Vom Studium zum Underwriting – Absolventin Nele Danschacher
28.10.2025 Nele Danschacher studierte Rechtswissenschaft am Leuphana College und schloss ihr Studium im März 2025 mit dem Bachelor of Law ab. Ihre Abschlussarbeit war so überzeugend, dass Auszüge daraus in einer Fachzeitung veröffentlicht wurden. Nun prüft sie als Underwriterin Risiken beim weltweiten Versicherungskonzern HDI Global SE.
©Nele Danschacher
Nele, Dein Werdegang ist beeindruckend. Wie hat sich für Dich diese Richtung ergeben?
Nach einer Phase der Orientierung folgte schnell Entschlossenheit: Ich habe zunächst einige Semester an einer großen Universität in Norddeutschland Rechtswissenschaften studiert. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mehr Praxisorientierung wollte. Dann bin ich auf die Law School der Leuphana Universität Lüneburg aufmerksam geworden und habe nach Lüneburg gewechselt. Dort konnte ich Rechtswissenschaft im Major mit BWL im Minor kombinieren – eine Hochschulwahl und Fächerkombination, die sich für mich persönlich und beruflich als glücklich erweist.
Inwiefern?
Ich konnte in der von mir gewählten Fächerkombination rechtliche Fragestellungen und Themen aus der BWL kombinieren. Das fand ich spannend und praxisnah. Denn in der Praxis sind die Disziplinen auch miteinander verwoben. Entscheidungen in einem Feld haben Auswirkungen auf das andere. Und die Leuphana zeichnet sich durch eine hervorragende Betreuung der Studierenden aus. Mir bleibt insbesondere das wertschätzende Miteinander von Lehrenden und Studierenden positiv in Erinnerung.
Und wie passt das nun mit dem Versicherungsbereich und Deiner Berufswahl zusammen?
Im Underwriting, also in dem Prozess, in dem der Versicherer analysiert und entscheidet, ob und zu welchen Bedingungen dem Kunden Versicherungsschutz gewährt werden kann, kommt es auf ein umfassendes Verstehen der Risikolandschaft des Kunden an. Der HDI, der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie, fokussiert auf deutsche Firmen und deren Aktivitäten weltweit. In dem Bereich, in dem ich mitarbeiten darf, geht es um Haftpflichtrisiken. Dabei kommen mir meine juristischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse zupass, zumal ich keine Angst vor Zahlen habe – was man JuristInnen ja scherzhaft vorwirft.
Welche Rolle spielen dabei Fremdsprachenkenntnisse, vor allen Dingen Englisch?
Englisch spielt in meinem beruflichen Kontext eine große Rolle und wird nach meiner Einarbeitung noch zunehmen. Im Laufe des Studiums habe ich mehrere Praktika absolviert in denen auch Englisch wichtig war. Aber insbesondere in meinem Auslandsjahr in Barcelona, dort wurde auf Englisch unterrichtet, hatte ich Gelegenheit, meine Fremdsprachkenntnisse zu verbessern.
Wie kam es dann zu Deiner Entscheidung für den HDI?
Das kam im Zusammenhang mit einem Bachelor-Seminar. Mehrere ProfessorInnen der Law School bieten in ihren jeweiligen Forschungs- und Interessengebieten ein solches Seminar an. Dabei geht es darum, fortgeschrittene Studierende formal und inhaltlich auf die Abschlussarbeit vorzubereiten. Ich habe ein zivilrechtlich ausgerichtetes Seminar bei Prof. Dr. Hohlbein besucht, der mehrere Themenfelder für eine mögliche BA Arbeit skizziert hatte. Mir gefiel, dass der Dozent für studentische Anpassungswünsche offen war. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich mich dann, obwohl ich zuvor keinerlei Berührungspunkte mit Versicherungen hatte, für ein haftungs- und versicherungsrechtliches Thema begeistert. Und als Herr Hohlbein mein echtes Interesse bemerkt hatte, hat er für die Zweitbetreuung meiner Arbeit Herrn Assessor Marco Visser, LL.M., den Leiter Wording und Reinsurance vom HDI Global SE, gewinnen können.
Das klingt gut aufeinander abgestimmt. Jetzt wollen wir gern wissen, was das konkrete Thema Deiner Arbeit war?
Ich habe mich mit dem Schadenbegriff im Haftungs- und im Haftpflichtversicherungsrecht beschäftigt und untersucht, inwieweit die Begriffe inhaltsgleich oder verschieden sind. Und da meine Betreuer die Arbeit mit sehr gut bewertet hatten, kam es zum doppelten Erfolg: Festanstellung und Veröffentlichung. Für die Publikation in der Fachzeitschrift Produkthaftung international – Recht & Versicherung (Anm.: PHi Nr.5, Oktober 2025, S. 196 - 203) ist die BA-Arbeit angepasst worden.
Herzlichen Dank, Nele, für das offene und inspirierende Gespräch!
Die Fragen stellte Mathias Paulokat, MBA. Als Diplom-Wirtschaftsjurist (FH) ist er Lüneburger Alumnus. Er ist Pressesprecher im Bankgewerbe und der Leuphana Universität Lüneburg als Gastredner verbunden.