Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Bildung, Standards und Kompetenzkulturen. Zur Modellierung von Kulturtechniken (Seminar)

Dozent/in: Hannes Leuschner

Termin:
wöchentlich | Montag | 14:15 - 15:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 1.209 Seminarraum

Inhalt: Bildung wurde von Wilhelm von Humboldt beschrieben als ein Prozess der „Verknüpfung unseres Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung“ (ca. 1793) – lässt sich so etwas ‚standardisieren‘, oder meinen die länderübergreifenden ‚Bildungsstandards‘, an denen sich die deutsche Schullandschaft orientieren und an denen sie sich messen lassen soll, nicht doch etwas anderes? ‚Bildungsstandards‘ sollen, der Expertise „Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards“ (2007) zufolge, festlegen, „welche Kompetenzen die Kinder oder Jugendlichen bis zu einer bestimmten Jahrgangsstufe mindestens erworben haben sollten“. Noch ein Begriff also: Kompetenzen. Kompetenzen wiederum sind, Franz E. Weinert zufolge, „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (das bitte ich bis Seminarbeginn auswendig zu lernen!); es gibt aber auch etwas einfachere Bestimmungen, etwa als „Leistungsdispositionen in bestimmten Fächern oder Domänen“. Solche werden von Expert_innen modelliert, damit man sie dann prüfen und evaluieren kann. ‚Leistungsdispositionen in bestimmten Fächern oder Domänen‘ wiederum lassen sich als Paraphrasierung des Begriffs der ‚Kulturtechniken‘ verstehen: In der klassischen pädagogischen Trias meint das ‚Lesen, Schreiben und Rechnen‘; gleichermaßen kann man aber auch das Töpfern oder Autofahren oder einzelne ‚Fähigkeiten und Fertigkeiten‘, die dazu unerlässlich sind, als ‚Kulturtechniken‘ verstehen, und dadurch beliebig lange Listungen aufstellen. Der plurale Gebrauch des Kultur-Begriffs als ‚Kulturen‘ wiederum weist auf vielfältige Kulturen, darunter auch solche, in denen das Töpfern, Jagen oder Träumen beispielsweise relevanter sein mag als das Schreiben, Lesen und Rechnen. Auf der einen Seite ‚beschreibt‘ Kompetenzmodellierung also eine Kultur, auf der anderen Seite ‚schreibt‘ sie eine Kultur durch die wirkmächtige Implementierung von Standards. Bildung im Sinne eines transformatorischen Bildungsbegriffs (Hans Christoph Koller 2018) fände dann gerade dort statt, wo solche Standards überschritten werden – etwa in der Begegnung mit ganz anderen Kulturen. Der hier umrissene Komplex wird Thema des Seminars sein, in dem die hier skizzierten Begriffe erarbeitet und aus kritisch forschender Perspektive anhand von Realitäten diskutiert werden.

Digitale Technologien unter bildungstheoretischen Perspektiven (Seminar)

Dozent/in: Friedrich Wolf

Termin:
Einzeltermin | Fr, 24.04.2020, 10:00 - Fr, 24.04.2020, 18:00 | C 14.001 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 19.06.2020, 10:00 - Fr, 19.06.2020, 18:00 | C 14.001 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 20.06.2020, 10:00 - Sa, 20.06.2020, 18:00 | C 14.001 Seminarraum

Inhalt: Die Digitalisierung ist eine gesellschaftliche und technologische Entwicklung, die jeden Bereich des alltäglichen Lebens erfasst. Im Alltag ist sie vor allem durch neue digitale Technologien (Hard- und Software) sichtbar. Diese Technologien verändern auf vielfältige und in weiten Teilen noch unabsehbare Weise die Rahmenbedingungen menschlichen Handelns. Kommunikation, Informations- und Wissensbeschaffung oder die Arbeits- und Alltagsorganisation sind dabei nur einige zu nennende Felder. Schwerpunkt des Seminars ist eine bildungstheoretische Auseinandersetzung mit aktuellen digitalen Medien und Technologien. Dabei sollen sowohl weit verbreitetet Alltagstechnologien, wie Smartphones oder social media Portale, als auch Technologien, die sich derzeit in Entwicklung befinden oder noch einen geringen Verbreitungsgrad haben, wie z.B. VR- und AR- oder robtosiche Systeme zur Alltagsunterstützung, betrachtet werden. Der Fokus der Betrachtung dieser Technologien und Phänomene wird auf dem Erwachsenenalter liegen. Wir wollen also der Frage nachgehen, was z.B. social media oder eine digital angereicherte Realität für uns als erwachsene Individuuen bedeutet. Wie diese Technologien unseren Alltag ko-konstruieren, Entscheidungen beeinflussen und Selbst-Welt-Verhältnisse (mit)prägen. Um sich diesem komplexen Themengebiet anzunähern soll anhand der "Strukturalen Medienbildung" von Jörissen und Marotzki (2009) ein anlytisches Framework kennengelernt werden, dass ermöglicht systematisch digitale Phänomene auf mögliche Bildungspotentiale hin zu untersuchen.

Ethnographie inklusiver Felder (Seminar)

Dozent/in: Arwed Marquardt

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 10:15 - 11:45 | 06.04.2020 - 10.07.2020 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Im Inklusionsdiskurs wird die UN-Behindertenrechtskonvention zumeist verkürzt unter den Schlagworten "behindert - nicht-behindert" geführt und auf den schulischen Bereich reduziert. Beobachtungen von Unterschieden zwischen Menschen und Gruppen sind jedoch nicht erst durch den Diskurs um Inklusion bekannt geworden. So nimmt in ethnographischen Forschungsarbeiten die Wahrnehmung des "Fremden" und – damit verbunden – die Suche nach Differenzkriterien – eine bedeutende Rolle ein. In dieser Veranstaltung wollen wir durch einen "ethnographischen Blick" versuchen, in verschiedenen Feldern den Umgang mit Fremdheit zu erkennen und zu verstehen.