Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

"Arisierungen" im Nationalsozialismus (Seminar)

Dozent/in: Hanno Balz

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 12.10.2009 - 29.01.2010 | C 3.120 Seminarraum

Inhalt: Mit der Verdrängung der jüdischen Deutschen aus dem Wirtschaftsleben fand der Holocaust einen frühen Auftakt. Die Politik der „Arisierung“ vollzog sich dabei allerdings formal als legales Geschäft, an dem sich tausende nicht-jüdische Deutsche bereichern konnten. So wechselten Firmen, Häuser, Mobiliar und Kunstgegenstände im Laufe der 30er Jahre in einer Praxis der rechtlich abgesicherten Plünderung ihre Besitzer, erst in den 40er Jahren wurde Vermögen von deportierten jüdischen Deutschen „vom Reich eingezogen“. Neben einer allgemeinen Darstellung der „Arisierungen“ im Seminar wird ein Schwerpunkt in der Archivrecherche in Lüneburg liegen. Von den Seminarteilnehmenden wird erwartet, dass sie jeweils einen Aktenfall im Seminar vorstellen und in einer Hausarbeit aufarbeiten.

"Jugend" des 20. jahrhunderts zwischen Selbstentwurf und Zuschreibung im internationalen Kontext (Seminar)

Dozent/in: Hanno Balz

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 12.10.2009 - 26.11.2009 | W 201
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 26.11.2009 - 31.12.2009 | C 9.102 Seminarraum
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 07.01.2010 - 29.01.2010 | C 14.027 Seminarraum

Inhalt: Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. beginnen sich junge Menschen in den Industrienationen als Jugendliche in Abgrenzung zur Welt der Erwachsenen zu begreifen und zu organisieren. Mittels gemeinsamer Identifikations- und Distinktionsmerkmale wie z.B. Mode, Musik und Sprache schaffen sie sich so eigene Jugendkulturen, in denen es immer wieder um Fragen der Authentizität geht. Dem gegenüber stehen fortwährende Zuschreibungs- und Vereinnahmungsstrategien von Seiten der Politik, Medien und Wissenschaft. Anhand eines diachronen Schnitts sollen im Seminar Ausprägungen der Jugendbewegung vom Wandervogel über die Staatsjugenden bis hin zum Punk vorgestellt und nach strukturellen Gemeinsamkeiten gesucht werden.

Bürgertum und Bürgerlichkeit (Seminar)

Dozent/in: Dagmar Bussiek

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 16:15 - 17:45 | 12.10.2009 - 29.01.2010 | C 16.129 Seminarraum

Inhalt: Zu den Phänomenen, die die deutsche Gesellschaftsgeschichte seit der Aufklärung geprägt haben, gehörte der Aufstieg des modernen Bürgertums. Es handelte sich dabei nicht mehr – wie noch in der Frühen Neuzeit – um einen rechtlich oder durch politische Privilegierung definierten „Stand“, sondern um eine gesellschaftliche Gruppe, die durch eine bestimmte Kultur und Lebensführung, ein spezifisches Normen- und Wertesystem miteinander verbunden war. Zu dieser Gruppe zählten zum einen das Besitz-, zum anderen das Bildungsbürgertum. Obwohl diese Bevölkerungskreise eine relativ kleine Minderheit darstellten, besaßen sie mitsamt den von ihnen verkörperten bzw. vermittelten Werten, Normen und Lebensentwürfen insbesondere bis zum Ersten Weltkrieg eine außergewöhnliche soziale Bedeutung. Die kulturelle Anziehungs- wie Ausstrahlungskraft des Bürgertums war so groß, dass das 19. Jahrhundert gelegentlich als „bürgerliches Jahrhundert“ bezeichnet worden ist. Die Ereignisse von 1914/18 bedeuteten in dieser Hinsicht zwar einen tiefen Einschnitt, markierten aber dennoch keineswegs das Ende bürgerlicher Hegemonie und bürgerlicher Hegemonialansprüche Das Seminar gewährt Einblick in die bürgerliche Lebens- und Vorstellungswelt im 19. und 20. Jahrhundert: die Bedeutung von Bildung, Erwerbstätigkeit und materieller Absicherung, Leistungsethos und kulturbeflissener Habitus, die Stadt als Lebensraum und Aufgabe, die Rolle von Frau und Familie usw. Zudem wird die politische Positionierung des deutschen Bürgertums in Kontinuität und Wandel beleuchtet.

Erinnerung an den Holocaust: Aktuelle Debatten über Identität, Gedächnis und Globalisierung (Seminar)

Dozent/in: Ulrike Jureit

Termin:
Einzeltermin | Do, 22.10.2009, 10:15 - Do, 22.10.2009, 11:45 | C 12.009 Seminarraum
Einzeltermin | Do, 29.10.2009, 10:15 - Do, 29.10.2009, 11:45 | C 12.009 Seminarraum
Einzeltermin | Do, 05.11.2009, 10:15 - Do, 05.11.2009, 11:45 | C 12.009 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 12.12.2009, 10:00 - Sa, 12.12.2009, 18:00 | C 12.009 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 09.01.2010, 10:00 - Sa, 09.01.2010, 18:00 | C 12.009 Seminarraum

Inhalt: Die kollekktive Erinnerung an den Holocaust befindet sich im Umbruch. Während es unübersehbar ist, dass die Identifikation mit den Opfern für das öffentliche Erinnern und Gedenken in Deutschland immer noch prägend ist und auch Tendenzen zu beobachten sind, dieses Grundmuster des Erinnerns und Mahnens für zukünftige Generationen festschreiben zu wollen, vollzieht sich im globalen Maßstab eine erinnerungspolitische Neujustierung, die seit einigen Jahren unter dem Stichwort "Globalisierung des Holocaust" diskutiert wird. Hierbei handelt es sich um Aneignungs-, Verständigungs- und Umarbeitungsprozesse, die um die Frage kreisen, wie der Holocaust mehr als sechzig Jahre nach Kriegsende erinnert, transformiert und historisiert werden soll, und dies vor allem vor dem Hintergrund einer nicht mehr nur nationalstaatlich orientierten Erinnerungslandschaft. Seit den 1990er Jahren institutionalisieren sich zunehmend globale Akteure, die bestimmte Deutungs- und Identifikationsentwürfe zum Holocaust weltweit kommunizieren, tradieren und auch festzuschreiben versuchen, denn zeitgleich zur neuen Unübersichtlichkeit im Weltmaßstab lassen sich auch übergreifende Standardisierungs- und Codierungsprozesse ausmachen. Ebenso wie im nationalen Kontext geht es auch weltgesellschaftlich um Deutungsmacht. Ob im Zuge der europäischen Integration oder von Seiten der Vereinten Nationen – unverkennbar ist die zunehmende Inanspruchnahme und Institutionalisierung eines opferidentifizierten Erinnerungsmusters, das nun auch verstärkt zur Legitimierung weltgesellschaftlicher Interventionspolitiken aufgerufen wird. Hierdurch verstärkt sich eine Tendenz, die bereits im deutschen Erinnerungszusammenhang deutlich hervortritt: Der Holocaust wird nun auch weltweit zum negativen Bezugsereignis einer sich konstituierenden Weltgemeinschaft, ohne sich darüber Rechenschaft abzulegen, welche Folgen bestimmte Vergangenheitsdeutungen mit sich bringen.