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Lehrveranstaltungen

Glauben und Wissen (Seminar)

Dozent/in: Thomas Saretzki

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 10:15 - 11:45 | 06.04.2021 - 31.05.2021 | Online-Veranstaltung
wöchentlich | Dienstag | 10:15 - 11:45 | 01.06.2021 - 06.07.2021 | C 14.204 Seminarraum

Inhalt: Die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Wissen ist ein klassisches Thema der Philosophie. Sie wird gegenwärtig nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in Öffentlichkeit und Politik erneut diskutiert. Vor dem Hintergrund einer vermeintlich unaufhaltsam voranschreitenden Säkularisierung schien es in Prozessen einer fortschreitenden gesellschaftlichen Modernisierung lange nur eine Richtung zu geben: vom mehr oder weniger dogmatischen Glauben zum wissenschaftlich abgesicherten „positiven“ Wissen. Der Begründer des Positivismus, Auguste Comte, hat diese Vorstellung des kulturellen Wandels auf dem Weg in die Moderne in ein „Drei-Stadien-Gesetz“ gebracht, demzufolge die Menschheit sich von einem religiös bestimmten „theologischen“ über ein abstraktes „metaphysisches“ in ein wissenschaftlich geprägtes „reales“ oder „positives“ Stadium entwickelt. Dieses optimale Stadium soll durch Tatsächlichkeit, Nützlichkeit, Gewißheit und Genauigkeit gekennzeichnet sein. Ein solches „positives“ Bild des kulturellen Entwicklungspfades moderner Gesellschaften dürfte nach wie vor dem Welt- und Selbstverständnis vieler Wissenschaftler entsprechen. Im Hinblick auf seine gesellschaftlichen Voraussetzungen und epistemischen Geltungsbedingungen stößt es allerdings auf einige Probleme. Diese werden im neueren Diskurs über Glauben und Wissen zum Thema gemacht. So sieht sich die Annahme einer fortschreitenden Säkularisierung mit vielfältigen Phänomenen einer Rückkehr religiösen Glaubens konfrontiert – sind wir auf dem Weg in ein „post-säkulares Zeitalter“? Die Verbreitung von „Verschwörungstheorien“ hinterlässt den Eindruck, dass die Weltbilder vieler Zeitgenossen wieder stärker von Wahrnehmungen geprägt sind, die traditionell in Mythos und Metaphysik verortet werden – wie steht es um die Überzeugungskraft eines „nachmetaphysischen Denkens“? Die Suche nach gesichertem Wissen stößt auch in der Wissenschaft an epistemische Grenzen. Sie scheint in vielen gesellschaftlichen Lebensbereichen nicht zu größerer Gewißheit zu führen, sondern die Unsicherheit zu erhöhen. Grund genug, das Verhältnis von Glauben und Wissen erneut aus unterschiedlichen Perspektiven zu durchdenken.