Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Das Selbst in der digitalen Kultur (Seminar)

Dozent/in: Andreas Bernard

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 16:15 - 17:45 | 17.10.2022 - 03.02.2023 | C 6.026 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar geht von der Beobachtung aus, dass die Präsentations- und Erkenntnisweisen des Selbst in der digitalen Kultur – zum Beispiel in Gestalt von "Profilen" in Sozialen Netzwerken, der Ortungstechnologie auf den Smartphones oder der "Quantified Self"-Bewegung – auffallend häufig auf Techniken zurückgehen, die in der Kriminologie, Psychiatrie und Pädagogik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Formate und Verfahren, die ursprünglich zur Erfassung von Verbrechern, Wahnsinnigen und anderen Problemexistenzen dienen sollten, stehen heute in erster Linie im Zeichen der Selbstermächtigung und der Stärkung des souveränen Subjekts. Das Seminar beschäftigt sich mit den wissensgeschichtlichen Genealogien der heutigen Präsentationsformen digitaler Subjektivität und versucht einige Transformationen des Sozialen und Politischen herauszuarbeiten, wie etwa den ins Affirmative gewendeten Status von "Erfassung“ und die Überführung von polizeilichen Fahndungstechniken in eine fröhliche gesellschaftliche Praxis.

Der vertikale Blick. Mediatisierung, Datafizierung, visuelle Kultur (Seminar)

Dozent/in: Vera Tollmann

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 17.10.2022 - 03.02.2023 | C 6.316 Seminarraum

Inhalt: Dieses Seminar beschäftigt sich mit dem Paradigma des Blicks von oben. Vertikale Luftbildaufnahmen und Satellitenbilder lassen sich als instrumentelle Bilder, operative Bilder oder Datenbilder konzeptualisieren und stehen für ein visuelles Regime, das die Welt erkunden, kartieren, überwachen, kontrollieren und beherrschen will. Bevor das Regime des militärischen Blicks im 20. Jahrhundert etabliert wurde, wurden die ersten vertikalen Bilder, soweit sie bekannt sind und heute noch existieren, von Ballonfahrern und Meteorologen in Paris und London aufgenommen. Faktoren wie Wetter und Kameratechnik waren ausschlaggebend für die Ergebnisse. Der Kalte Krieg und das "'neue vertikale Regime', das durch die Weltraumforschung ermöglicht wurde", bildeten die Grundlage für die Entwicklung einer "neuen technologievermittelten Vertikalität" (Mendenhall, Deudney). Das Weltraumzeitalter brachte eine Reihe von Medieninfrastrukturen und digitalen Medien wie Multispektralscanner, Kameras und eine allgemeine digitale Bildverarbeitung hervor. Mit dem Start des Landsat-Programms im Juli 1972, den ersten Erdbeobachtungssatelliten, leitete die NASA einen epochalen Wandel ein, der vorerst das Ende der bemannten Raumfahrt bedeutete. Ein situierter Verbund aus Sensoren, Satelliten, maschinellem Lernen und Algorithmen wertet die Welt als Bild- und Datenquelle aus. Wie James C. Scott in Seeing Like a State schreibt, haben Bilddaten selbst keine Bedeutung. Sie erfordern eine Darstellung, einen Rahmen und eine Interpretation.Wie verändert sich der panoptische, moderne Blick im digitalen Zeitalter? Welche neuen Akteur*innen, Anwendungsgebiete und multiperspektivische Sichtweisen der Welt kommen hinzu? Seit dem "algorithmic turn" haben sich die Datenquellen und Visualisierungen in einer komplexeren vernetzten Medienumgebung vervielfacht. Zu beobachten ist ein Wechsel hin zu einer partizipativ-immersiven Sicht. Anbieter von Satellitendaten werben mit 360-Grad-Auswertungen von Fern- und Naherkundungssensoren und welche Formen medialer Evidenz erzeugen die Bilder im Kontext von Open Source Intelligence (OSInt) und der Auswertung von Inhalten in sozialen Medien. Wie prägen sie die visuelle Kultur?