Dr. Barbara Hof (Universität Zürich): „Der Simulationsreaktor als Lernhilfe. Argonaut, Anwendungswissen und der Aufbau der Atomindustrie in der BRD“
29. Juni
CDC Events – Sommer 2022
29. Juni, 18 Uhr, C40.256, Keynote
Simulationsreaktoren wurden Mitte der 1950er, in den Anfängen der Atomindustrie, Teil eines komplexen Akteurs-Netzwerks. Da sie maßgeblich zur Wissensproduktion beitrugen, sollten sie nicht als reine Artefakte verstanden werden, sondern als Transporteure von Wissen und Ideologien. Ausgehend von diesen Prämissen vertieft der Vortrag, dass Simulationsreaktoren an der Genese verwertbaren Wissens beteiligt waren sowie Lernmedien in der Ausbildung von Reaktorpersonals darstellten. Sie waren dabei keineswegs neutrale Laborgeräte: Reaktoren verkörperten nebst industriellen Verwertungsinteressen nicht nur das Streben nach einer wissenschafts- und technologiebasierten Moderne, sondern waren auch in das Tauziehen des Kalten Krieges eingebunden. All diese Aspekte vereinen sich im US-amerikanischen Reaktor Argonaut (Argonne’s Nuclear Assembly for University Training), von dem die US-Regierung nach 1958 Baupläne und Nachbauten an die Forschungsverbünde befreundeter Nationen vergab. Ausgehend von einem „follow the thing“-Ansatz beleuchtet der Vortrag die Rolle der Argonauten als Transporteure von Wissen und Ideologien zwischen Staaten und ihren Beitrag am Aufbau der westdeutschen Atomindustrie.