Fühlen – Denken - Sprechen: Umfangreicheres Satzgedächtnis, bessere Grammatik

12.12.2022 „Die Ergebnisse der ersten Studie mit Kita-Kindern sind vielversprechend“, sagt Dr. Maria von Salisch, Professorin für Entwicklungspsychologie am Institute for Sustainability Education and Psychology. Nun entwickeln die Forscher*innen von drei Universitäten eine Fortbildung für die Grundschule.

„Sprache erleichtert es Kindern, eigene emotionale Erfahrungen zu organisieren, zu reflektieren und mit anderen zu teilen“, sagt die Psychologie-Professorin. ©Leuphana/Marvin Sokolis
„Sprache erleichtert es Kindern, eigene emotionale Erfahrungen zu organisieren, zu reflektieren und mit anderen zu teilen“, sagt die Psychologie-Professorin.

Die alltagsintegrierte Sprachförderung durch die Fachkräfte ist vielversprechend: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die sprachlichen Kompetenzen der Kinder signifikant verbessert haben etwa beim Satzverständnis, der morphologischen Regelbildung und dem Satzgedächtnis. Diese Bereiche sind gerade für die Bildungssprache sehr wichtig“, sagt die Professorin für Entwicklungspsychologie Dr. Maria von Salisch. Drei Jahre lang forschte sie mit einem interdisziplinären Team der Universitäten Lüneburg, Braunschweig und Hildesheim in fast 30 Gruppen in Kindertagesstätten und entwickelte ein Konzept zur alltagsintegrierten Sprachbildung. Jetzt startet das Folgeprojekt „Fühlen – Denken – Sprechen in der Grundschule“. Bis zum Herbst 2023 entwickeln die Forscher*innen Trainingsmaterialien für Grundschullehrer*innen und Fachkräfte in der Nachmittagsbetreuung. Zusätzlich werden Unterrichtsstunden zu Beginn und am Ende des Projekts videografiert, um den Erfolg der Intervention zu messen.
Die Idee: Durch den Einsatz von Sprachlehrstrategien auf Seiten des gesamten pädagogischen Personals verbessern sich die sprachlichen Leistungen der Kinder. Bei der alltagsintegrierten Sprachbildung ergeben sich ständig Lerngelegenheiten: Die Lehr- und Fachkräfte gehen auf die Themen der Kinder ein, schaffen Redeanlässe und korrigieren Fehler beiläufig durch richtiges Wiederholen. Eine Lern-Situation könnte folgendermaßen aussehen: Kinder betrachten im Nachmittagsunterricht mit einer pädagogischen Fachkraft ein Buch. Nicht ein Kind liest vor, sondern alle gemeinsam überlegen, wie sich die Heldin fühlt oder was sie wohl als nächstes tut. „Grundschulkinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Unsere Sprachlehrstrategien stimulieren die Sprachentwicklung und sollen letztlich für ähnliche Startbedingungen in der Schule sorgen“, sagt Maria von Salisch. Internationale Studien zeigen die Bedeutung von Sprachkenntnissen für den Schulerfolg: Nur wer die Unterrichtsprache beherrscht, kommt in der Klasse auch mit.

Emotionswissen spielt dabei eine wichtige Rolle: „Schule ist eine Lerngemeinschaft. Sprache erleichtert es Kindern, eigene emotionale Erfahrungen zu organisieren, zu reflektieren und mit anderen zu teilen“, sagt die Psychologin. Benennen Kinder ihre Gefühle mit ähnlichen Worten wie ihre Mitschüler*innen, können Konflikte leichter gelöst werden. Lehrer*innen hilft die gemeinsame Sprache zudem, eine kooperative Lerngruppe zu bilden.

Zum Projektstart gibt es am 16. Juni als Auftaktveranstaltung eine Fortbildung für Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Universität Kassel.

Die Teilnehmenden erwartet ein spannender Fachvortrag, eine Auswahl an kreativen Workshops zum Thema Sprache und Emotionen und eine abschließende Diskussion. In der Pause gibt es die Möglichkeit zum Austausch mit anderen teilnehmenden PädagogInnen und die Gelegenheit, Fragen zum Projekt direkt mit den Projektverantwortlichen zu besprechen.

Die Veranstaltung findet von 14 bis 17 Uhr  hybrid statt.

Alle Interessierten sind herzlich willkommen! Um Anmeldung unter kvoltmer[at]leuphana[dot]de, sowie die Angabe, ob die Teilnahme online oder in Präsenz erfolgt, wird gebeten

Die Studie „Fühlen Denken Sprechen in der Grundschule“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Ausschreibung „Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“ mit rund 350 000 Euro allein in Lüneburg gefördert. Das Projekt wird koordiniert und geleitet von Dr. Katharina Voltmer, Prof. Dr. Oliver Hormann und Prof. Dr. Maria von Salisch (Leuphana Universität Lüneburg) und bildet ein Verbundprojekt mit Teilprojekten an der Universität Braunschweig (Prof. Dr. Katja Koch) und der Universität Kassel (Prof. Dr. Miriam Langlotz).

Kontakt

  • Prof. Dr. Maria von Salisch