Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Formfragen. Künstlerische Theorie und Praxis um 1900 (Seminar)

Dozent/in: Beate Söntgen

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 18.10.2021 - 04.02.2022 | C 40.153 Seminarraum

Inhalt: Um Formfragen wird in der Moderne seit deren Anfängen gestritten. Ihre Kraft des Gestaltens und Ordnens, in künstlerischer, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht, stellt Form zugleich unter den Verdacht, den Materie-Geist-Dualismus und die mit ihm verbundenen Wertungen - schiere, dumpfe Materie einerseits und einr von Geist und Seele durchtränkten Form anderseits - trotz aller Einsprüche zu transportieren. Gegenkonzepte wie „Anti-Form“ (F. Schlegel) oder „informe“ (Bataille) und avantgardistische Rhetoriken des Bruchs und der tabula rasa haben die Relevanz der Frage nach der Form, ihrer Bedeutung und ihren Funktionen nicht entkräften können. Die Ästhetik erschließt über die Form sowohl Aspekte der künstlerischen Produktion als auch der Wahrnehmungs- und Wirkweisen von Kunst und erweist damit das epistemische Potential von Formen. In der künstlerischen Theorie und Praxis um 1900 werden diese Aspekte explizit und prägnant verhandelt, sei es unter den Überschriften von Abstraktion und Figuration oder Figur und Grund, sei es in programmatischen Richtungskämpfen vor allem der Avantgarde, etwa des Konstruktivismus. Das Seminar behandelt die materielle Bedingtheit von Form, ihre Selbstbezüglichkeit und ihre Selbstreflexivität, ihre künstlerische wie gesellschaftliche Ordnungskraft und ihr kommunikatives Potential, als Speicher und Übermittlerin von Wahrnehmungen und gestalterischen Handlungen. Gegenstand sind kunsttheoretische Texte und künstlerisch-gestalterische Arbeiten etwa von Paul Cézanne und Henri Matisse über Roger Fry, die Omega-Werkstätten und Vanessa Bell bis zu Tatlin und Malewitsch und den von Gunta Stölzl und Anni Albers geleiteten Textilwerkstätten des Bauhauses. Gerade über das Kunsthandwerk und dessen Diskursivierung öffnen sich Formfragen auch auf transkulturelle Perspektiven.