Alumni im Porträt: Zandile Darko – „Das Schreiben trägt mich durch die Zeit“

22.06.2020 Die Künstlerin studierte Physical Theatre in London und Kulturwissenschaften am Leuphana College. Heute ist Zandile Darko erfolgreich in der Freien Theaterszene und freut sich nach dem Lockdown bald wieder auf der Bühne zu stehen.

Zandile Darko ©Ricardo Samuel
Zandile Darko studierte am College Kulturwissenschaften im Major und Philosophie im Minor.

Whiteness surrounding her imagination. Shivering through her head and through her body reaching the centre of gravity too deep to touch. While she was observing the flames dancing she saw it all and grief tried to pull her down.“

Diese Zeilen stammen aus der ersten Publikation von Zandile Darko. „Writings“ erschien Ende vergangenen Jahres. Wenn die Künstlerin nicht schreibt, steht sie auf der Bühne, gibt Workshops und erarbeitet neue Performances. Zandile Darko ist Schauspielerin, Performerin und Theatermacherin. Wie für alle anderen Bühnenkünstler*innen steht in Zeiten der Corona-Pandemie auch für sie das Theaterleben still. „Jetzt trägt mich das Schreiben durch diese Zeit“, sagt die Hamburgerin. Als solo-selbstständige Künstlerin hat sie sich erfolgreich bei dem Hilfsfond der Hamburgischen Kulturstiftung „Kunst kennt keinen Shutdown“ beworben: „Ich empfinde das auch als Wertschätzung meiner künstlerischen Arbeit.“

Zandile Darko kam bereits als Schülerin zum Theater. Während ihres Abiturs in Hamburg wurde sie Teil des freien Künstler*innen-Kollektivs „Label Noir“ in Berlin, einem Zusammenschluss afrodeutscher Theater- und Filmemacher*innen, bei dem sie auch heute noch aktiv ist. „Das war ein wichtiger Schritt für mich“, erinnert sich Zandile Darko: „Wir sind dieses Jahr zehn Jahre alt geworden und stecken in der Vorproduktion unserer nächsten großen Produktion, die im Januar 2021 im Theater Hebbel am Ufer Berlin Premiere feiern wird“. Später wurde sie Ensemblemitglied bei Hajusom, einem Zentrum für transnationale Kunst in Hamburg, das seit 1999 künstlerische Qualität und politischen Aktivismus vereint. Hajusom produziert jährlich eine Produktion auf Kampnagel Hamburg, Deutschlands größter freier Spiel- und Produktionsstätte. „Meine künstlerische Arbeit hat immer auch eine politische Dimension. Ich suche in meiner Arbeit immer nach Ausdrucksmöglichkeiten, um die bestehenden Narrative zu durchbrechen und mehr als einer Perspektive Raum zu geben“, erklärt Zandile Darko. 

Praxis ist ein Teil davon, Theorie ein anderer. „Ich bin durch Frau Hobuß an die Leuphana Universität gekommen“, sagt die Alumna. Auf der Suche nach einer passenden Universität für ihr Bachelorstudium hörte Zandile Darko bei einem Info-Tag des Leuphana College den Vortrag der Philosophin Dr. Steffi Hobuß zu dem Vertiefungsfach Kulturtheorie und Kulturanalyse– und war überzeugt. Zandile Darko arbeitete später bei Dr. Steffi Hobuß als Tutorin und schrieb auch ihre Bachelor-Arbeit bei ihr. „Ich habe die Frage gestellt, inwiefern Performances eine kritische Gegendarstellung zur offiziellen deutschen Kolonialgeschichtsschreibung leisten können“, berichtet Zandile Darko. Die Zeit an der Leuphana prägt auch ihre heutige künstlerische Arbeit: „Ohne das Studium wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Der theoretische Hintergrund hilft mir bei meiner Arbeit sehr“, sagt Zandile Darko. Nach ihrem Bachelorstudium studierte sie an dem renommierten Rose Bruford College in London und schloss dort das Programm „Actor Performer Training“ mit einem Master of Fine Arts ab. Durch Unterstützung von Frau Hobuß konnte sie das Studium in London mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes finanzieren: „Frau Hobuß hat meine künstlerische Arbeit auch nach meinem Studium an der Leuphana weiterverfolgt und ermutigt und unterstützt mich bis heute. Sie war diejenige, die mich bei der Studienstiftung vorgeschlagen hat.“ Zudem absolvierte sie als Stipendiatin der Alfred Toepfer Stiftung eine zweijährige Ausbildung an der London International School of Performing Arts in Physical Theatre. 

Die Zeit in London hat Zandile Darko viele neue Türen geöffnet: „Dort haben sich ganz neue Möglichkeiten ergeben. So habe ich mit der Autorin und Theatermacherin Therese Ramstedt die Duo Kollaboration „Wet Paint“ gegründet und unsere erste Produktion sehr erfolgreich auf das Edinburgh Festival Fringe gebracht“, sagt sie. In Großbritannien hat sie sich ein großes Künstler*innen-Netzwerk aufgebaut und pflegt in Corona-Zeiten per Internet Kontakte nach Rio, London oder Tel Aviv: „Räumliche Abstände haben sich durch die Pandemie relativiert.“ 

Dennoch freut sich die Künstlerin sehr, dass Ende Juni die Proben wieder losgehen. Ab 30. Juli wird im Jahrmarkttheater Bostelwiebeck in Altenmedingen bei Bad Bevensen die Produktion „DAS GUTE“ aufgeführt werden. Mit „Label Noir“ ist sie im August bei einer Lesung, die filmisch inszeniert wird, im Maxim Gorki Theater in Berlin zu sehen. In ein paar Jahren hätte sie gern selbst eine Company und möchte ihre methodische Arbeit weiter ausbauen: „Workshops geben ist schon heute wichtiger Teil meiner künstlerischen Tätigkeit.“