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Veranstaltungen von Felix Fink


Lehrveranstaltungen

FÄLLT AUS! Tiefenhermeneutische Kulturanalysen zum Klimawandel (Seminar)

Dozent/in: Felix Fink

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 10:15 - 11:45 | 03.04.2023 - 07.07.2023 | intern

Inhalt: Die tiefenhermeneutische Kulturanalyse ist eine Methode qualitativer Sozialforschung, die gesellschaftliche Bedeutungen kultureller Artefakte und ihrer Identifikationsangebote untersucht. Kulturelle Artefakte können etwa Literatur, (bewegte) Bilder, politische Reden, Gedichte, Theaterstücke oder Kurzgeschichten sein. Diese sind „Artefakte“ im doppelten Sinn: Es handelt sich um von Menschen „artifiziell“ hergestellte Kulturprodukte und sie sind – ähnlich einem archäologischen Artefakt – Überbleibsel oder Medium sozialer und kultureller Ordnung, für die sich die tiefenhermeneutische Kulturanalyse interessiert. Sie versucht Antworten auf zwei Fragen zu liefern: Was versprechen kulturelle Artefakte wie ihren Rezipient*innen? Welches sind die gesellschaftlichen Bedingungen dieser und keiner anderen Rezeptionsweise? Um die Rezeptionsweisen und ihre Bedingungen anhand exemplarische Artefakte zu analysieren, kombiniert die tiefenhermeneutische Kulturanalyse Inhalts- und Wirkungsanalyse. Wird bei der Inhaltsanalyse der „offensichtliche“ – der wortwörtlich erzählte, dargestellte oder repräsentierte – Inhalt eines Artefakts kulturwissenschaftlich rekonstruiert, stellt die Wirkungsanalyse den tiefenhermeneutischen und eigentlich besonderen Teil der Methode dar. Auf Grundlage einer psychoanalytisch informierten Sozialisationstheorie geht die Tiefenhermeneutik davon aus, auch „zwischen den Zeilen“ eines Kulturprodukts vermittelten Sinn durch dessen Wirkung auf Rezipient*innen erfassen zu können. Diesen „latenten“ Sinn können bspw. Gruppendiskussionen über kollektiv gesichtete Kulturproduktionen greifbar machen, in den von (Lese-)Eindrücken, Assoziationen und Affekten berichtet wird. Die sich dabei entspinnenden Diskussionen bilden dann materiale Grundlage der Wirkungsanalyse. In einem letzten Schritt gibt die kultur- und gesellschaftstheoretische Interpretation der manifest-inhaltlichen und latent-sinnlichen Ebenen Aufschluss über die Identifikationsangebote des Forschungsgegenstandes und ihre sozialen Bedingungen. Das Seminar ist in drei Blöcken aufgebaut: Der erste stellt die tiefenhermeneutische Kulturanalyse in den Kontext qualitativ-rekonstruktiver Sozialforschung mit ihren Zwecken, Annahmen und Grenzen. Dazu klären wir zunächst einige Grundbegriffe des Seminars. In den folgenden Sitzungen diskutieren wir dann methodologische, stärker forschungspraktisch orientierte und sozialisationstheoretische Texte, die vorhin in Eigenarbeit gelesen wurden. Im zweiten Block beschäftigen wir uns mit tiefenhermeneutisch-kulturanalytisch angelegten Studien, die unterschiedliche Phänomene zum Gegenstand haben. Exemplarisch wird daran das Verständnis der Methode vertieft. Drittens folgt der forschungspraktische Teil des Seminars. Für diesen lesen wir oder schauen uns im Vorfeld der Sitzungen jeweils ausgewählte Kulturprodukte an zu unterschiedlichen Antworten, Lösungen oder Visionen zum Klimawandel und dessen Folgen. In den Sitzungen sprechen wir dann über die Eindrücke, die die Rezeption dieser kulturellen Artefakte bei uns hinterlassen haben. Die dabei entstehenden Diskussionen sollen aufgenommen und können im Rahmen der Semesterarbeiten ausgewertet werden. Die Transkription der Tonaufnahmen und die Auswertung des Materials üben wir im Seminar.