Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

"Der Sinn von Politik ist Freiheit". Hannah Arendt und das Politisches Denken im 21. Jahrhundert (Seminar)

Dozent/in: Eveline Goodman-Thau

Termin:
Einzeltermin | Fr, 04.11.2016, 14:00 - Fr, 04.11.2016, 16:00 | C 12.006 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 05.11.2016, 10:00 - Sa, 05.11.2016, 15:00 | C 5.019 Seminarraum
Einzeltermin | So, 06.11.2016, 10:00 - So, 06.11.2016, 15:00 | C 5.019 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 12.11.2016, 10:00 - Sa, 12.11.2016, 15:00 | C 5.019 Seminarraum
Einzeltermin | So, 13.11.2016, 10:00 - So, 13.11.2016, 14:00 | C 5.019 Seminarraum

Inhalt: Hannah Arendt und das Politisches Denken im 21. Jahrhundert "Kriege und Revolutionen, nicht das Funkitionieren parlamentarischer Regierungen und Parteiapparate, bilden die politischen Grunderfahrungen unseres Jahrhunderts." Hannah Arendt Die Frage nach Form und Inhalt des Politischen gewinnt eine neue Brisanz vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen einem zunehmenden religiösen und nationalen Fundamentalismus und einem modernen Geschichtsoptimismus, als Januskopf der Moderne, der trotz allem die Hoffnung auf Fortschritt nicht aufgegeben hat. Das moderne Geschichtsbewusstsein - entstanden aus der Hoffnung auf Geschichtsmächtigkeit und der Erfahrung der Ohnmacht, zwischen einem Glauben an die Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen und seiner Selbstaufgabe in vorgeblich übermächtigen Prozessen - bestimmt sinnstiftend in Rudimenten bis in die Gegenwart das Bewusstsein sowie den Blick auf Kultur, Geschichte und Gesellschaft. Die Frage nach der Bedeutung des Politischen zieht sich wie ein roter Faden durch das Geschichtswerk Hannah Arendts und steht grundlegend für ein Denken, das trotz der dunklen Befunde der realen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts neue Wege der vita activa sucht in der Frage: Hat Politik überhaupt noch einen Sinn? Thematische Inhalte: Hannah Arendts Reflexionen und Einsichten über Politik und das Politische stehen im engstem Zusammenhang mit ihren Erkenntnissen über den Totalitarismus, infolgedessen wir geneigt sind, politisches Handeln mit gewalttätigem Handeln gleichzusetzen. Das politische Unheil, welches von den totalitären Staatsformen im 20. Jahrhundert angerichtet worden ist, hat das Wesensmerkmal des Politischen - die Freiheit - gänzlich ausgelöscht. Nach dem Verschwinden von verschiedenen Versionen des Faschismus und Staatssozialismus steht die Welt nicht nur unter den Zwängen der Marktwirtschaft, sondern auch unter denen eines wachsenden politischen Fundamentalismus, der in seinen Ansprüchen totalitäre Charakterzüge aufweist. Okzidentalimus und Orientalismus stehen sich als zwei miteinander konkurrierende Weltentwürfe der Moderne gegenüber und versuchen sich beide mit politischen Machtmitteln durchzusetzen. Um gegen diese Entwicklung, der beide Seiten ausgesetzt sind, ansteuern zu können, müssen die Parameter von politischer, religiöser und geistiger Freiheit neu definiert werden, um nicht in die Gefahr zu geraten, Gewalt mit Gewalt zu beantworten, eine Entwicklung, die im Zeitalter der Globalisierung politische Systeme und somit den Weltfrieden zunehmend bedroht. Wenn der Sinn von Politik in der Tat Freiheit ist, dann geht es darum, diese Freiheit gegen jegliche Vereinnahmung zu verteidigen.

Theorien des Subjekts (Seminar)

Dozent/in: Roberto Nigro

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 10:15 - 11:45 | 17.10.2016 - 03.02.2017 | C 11.117 Seminarraum

Inhalt: Der Begriff Subjekt hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Bedeutungen angenommen. Das Wort Subjekt, das aus dem Lateinischen stammt, existiert in zwei unterschiedlichen Formen, die sich entlang verschiedener Traditionen gebildet haben. Vom Neutrum subjectum, das die Übersetzung des griechischen hypokeimenon ist, stammt eine Tradition mit logisch-grammatikalischen und ontologisch-transzendentalen Bedeutungen ab. In dieser Tradition steht auch die Frage nach der Subjektivität. Vom Maskulinum subjectus, das im Mittelalter in Verbindung mit dem Wort subditus (Untertan) gebracht wurde, stammt die andere Tradition von juristischen, politischen und theologischen Bedeutungen ab. In dieser Tradition steht die Frage nach der Unterwerfung (assujettissement). Beide Traditionen treffen insbesondere im Ausgang von Kants Philosophie im 18. Jahrhundert aufeinander, als die Frage nach dem konstituierenden Subjekt entsteht. In der zeitgenössischen Philosophie gibt es drei Hauptgruppen von Bedeutungen. Eine erste betrifft die Idee von Subjektheit, die von Heidegger stammt. Das Subjekt ist hier passiv, d.h. es ist nur ein Substrat, das Qualitäten und Eigenschaften empfangen kann. Eine zweite Gruppe betrifft die Idee der Subjektivität, eine moderne Idee, die auch die Idee des Subjekts als Ego (Ich) impliziert. Hier stellt sich das Subjekt dem Objekt entgegen und begrenzt das Feld des Psychischen und Geistigen. Eine dritte Gruppe bezieht sich auf die Idee der Unterwerfung, in welcher Herrschaft und Abhängigkeit wirksam sind. Die Begriffe Unterwerfung (assujettissement) und Subjektivierung bewirkten wichtige Verschiebungen in zeitgenössischen Debatten um Subjektivität. Ihnen ist es zu verdanken, dass sie nun nicht mehr als Frage nach ihrem Wesen gestellt wird. Die Frage richtet sich nun auf die Genese oder die Bildung des Subjekts innerhalb transindividueller Strukturen. Die Idee des gründenden Subjekts hat sich zum Verständnis eines konstituierten Subjekts hin verschoben.