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Lehrveranstaltungen

Dezentrales Energiemanagement (Projektseminar)

Dozent/in: Eckhard Bollow, Helmut Faasch, Andreas Möller, Ralph Welge

Termin:
wöchentlich | Montag | 16:15 - 19:45 | 18.10.2010 - 04.02.2011 | C 9.102 Seminarraum

Inhalt: Eigentlich ist der Begriff "Energiemanagement" nicht richtig gewählt, aber wir benutzen ihn, weil er sich eingebürgert hat. Es geht bei diesem Thema des Umweltprojektstudiums um ein verständigungsorientierten Umgang mit Energie und Ressourcen. Wir wollen in diesem Projekt zeigen, dass dies funktioniert und auf lange Sicht besser ist als ein technikzentriertes, von den Menschen abstrahierendes Energiemanagement. Der Antritt ist, wie es sich für die Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften gehört, inter- und transdisziplinär, d.h. es werden verschiedene wissenschjaftliche Disziplinen eingebunden, direkt durch Veranstalter oder durch "Gastvorlesungen". Daraus leiten sich im Projekt dann auch verschiedene Bearbeitungsschwerpunkte ab. Diese können sein: (1) Fragen der Messung von Energie- und Ressourceneffizienz von Infrastrukturen (Gebäuden, Anlagen usw.), (2) Fragen des Umgangs mit Ressourcen und Energie als Managementaufgabe, (3) Funktion der Umweltkommunikation als Verständnisgrundlage zum neuartigen Umgang mit Energie und Ressourcen, (4) Nutzungsgemeinschaften als soziale Netzwerke ("Social Networks"), Funktion digitaler Medien zu deren Unterstützung, (5) informationstechnische Unterstützung neuer Regeln des Umgangs, (6) technische Grundlagen dazu (Hardware, Netze,...). Das Thema im Umweltprojektstudium wird als Beitrag zu "Sustainable University" betrachtet. Sustainable University ist ein Forschungsprojekt (oder vielleicht eher ein Forschungsprogramm) der Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften, das von der Überlegung ausgeht, dass eine Universität nicht nur die Aufgabe hat, Herausforderungen der Gesellschaft als Forschungsfragen aufzugreifen; sie muss auch Vorbild sein und bei sich selbst anfangen. Wolfang Ruck (Professor für Umweltchemie) testet regelmäßig die Bewusstwerdung der Umweltprobleme im Alltag, gerade an der Universität: Er behauptet in Diskussionsrunden immer mal wieder, die Aufkleber über den Lichtschaltern in den Seminarräumen "Licht aus - Müll raus" seien wieder entfernt worden und niemand hätte es bemerkt. Nicht die Feststellung ist interessant, sondern der Umstand, dass die Behauptung gar nicht stimmt. Die Aufkleber sind noch da! Niemand sagt das! Niemand kann sich erinnern. Die Aufkleber sind so selbstverständlich geworden, dass sie nicht mehr wahrgenommen werden. An der Leuphana können wir immer wieder beobachten, dass einzelne Aktionen anfangs erst mal Wirkung zeigen, dann aber versanden. Wir wollen an der Stelle ansetzen und versuchen, die vereinbarten Regeln (den Konsens) Wirklichkeit werden zu lassen: Sie werden dann tatsächlich technisch so lange realisiert, bis wir die Regeln aufheben oder abändern. Der Appell des Aufklebers wird ersetzt durch eine Automatik, welche das Licht abschaltet, wenn niemand mehr im Raum ist. Da wird es keine Probleme geben; anders sieht es bei Heizung und Belüftung aus. Wir können auch vereinbaren, dass wir in einem Seminar bestimmte Ressourcen (z.B. Beamer) nicht benutzen wollen. Solche Regeln gelten dann, bis sie uns stören. Mit anderen Worten: Wir legen als Gruppe Lernender und Lehrender (immer mal wieder) fest, wie umweltfreundlich wir studieren wollen - und die (Gebäude-) Technik richtet sich danach. Eine spannende Frage des Seminars ist also: Funktioniert das? Welche Potentiale ergeben sich? Im Moment wird überlegt, inwieweit wir die Überlegungen in einem "Lab" ausprobieren können - in einem "Energy Efficiency Lab", vielleicht ist es auch das "Living Lab". Das würde es ermöglichen, Fragen der dezentralen Energieeffizienz in verschiedenen Nachhaltigkeitsdimension (ökonomisch, sozial, ökologisch) auf der Basis prototypischer Realisierungen (die nicht im Projekt entwickelt werden) zu bearbeiten und Erkenntnisse daraus abzuleiten. Bemerkenswert ist, dass das Projekt wirklich praxisrelevant ist und die Erkenntnisse in das zukünftige Energie- und Ressourcenmanagement der Leuphana einfließen sollen. Es führt zwei Forschungsfelder von Sustainable University zusammen: Energiemanagement und Universität als Lebenswelt. Es wird trotz der Veranstaltungsform "Seminar" nicht erwartet, dass sich die TeilnehmerInnen in alle Themen per Referatsthema einarbeiten. Wir werden auch versuchen, zusätzliche Kompetenzen per "Gastvorlesung" einzubinden, wenn dies sinnvoll erscheint.