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Lehrveranstaltungen

Asymmetrischer Tausch und Ausbeutung in der Digitalen Ökonomie (Seminar)

Dozent/in: Ulf Wuggenig, Cheryce von Xylander

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 18:15 - 19:45 | 04.04.2022 - 08.07.2022 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Ausgangspunkt, des Forschungsprojekts zu der expansiven neuen digitalen Ökonomie, das in diesem Seminar in seinen Grundzügen theoretischer wie methodologischer Art wie auch im Hinblick auf Strategien der Vermittlung von Ergebnissen und Einsichten vorgestellt und diskutiert werden soll, ist folgende Einschätzung: „Questions surrounding the valuation/valorisation of data and its socio-economic use and associated externalities at the micro-, meso- and macro-level have acquired critical importance since the financial crisis of 2009. In their economic, political and cultural impact, today's nascent data regimes (USA, China and Russia) have the agonistic makings of a "digital cold war" (The Economist 2020). Zu den theoretischen Hauptzielen des Projekts zählt die Entwicklung eines theoretischen Bezugsrahmens für die Modellierung der „digitalen Wertschöpfungskette“ unter Berücksichtigung dieser neuen Ökonomie, die auch kulturelle Felder (nicht zuletzt die von Musik und Bildende Kunst) fundamental umstrukturiert. Dafür werden Analysen aus dem neuen Feld der digitalen Soziologie und Ökonomik ebenso herangezogen wie potentiell einschlägige allgemeine soziologische Theorien, so insbesondere das Habitus-Feld-Kapital Paradigma mit besonders einschlägig erscheinenden Begriff ewie "symbolische Macht" und "Verkennung" von Bourdieu sowie die rezente pragmatistische Soziologie der „Bereicherung“, als gegen die neoklassische ökonomische Theorie gerichtete Wert-Preis Theorie entwickelt von Luc Boltanski und Arnaud Esquerre . Nicht zuletzt soll auch der mögliche Ertrag von Traditionen der Theorie der Gabenökonomie im Anschluss an Marcel Mauss und Levi-Strauss geprüft werden. In methodologischer Hinsicht stehen iterative Experteninterviews (Delphi-Methode), Diskursanalysen (auf D-EU- und US-Ebene, inkl. Vergleichen mit China) im Vordergrund, zudem die Verbindung von Induktion-Deduktion-Abduktion in wissenschaftsphilosophischer Hinsicht, wobei auch die Frage nach der Leistungsfähigkeit von "machine learning"-basierten Analyse-Methoden im Vergleich zu traditionellen Verfahren der Datenanalyse gestellt wird. Die Vermittlung in das Wissenschaftsfeld, aber auch über dieses hinaus – der „Verwertungszusammenhang“ (Reichenbach) der Forschung – zielt auf weitere Aufklärung über problematische Aspekte der neuen Datenökonomie (u.a. asymmetrischer Tausch, Exploitation, digitale Überwachung, Privatisierung von Daten und Forschung), auf den Einsatz von Ambassodor*innen unter Nutzung von Videotechnik und nicht zuletzt auf die Anknüpfung an die Tradition der schottischen und deutschen Aufklärung (unter Anknüpfung an das ECAS-Projekt von Xylander und Wuggenig „Enlightenments: German & Scottish) angesichts der kürzlich erfolgten Benennung von Lüneburg zur „Kant-Stadt“. Hintergrund ist in diesem Fall das in Vorbereitung befindliche Kant-Museum in der Stadt, dessen Eröffnung im Kant-Jahr 2024 – 300. Geburtstag dieses Philosophen mit globaler Resonanz – eröffnet werden soll. Am 24. März 2022 wurde auf EU Ebene der Digital Markets Act (DMA) nach langen Verahandlungen beschlossen. Dieser Regulierungen sollen gegenüber US-Big Tech für bessere Chancen kleinerer Mitbewerber sorgen, eine Monopolbildung verhindern und Nutzerinnen größere Freiheit bei der Wahl von Onlinediensten bieten. Die EU verhandelt derzeit außerdem noch über die finale Fassung eines zweiten Teils des Regulierungspakets, denDigital Services Act (DSA), der Hand in Hand mit dem DMA gehen soll. Er wird sich auf Regulierungen wie hate speech, oder den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor personalisierter Werbung beziehen. Diesen und anderen rechtlichen Regelungen, wie der Datenstrategie der alten und der neuen Bundesregierung wird eingangs des Seminars besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um ein Problembewusstsein zu schaffen.