Vorlesungsverzeichnis

Suchen Sie hier über ein Suchformular im Vorlesungsverzeichnis der Leuphana.


Lehrveranstaltungen

Transversale Ästhetik (Seminar)

Dozent/in: Anika Beckwermert, Christoph Brunner

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 13:50 - 16:05 | 05.04.2021 - 08.07.2021 | C 12.108 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar befasst sich mit Ästhetik als relationale kulturelle Dimension. Ästhetik bildet hierbei nicht, wie noch bei Immanuel Kant, einen Gemeinsinn (sensus communis), der allen Menschen gleich zugeschrieben wird, sondern viel mehr die Vermögen auf unterschiedliche Art und Weise zu affizieren und affiziert zu werden. Wir gehen davon aus, dass solche affektiven Relationen einen zentralen Bereich kultureller Produktions- und Erfahrungszusammenhänge gegenwärtigen Zusammenlebens bestimmen. Transversal meint hierbei, dass sich Weisen des Affizierens und Affiziert-Werdens jenseits modernistischer Trennung von Subjekt und Objekt, Individuum und Welt oder Innerlichkeit und Äußerlichkeit quer zu und entlang unterschiedlicher Medien verknüpfen. Das Seminar untersucht diese transversalen Potentialitäten einer affektiven Ästhetik im Hinblick auf Politiken des Sinnlichen, wie sie insbesondere in gegenwärtigen medien- und kunst-gestützten sozialen Bewegungen auftauchen, aber sich auch in zahlreichen Kunstbiennalen, Ausstellungen und Netzwerken zeigen. Ziel ist die Erarbeitung einer intersektionalen Perspektive, in der diversitätssensible, ebenso wie post- und dekoloniale Positionen und Ansätze im Vordergrund stehen und zu einer Entwicklung transversaler Ästhetik beitragen. Nach einer Einführung zum Verständnis Westlicher ästhetischer Grundbegriffe und ihren (kolonialen) Wahrheitsansprüchen seit der Aufklärung wendet sich das Seminar einer dekolonialen Kritik sinnlicher Formen und Denkweisen von Kolonialität und Modernität (Quijano) zu. Eine Provinzialisierung ästhetischer Theorie (Bempeza, Kleesattel ua.) schafft Optionen, um die Kategorien von Körper, Subjektivierung und Kollektivität in ihren vielschichtigen Realisierungen und ästhetischen Aktivierungen neu zu befragen. Zur konkreten Veranschaulichung einer transversalen Ästhetik, wendet sich das Seminar unterschiedlichen Varianten des Territoriumsbegriffs und seinen multidimensionalen (diskursiven, medialen, politischen, ästhetischen, sozialen und spirituellen) Dynamiken zu. Über Autor*innen wie Édouard Glissant, Saidiya Hartman, Donna Haraway, Gilles Deleuze & Félix Guattari, Hito Steyerl, Brigitta Kuster und Dipesh Chakrabarti werden wir Verhältnisse von Körpern und Territorialität in ihren transversalen Relationalitäten besprechen. Mit einem vertieften Fokus auf panindigene Bewegungen in Nordamerika, insb. den Standing Rock Protesten gegen die North Dakota Access Pipeline (2016 bis heute), sollen über den Territoriumsbegriff transversale Ästhetiken jenseits westlicher Ordnungen, Sinnesregime und Hierarchien herausgestellt und in ihrer Relevanz für gegenwärtige Politiken des Sinnlichen sichtbar gemacht werden.