Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Anpassung, Normalität, Subversion. Aspekte einer Soziologie der Alltagskultur (Seminar)

Dozent/in: Roger Behrens

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 12:15 - 13:45 | 17.10.2016 - 03.02.2017 | C 16.222 Seminarraum

Inhalt: Der moderne Mensch lebt in der Alltäglichkeit, die paradox durch die Wiederkehr des ewig Gleichen, den Trott, die Wiederholung, wie auch durch die Abweichung davon gekennzeichnet ist: Diffus bleibt, ob zum Alltag die Arbeitszeit, der Beruf, das notwendige Geldverdienen dazugehören, oder ob das Alltagsleben allein durch die Freizeit bestimmt ist; indes erweitert sich der Alltag zur Alltagskultur: sie markiert scheinbar die je individuelle Aneignung der Angebote der Kulturindustrie – um sich so eben, redundant, im eigenen Alltag einzurichten. Diese Ideologie des Alltags eröffnet das Alltägliche selbst damit als »Bühne«, um sich zu behaupten: allgemein gesellschaftlichen Zwängen der Anpassung und Normalität unterworfen, bietet »die Kultur« zahlreiche Optionen der Widerständigkeit, der Abweichung und Dissidenz, der Subversion. Das wiederum soll im Sinne einer Soziologie der Alltagskultur historisch und systematisch untersucht werden. Fragen, die dabei zu klären sind: Was ist Alltag, Alltagsleben, Alltagskultur – und was nicht? Welche Funktion und Bedeutung hat die Auseinandersetzung mit dem Alltag? In welche Phasen der Moderne (und Postmoderne) wird nach der Alltagskultur (kritisch) gefragt, in welchen Phasen nicht? Was heißt Anpassung, was meint Normalität? Was ist Subversion? Etc.

Moralische Panik und moralisches Unternehmertum. Perspektiven der Cultural Studies und der Kultursoziologie (Seminar)

Dozent/in: Christoph Behnke

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2016 - 04.12.2016 | C 14.006 Seminarraum

Inhalt: Von ‚moral panic‘ ist erstmals Anfang der 1970er Jahre in der britischen Soziologie die Rede; in Anlehnung an die damalige New Deviancy Theory (vgl. Labelling Approach, H.S. Becker)und ersten Ansätzen einer Soziologie der Kultur (Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies) entwickelte vor allem Stanley Cohen mit dem Konzept ‚moral panic‘ eine Möglichkeit „Unverhältnismäßigkeiten“ in der medialen Vermittlung sozialer Brennpunkte zu analysieren. Cohen widmete sich in seiner Studie „Folk Devils and Moral Panics. The creation of the Mods and Rockers“ verfeindeten subkulturellen Gruppierungen, deren mediale Repräsentation den Niedergang der britischen Jugend nahelegte. Solche Zustände moralischer Panik – forciert durch „moral entrepreneurs“ - sind in den letzten vier Jahrzehnten zunächst in der britischen (vgl. z.B. . Hall, S., Clarke, J., Critcher, C., Jefferson, T. and Roberts, B. (1978) Policing the Crisis) später auch in der US amerikanischen Soziologie (Goode, Erich and Nachman Ben-Yehuda (2009): Moral Panics. The Social Construction of Deviance) zu unterschiedlichsten Themen durchgeführt worden. Nicht zuletzt die Beschreibung des Irak Krieges als eines „elite-engineered moral panic process“ (Bonn, S.A.), das Thema Migration, als deviant geltendes Sexualverhalten, historische Themen wie die Hexenverfolgungen, Islamophobie aber auch die Reaktionen auf den Klimawandel sind mit dem Konzept der moral panic analysiert worden. Theoretische Schwächen des Konzepts sind gerade in jüngerer Zeit aufgegriffen worden (z.B. Critcher, Chas; Dandoy, Arnaud; Hier, Sean P.). Die Veranstaltung rekonstruiert die Geschichte des Konzepts moral panic und greift beispielhaft Studien auf, die jeweils unterschiedliche theoretische Prämissen verwenden. Themen werden vermutlich sein: Der Irak Krieg, War on Terror, Migration, Hexenverfolgung und aktuelle politische Szenarios. Literaturauswahl Klassische Texte: Cohen, Stanley (2002, 1972): Folk Devils and Moral Panics. The creation of the Mods and Rockers. London : Routledge. Introduction Third Edition Hall, S., Clarke, J., Critcher, C., Jefferson, T. and Roberts, B. (1978) Policing the Crisis. Basingstoke, UK: Macmillan Goode Erich and Nachman Ben-Yehuda (2009): Moral Panics. The Social Construction of Deviance. Blackwell Publishing Ltd (1e, 1994) Neuere Beiträge: Bauman Zygmunt (2016): Die Angst vor den anderen - Ein Essay über Migration und Panikmache. Suhrkamp Bonn Scott A. (2011): How an Elite-Engineered Moral Panic Led to the U.S. War on Iraq. In: Crit Crim (2011) 19:227–249. Critcher, C. (2009) Widening the focus: Moral panics as moral regulation. British Journal of Criminology. 49(1): 17–34. Critcher, Chas (2011): For a political economy of moral panics. In: Crime Media Culture 7(3) 259–275. Dandoy , Arnaud (2015): Towards a Bourdieusian frame of moral panic analysis: The history of a moral panic inside the field of humanitarian aid. In: Theoretical Criminology 2015, Vol. 19(3) 416–433 Hier, Sean P. ed. (2011): Moral Panic and the Politics of Anxiety. Routledge Reed Isaac Ariail (2015): Deep culture in action: resignification, synecdoche, and metanarrative in the moral panic of the Salem Witch Trials. In: Theor Soc (2015) 44:65–94 Shafir, Gershon, Everard Meade, and William J. Aceves (eds.)(2013): Lessons and Legacies of the War on Terror. From moral panic to permanent war. Stewart ,Matthew (2016): The Campus “Rape Crisis” as Moral Panic. In: Acad. Quest. (2016) 29:177–187