Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Humor und Politik (Seminar)

Dozent/in: Serhat Karakayali

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 10:15 - 11:45 | 03.04.2023 - 07.07.2023 | C 12.108 Seminarraum

Inhalt: Ausgangsfrage des Seminars ist: Inwiefern und auf welche Weise wirkt Humor auf die Dimension des Politischen, d.h. nicht nur bezogen auf die Rationalität im engeren Sinne politischer Akteure im Feld der Parteien, Zivilgesellschaft, sozialen Bewegungen oder auch singulären Protestereignissen, sondern auch in alltäglichen Interaktionen, kulturell tradierten Praktiken (Karneval) oder in Unterhaltungsformaten wie der Stand-Up-Comedy. Man kann Humor als zweckfreies und neutrales Beiwerk verstehen, als Unterbrechung von der Rationalität und dem Ernsthaften als dem affektiven Gefüge des Politischen, als depolitisierend oder auch als Medium oder Instrument der Konfliktführung in politisch kodierten Machtkonstellationen. Humor kann sich gegen Andere (Fremdgruppen, Feinde, Gegner, etc.) richten, aber auch nach innen. Die Rolle, die Humor als Medium des Politischen spielt, hängt, so die These, nicht nur von den jeweiligen Feldern, in denen politische Beziehungen geführt werden, ab, sondern auch von den Modi des Humors selbst, bei Freud etwa unterschieden nach dem Witz, dem Humor und dem Komischen. Ihmzufolge machen wir uns beim Witz über Andere, beim Humor aber über uns selbst lustig, weshalb Humor nicht nur exogen (als „Waffe“) gedacht werden kann, sondern als ein Element der Konstitution und Umarbeitung individueller und kollektiver Subjektivität. Diese politische Dimension des Humors soll im Seminar anhand theoretischer Literatur aus einem breiten kulturwissenschaftlichen Spektrum erarbeitet und mit Bezug auf ausgewählte (historische und aktuelle) empirische Fälle diskutiert werden, die sich auf die verschiedenen Felder beziehen, von den Gezi-Park-Protesten in Istanbul 2013 über die Spaßguerilla-Bewegung der 1960er Jahre, bis zu zeitgenössischen Debatten um feministisch-queeren und antirassistischen Humor.