15 | Online-Veranstaltung | Asynchrone Bearbeitung einer Aufgabe (Bearbeitungszeitraum ist nicht fest an diesen Zeitslot gebunden))
Einzeltermin | Mo, 23.11.2020, 10:15 - Mo, 23.11.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 30.11.2020, 10:15 - Mo, 30.11.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 14.12.2020, 10:15 - Mo, 14.12.2020, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 11.01.2021, 10:15 - Mo, 11.01.2021, 12:30 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Mo, 25.01.2021, 10:15 - Mo, 25.01.2021, 12:30 | Online-Veranstaltung

Inhalt: Es werden neben soziologischen Diskussionen von Stadtleben und musikpsychologischen Einblicken in das Musikhören allgemein, auch Forschungsmethoden aus beiden Fachrichtungen besprochen und ausprobiert. Der Fokus des Seminars liegt auf Mobilem Musikhören (Musikhören über Kopfhörer beim Unterwegssein) und verschiedenen Diskursen, die zu einzelnen Phänomenen des Mobilen Musikhörens existieren, z.B. Sozialverhalten oder Verkehrssicherheit.

Soziologie des Theaters (Seminar)

Dozent/in: Thomas Heskia

Termin:
Einzeltermin | Fr, 16.10.2020, 14:15 - Fr, 16.10.2020, 17:45 | Online-Veranstaltung
Einzeltermin | Fr, 30.10.2020, 14:15 - Fr, 30.10.2020, 17:45 | C HS 1 | Präsenz
Einzeltermin | Fr, 13.11.2020, 14:15 - Fr, 13.11.2020, 17:45 | Online-Veranstaltung | via Zoom
Einzeltermin | Fr, 27.11.2020, 14:15 - Fr, 27.11.2020, 17:45 | Online-Veranstaltung | via Zoom
Einzeltermin | Fr, 11.12.2020, 14:15 - Fr, 11.12.2020, 17:45 | Online-Veranstaltung | via Zoom
Einzeltermin | Fr, 08.01.2021, 14:15 - Fr, 08.01.2021, 17:45 | C 14.006 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 22.01.2021, 14:15 - Fr, 22.01.2021, 17:45 | C 16.129 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar wird in DREI FORMATEN abgehalten: Auftakt ist eine Präsenzveranstaltung mit viel Abstand im Freien oder einem großen Hörsaal, so dass wir uns zumindest einmal persönlich gesehen haben. Bis Weihnachten gibt es dann Zoom Sessions Im Januar gibt es Einheiten mit Referaten, bei denen die jeweiligen Referent*innen im Seminarraum sind, die anderen zu Hause. Die Gruppen werden zu Beginn des Semesters eingeteilt. ZUM EIGENTLICHEN INHALT: Theater ist in zweierlei Hinsicht eine soziale Kunst. Einerseits ist seine Produktion wie keine andere Kunstform ein sozialer Prozess. Er entsteht in der Zusammenarbeit von Künstlern – Regisseur, Spielern, Musikern etc. – im Kontext von Theaterbetrieben als sozialen Systemen eigener Art. Andererseits ist auch seine Rezeption auf unmittelbaren sozialen Kontakt mit dem Publikum angewiesen. Theater entsteht erst, wenn einer spielt und einer zusieht (Brook 1969). Üblicherweise wird das unmittelbare Live-Erlebnis von Theater als konstituierend angesehen. Trotz der vielschichtigen sozialen Verflechtungen wird im Gebiet der Kunstsoziologie bestenfalls am Rande auf die Soziologie des Theaters eingegangen (Kneer 2010). In Handbüchern zur Kunstsoziologie kommt selbst das Wort „Theater“ nur ein gutes Dutzend Male vor (Smudits 2014) - ganz anders als die Musiksoziologie, die es zu prominenten Vertretern und eigenen Lehrstühlen gebracht hat. Aber auch in der Musiksoziologie geht es vorrangig um die Rezeption von Musik, ihre Psychologie und allenfalls auch um institutionelle Aspekte, Märkte und die Verflechtung mit den Massenmedien (Smudits 2018). Eine Theatersoziologie muss daher noch viel mehr die Entstehung von Theater als soziale Interaktion von Künstlern in den Vordergrund rücken. Aktuell und wahrscheinlich noch bis zum Beginn der Spielzeit 2020/21 sind die direkten sozialen Kontakte des Theaters aufgrund von Kontaktsperren, Ausgangsbeschränkungen und der vollkommenen Schließung der Theaterbetriebe ausgesetzt. Der Ausfall von Theater-vorstellungen trägt wesentlich zum Stillstand des kulturellen Lebens und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Kunst bei. Was bleibt aktuell vom Theater? Wie geht es ihm mit der Verbreitung über lineare und nichtlineare Medien als port of last resort? Wie geht es vor allem den Künstlern, die zur Ausübung Ihrer Kunst auf die soziale Interaktion untereinander angewiesen sind. Wie spielt hier auch die prekäre Beschäftigungssituation der Theaterschaffenden hinein? Das Seminar soll Ansätze der allgemeinen Soziologie, der Kunstsoziologie, ab er auch – in Analogie – der Musiksoziologie heranziehen, um den Versuch eines Entwurfs einer Theatersoziologie zu entwerfen. Eigene Betrachtungen sollen dabei dem Produktionsprozess, dem sozialen System Theaterunternehmen, sozialer Phänomene wie Qualitätsurteile und Innovation, dem Theaterbetrieb als Ganzes mit seinem Institutionellen Setting (Theater, Kritik, Ausbildung), dem Theaterpublikum und schließlich der sozialen Situation Theaterschaffender gewidmet sein. Das erzwungene „Echtzeitexperiment“ Theaterschließung bietet sich natürlich an, über konstituierende Faktoren, Reaktionen und sich vielleicht schon abzeichnende Veränderungen zu diskutieren.