Nachhaltiges Lieferkettenmanagement: Merle Schernus – Weg des Kupfers

21.10.2024 Eine Chile-Reise veränderte den Blick der Betriebswirtin auf die Finanzwelt: Sie wollte mehr über nachhaltiges Wirtschaften erfahren. Nach ihrem Masterabschluss absolvierte die Hamburgerin an der Leuphana Professional School das berufsbegleitende Hochschulzertifikat „Nachhaltiges Lieferkettenmanagement“.

©André Leisner
„Chile gehört zu den wichtigsten Kupfer-Lieferanten weltweit“, erklärt Merle Schernus. Der Rohstoff wird etwa in Computern, aber auch in Solarmodulen verbaut.

Mitten in ihrem Masterstudium beschloss Merle Schernus eine Auszeit zu nehmen. „Ich fragte mich mehr und mehr warum in meinem BWL-Studium ausgiebig über Investitionstheorien mit Rendite und Risiko gelehrt wurde, aber nie der Gedanke angerissen wurde, dass hinter den Investitionen reale Projekte mit Auswirkungen auf Menschen und Umwelt stehen“, erinnert sie sich. Die junge Frau ging für ein Jahr nach Chile und packte ehrenamtlich bei einer Straßenhund-Initiative mit an. Der Aufenthalt veränderte ihre Sicht auf die Finanzwelt endgültig: „Chile war durch die Pinochet-Regierung zu einem Experimentierfeld für den Neoliberalismus geworden“, erklärt sie. Merle Schernus berichtet von einem gespaltenen Land. Während ihres Aufenthaltes streikte der öffentliche Dienst: „In den Armenvierteln stank es nach verrottendem Müll; die Reichen leisteten sich eine private Abfuhr. Auch die Gesundheitsversorgung brach zusammen: Wer Geld hatte ließ sich in einer Privatklinik behandeln, die Armen fanden keinen Arzt“, erinnert sich Merle Schernus.

Zurück in Deutschland beschließt sie ihr Studium abzuschließen – und etwas zu verändern. Heute ist sie beruflich in der Wirtschaftsprüfung und Beratung tätig und prüft Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen. 2023 studierte sie nebenberuflich das Hochschulzertifikat „Nachhaltiges Lieferkettenmanagement“, das das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana im Rahmen des Weiterbildungsmodells der Leuphana Professional School anbietet. Studierende beschäftigen sich darin unter anderem mit Nachhaltigem Unternehmertum, Lieferkettenmanagement und Menschenrechten. Ausgehend von nationalen und internationalen Standards wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) erlangen Studierende einen umfassenden Blick über die Sorgfaltspflichten für das eigene Unternehmen. Kern des Zertifikats ist ein studienbegleitendes Transferprojekt. Merle Schernus beschäftigte sich darin mit dem Weg des Kupfers: „Chile gehört zu den wichtigsten Kupfer-Lieferanten weltweit“, erklärt Merle Schernus. Der Rohstoff wird etwa in Computern, aber auch in Solarmodulen verbaut. 

Merle Schernus betrachtete die Wertschöpfungskette eines Laptops und zählte weit mehr als hundert Kettenglieder: Am Anfang steht die Arbeiterin in der Kupfermine, am Ende ein junger Mann, der auf der weltgrößten Mülldeponie in Ghana versucht, Kupfer aus dem verschrotteten Laptop zu brennen – ohne Schutzmaske. „Ich habe auch geschaut, wo Menschenrechte verletzt werden und wie Unternehmen, die Umstände verbessern können“, berichtet die Absolventin.

Ihre Untersuchungsergebnisse konnte sie in den Seminaren an der Leuphana Professional School diskutieren: „Die Fachexpert*innen waren hervorragend. Wir hatten etwa einen Anwalt, der sich auf Menschenrechte konzentriert. Spannend fand ich auch den Austausch zwischen den verschiedenen Teilnehmer*innen. Es kamen viele verschiedene Brachen zusammen. Das Zertifikat hilft mir Nachhaltigkeitsprobleme einzuordnen, zu strukturieren und zu lösen“, fasst Merle Schernus zusammen.

Das Zertifikat Nachhaltiges Lieferkettenmanagement ist eines von fünf Zertifikaten, die das Centre for Sustainability Management (CSM) zu aktuellen Handlungsfeldern des unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements entwickelt hat – beispielweise zu Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das Ziel: Studierende innerhalb eines halben Jahres mit wissenschaftlich fundiertem Wissen und Werkzeugen für ein Zukunftsfeld nachhaltigen Wirtschaftens stärken.