Lehre

Gründungsmanagement im wirtschaftswissenschaftlichen Studium

Gründungsmanagement bezeichnet die zielbezogene betriebswirtschaftliche Gestaltung von unternehmerischen Gründungs- und Frühentwicklungsprozessen. Das Schwerpunktfach Gründungsmanagement sowie die Module im Rahmen der Masterprogramme befassen sich also mit dem Prozess der Entstehung und Frühentwicklung von Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht.

Charakteristisch für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen des Gründungsmanagements ist eine integrative, über die üblicherweise funktional gegliederte Betriebswirtschaftslehre hinaus reichende Sichtweise auf Unternehmen, weil die betroffenen Entscheidungsträger typischerweise mehrere oder gar alle Funktionsbereiche des zu gründenden, jungen oder übernommenen Unternehmens auf sich vereinigen. Um diesem integrativen Ansatz gerecht zu werden ist es nötig, dass funktionale Interdependenzen innerhalb des Unternehmens mit in die Analyse einfließen.

Eine weitere konzeptionelle Grundlage ist die Fokussierung auf die Genese des Unternehmens (genetische Betriebswirtschaftslehre). Kennzeichnend dafür ist die Überlegung, dass das Unternehmen typische Phasen wie Geburt und Wachstum durchläuft. Im Vordergrund der Analyse steht deshalb oft eine dynamische, auf die stattfindenden Prozesse ausgerichtete Betrachtung.

Da es sich bei Unternehmens- und insbesondere bei Existenzgründungen vor allem um junge, eher kleine, typischerweise als Personengesellschaft oder GmbH geführte Unternehmen handelt, sind darüber hinaus eine Reihe von Besonderheiten zu beachten, die es ebenfalls unmöglich machen, Gründungs­management lediglich als vereinfachte und reduzierte Form der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre zu betreiben. Eine seriöse wissenschaftliche Ausein­andersetzung verlangt statt dessen, dass bestimmte Charakteristika explizit berücksichtigt werden. Dazu gehören beispielsweise folgende Merkmale: Einheit von Eigentum und Kontrolle, geringe Arbeitsteiligkeit und Spezialisierung, geringe Angebotsbreite und –tiefe, hohe Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit, geringe Marktmacht, starke Ausrichtung aller betrieblichen Strukturen auf die Gründerpersonen, personenbezogene Organisation, flache Hierarchie, usw.

Studierenden werden durch den integrativen und prozessbezogenen Ansatz des Faches Gründungsmanagement sehr verschiedene betriebswirtschaftliche Perspektiven auf das Unternehmen vermittelt. Sie sollen durch das Studium dieser Vertiefungsrichtung dazu befähigt werden, auf der Grundlage der Beherrschung wissenschaftlicher Methoden und Kenntnisse selbständig fachbezogene Analysen durchführen und sachgerechte Problemlösungen für Unternehmens- bzw. Existenzgründungen entwickeln zu können.

Typische Berufsfelder von Absolventen des Faches liegen deshalb nicht nur im Bereich eigener unternehmerischer Betätigung, sondern auch in abhängiger Beschäftigung bei Banken und Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Kammern und Verwaltungen, Unternehmensberatungen, Wirtschaftsförderungsgesellschaften und anderen Unternehmen und Organisationen, die Bedarf an gründungsspezi­fischen betriebswirtschaftlichen Kompetenzen haben. Im Übrigen zeigen Erfahrungen amerikanischer Universitäten, an denen Gründungslehrstühle eine längere Tradition als in Deutschland haben, dass Entrepreneurship-Absolventen wegen der gezielt integrativen, generalistischen Ausbildung häufig auch von größeren Unternehmen zur Besetzung führender Linienpositionen rekrutiert werden.