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Lehrveranstaltungen

Gemalte Manifeste. Wandbilder vom 19. Jh bis zur Gegenwart (Seminar)

Dozent/in: Beate Söntgen, Julian Volz

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 14.10.2024 - 03.12.2024 | C 12.111 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 25.10.2024, 11:00 - Fr, 25.10.2024, 19:30 | extern | Exkursion nach Berlin
Einzeltermin | Sa, 26.10.2024, 09:30 - Sa, 26.10.2024, 17:00 | extern | Exkursion nach Berlin
Einzeltermin | Mi, 27.11.2024, 15:00 - Mi, 27.11.2024, 18:00 | C 12.006 Seminarraum | mit Kathrin Wolf des Künstlerinnenkollektivs 3 Hamburger Frauen

Inhalt: Wandbilder sind gemalte Manifeste. Sie übermitteln Botschaften, als positive Bekräftigung politischer Identitäten oder als kritische Intervention in gesellschaftliche Zusammenhänge. Sie entstehen im Staatsauftrag, als Initiative von Gruppierungen, die unterschiedlichste Interessen vertreten oder auch als eigenmächtiger künstlerischer Eingriff in den öffentlichen Raum. Immer wieder dienen Wandbilder auch der “Volksbildung”, so etwa während der Mexikanischen Revolution oder in der DDR. Die Verfahren und die Stile von Wandbildern stehen im Dienste der zu übermittelnden Botschaften, das heißt sie setzen auf Entzifferbarkeit und zielen auf Wirkung, und zugleich sind sie auch Manifeste eines künstlerischen Programms. Das Seminar geht den Formen und Effekten von Wandbildern in verschiedenen geografischen und (kultur-)politischen Räumen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart nach. In Frankreich zählte seit der Revolution ein Staatsauftrag zu den höchsten Ehrungen, nach denen auch diejenigen Künstler*innen strebten, die sich gegen das Regelwerk der Kunstakademie stellten. Wandbilder, so die Hoffnung, befreiten die Künstler*innen aus den Bedingungen des Kunstmarktes, und paradoxerweise schienen diese Auftragswerke künstlerische Autonomie zu gewährleisten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandert die Kultur der Wandgemälde in semi-öffentliche Gebrauchszusammenhänge. Fernand Leger etwa setzte auf die verbindende Wirkung von Wandbildern und auf die heilende Kraft der Farben, die er für die Ausstattung eines Krankenhauses einsetzte. Zugleich arbeitete er für kommerzielle Zusammenhänge und wohlhabende Mäzene, deren private Räume durch riesige Wandbilder belebt wurden. Auch in postkolonialen Gesellschaften des globalen Südens erlebte die Wandmalerei im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Blüte. Der mexikanische Muralismo lehnte die Staffelmalerei als aristokratisch ab. Stattdessen wollte er mit seiner Wandkunst einen edukativ-visuellen Beitrag am Aufbau des Staates im Gefolge der mexikanischen Revolution leisten, der allen Teilen der Gesellschaft zugänglich ist. Während die mexikanischen Muralisten vor allem in realistischen und figurativen Formen in die Gesellschaft wirken wollten, entwickelten die Künstler*innen aus dem Umfeld der Kunsthochschule von Casablanca in den 1960er Jahren vor allem abstrakte Formen einer populären Kunst im öffentlichen Raum. Mit ihren Formen knüpften sie an die abstrakten Muster in den Teppichen und Tätowierungen der indigenen Amazigh Bevölkerung an. Durch öffentliche Ausstellungen und Wandmalereien schrieben sie sich zudem in die maghrebinische Tradition des Al Halaka an, einer Form der kollektiven Rezeption von Kunst ein. Auf einer Exkursion nach Berlin und in einem Sondertermin mit Kathrin Wolf vom Künstlerinnenkollektiv 3 Hamburger Frauen erkundet das Seminar Wandbilder und Graffitis, um die Unterschiede von Auftragswerken und selbstorganisierten Arbeiten, die auf Herstellung einer Gegenöffentlichkeit zielen, an den Originalen herauszuarbeiten.