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Lehrveranstaltungen

Memoria Paradigma: Erinnerung und Gedächtnis vor dem Hintergrund des Auflebens von Anti-Semitismus, Esoterik und Tendenzen der Gegenaufklärung (Seminar)

Dozent/in: Ulf Wuggenig, Cheryce von Xylander

Termin:
wöchentlich | Montag | 14:15 - 15:45 | 04.04.2022 - 08.07.2022 | C 3.121 Seminarraum | .

Inhalt: Memoria Paradigma: Erinnerung und Gedächtnis vor dem Hintergrund des Auflebens von Anti-Semitismus, Esoterik und Tendenzen der Gegenaufklärung (S) Das Seminar widmet sich sozialen Strömungen und narrativen Fundierungen, Rahmungen in Ideologien und Verschwörungserzählungen, die sich seit geraumer Zeit im Aufwind befinden. In jüngerer Zeit wurden diese Tendenzen auch genährt durch eine als neuartig erlebte Krisensituation, in welcher, wie für solche Situationen charakteristisch, vereinfachende Antworten gesucht werden: „Rumors and conspiracy theories are prevalent in all pandemics, as well as other major public crises …“ (Harsin 2020, S. 1061). Zu den theoretischen Bezugsrahmen für das Seminar, das sich in seinen faktographischen Teilen auch auf empirische Zeitreihenanalyse zu diesen Tendenzen stützen wird, gehört zunächst das mit Namen von Soziolog_innen und Kulturwissenschaftler_innen wie Maurice Halbwachs, Aleida und Jan Assmann oder Astrid Erll verbundene Memoria Paradigma, das sich Erinnerungskultur und –politik widmet. Andererseits wird Literatur herangezogen, die in esoterischen Strömungen (u.a. Gnosis, deutsche und britische Romantik, Theo- und Anthroposophie, Alchemie, Astrologie, „alternative Medizin“) wurzelt bzw. diese kritisch reflektiert. Das gleiche gilt für aktualisierte Verschwörungsmythen wie „Der große Austausch“ oder in jüngerer Zeit „The Great Reset“ (dt. auch „Der große Umbruch“, oder die „Die große Transformation“) oder die u.a. von Philosoph Alexander Dugin beeinflusste Ideologie von Putin. Beachtung findet zudem die Tradition der seit dem 18. Jahrhundert gegen Rationalismus, Universalismus und „Entzauberungstendenzen“ der Aufklärung gerichtete Tradition der „Gegenaufklärung“, die in neuen Varianten vom „New Age“-Hype der 1960er Jahre bis zu Spielarten des Postmodernismus seit den 1980er Jahren bis in die Gegenwartin Populärkultur wie auch in akademischen Milieus Wirkung zeigt. Die Aufmerksamkeit richtet sich neben der offenen russischen Spielart des Antisemitismus zudem auf den offenen wie verdeckten Antisemitismus, der teilweise eng mit bestimmten der oben genannten Strömungen verquickt ist, der sich im deutschsprachigen Raum nach langen Jahren mehr (Deutschland) oder weniger starker (Österreich) Tabuisierung und Verdrängung erneut zunehmend in den Vordergrund anti-systemischer Bewegungen und Diskurse schiebt. In diesem Zusammenhang ist auch der Historikerstreit 2.0 von Interesse, ausgelöst von Theoretikern des Postkolonialismus wie A. Dirk Moses sowie Gegenreaktionen gegen Holocaustrelativierungen von links u.a. von Saul Friedländer, Dan Diner und Jürgen Habermas.