M. Sc. Sustainable Chemistry: Wie aus Kaffeeabfällen Kosmetik wird

03.12.2025 Der Chemieingenieur Adnan Akin Akcay optimiert bei einem dänischen Biotech-Unternehmen die Extraktion von wertvollen Rohstoffen aus Kaffeeprodukten. Er profitiert dabei von den Inhalten aus seinem berufsbegleitenden Studium an der Leuphana Professional School.

©Adnan Akin Akcay
„Diese organischen Rückstände enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die etwa in der Kosmetikindustrie weiterverwendet werden können“, erklärt Adnan Akin Akcay.

Laut Schätzungen fallen weltweit jedes Jahr bis zu 40 Millionen Tonnen Kaffee-Bioabfälle an – ein bislang kaum genutzter Rohstoffspeicher. „Diese organischen Rückstände enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die etwa in der Kosmetikindustrie weiterverwendet werden können“, erklärt Adnan Akin Akcay.

Der türkische Chemieingenieur ist Chief Technology Officer (CTO) bei einem dänischen Biotech-Unternehmen, das sich auf die Verwertung von Kaffeeabfällen spezialisiert hat. Mithilfe chemischer Extraktionsverfahren gewinnt er Lipide, Polymere und Kohlenhydrate aus Rückständen, die etwa von Röstereien oder Cafés stammen.

Das Unternehmen wird von öffentlichen Forschungsgeldern unterstützt, hat jedoch längst auch wirtschaftliche Erfolge erzielt: Für einen Hamburger Kosmetikhersteller etwa entwickelte die Firma ein Shampoo auf Kaffeebasis. Bei einem Besuch in Deutschland hörte Adnan Akin Akcay von dem berufsbegleitenden Masterprogramm Sustainable Chemistry an der Leuphana Professional School.

„Die Inhalte passen perfekt zu dem, was ich im Unternehmen tue“, sagt Adnan Akcay. „Besonders der Ansatz Benign by Design – also Chemikalien von Anfang an so zu gestalten, dass sie umweltverträglich sind – hat mich stark geprägt. Nur weil ein Produkt aus nachhaltigen Rohstoffen besteht, ist es nicht automatisch nachhaltig. Es kann beispielsweise nicht biologisch abbaubar sein. Deshalb müssen wir als Chemiker das gesamte System im Blick behalten.“

Im berufsbegleitenden Masterprogramm vertieft Akcay nicht nur seine Kenntnisse in nachhaltiger Produktentwicklung, sondern auch in ökonomischen und regulatorischen Fragen. Ein wichtiges Werkzeug, das er an der Leuphana Professional School

kennengelernt hat, ist die Lebenszyklusanalyse (LCA). „Wir haben berechnet, dass unser Kaffee-Öl – das in der Kosmetikindustrie Argan-Öl ersetzen kann – einen deutlich geringeren CO₂-Fußabdruck hat, weil wir ausschließlich Abfälle verwenden.“

Doch die Potenziale des Kaffees sind noch vielfältiger: „Verbliebene Zucker lassen sich als Dünger nutzen“, erklärt Adnan Akcay: „Die freigesetzten Kohlenhydrate, vor allem Mannose, verbessern die Wurzelchemie von Pflanzen und fördern ihre Nährstoffaufnahme.“

Im Studium setzt er sich zudem mit Regulierungssystemen und Nachhaltigkeitsstandards auseinander. „Nachhaltige Chemikalien brauchen auch eine unterstützende Gesetzgebung“, sagt er. Besonders die europäische REACH-Verordnung spielt dabei eine zentrale Rolle: „Viele Lösungsmittel wie Hexan sind billig, aber nicht nachhaltig. Wir haben deshalb Alternativen wie Bioethanol getestet.“

Bald schließt Adnan Akcay das Studium ab und zieht positive Bilanz: „Eigentlich gibt es keinen Kursinhalt, den ich nicht in meiner Arbeit anwenden konnte“, betont er und fährt fort: „Von der Laborpraxis über die Stakeholder-Analyse bis zu Geschäftsmodellen – das Wissen aus dem Studium hilft mir, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig zu denken.“

In seiner Masterarbeit erforscht er demnächst Modelle der Kreislaufwirtschaft für Kaffeeabfälle und deren nachhaltigen Einfluss. Der Austausch mit Studierenden aus aller Welt, die etwa mit Holz- oder Lebensmittelresten arbeiten, inspiriert ihn zusätzlich. „Wir lernen voneinander, wie sich aus Abfällen neue Wertschöpfung schaffen lässt.“

Das dänische Unternehmen arbeitet etwa mit Hotels zusammen: Sie liefern ihre Kaffee-Abfälle und erhalten im Gegenzug Handseifen, Reinigungsmittel oder Kosmetikprodukte, die genau aus diesen Reststoffen hergestellt werden. „So sehen die Gäste direkt, dass Abfälle in etwas Wertvolles verwandelt werden können“, erklärt Akcay.

Mit seinem Wissen möchte europaweit nachhaltige Projekte anstoßen – etwa in seiner türkischen Heimat: „Bei der Olivenölproduktion oder beim Feigenanbau entstehen ebenfalls große Mengen organischer Abfälle. Sie stecken voller wertvoller Rohstoffe.“

Kontakt

  • Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Klaus Kümmerer