Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Grundprobleme der Medienökologie (Seminar)

Dozent/in: Erich Hörl

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 09.04.2019 - 02.07.2019 | C 5.325 Seminarraum
Einzeltermin | Di, 25.06.2019, 18:15 - Di, 25.06.2019, 19:45 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: Medienökologie ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Feld der Medienkulturforschung unter digitalen Bedingungen aufgestiegen. Dabei ist die Karriere der Medienökologie zunächst in eine weiter zurückreichende historisch-semantische Bewegung eingebettet, an deren Ende heute Ökologie überhaupt als zentraler Beschreibungsmodus zu firmieren beginnt. Spätestens seit den 1970er Jahren und seither mit zunehmender Ausbreitung kann eine allgemeine Ökologisierung des Denkens beobachtet werden. Nicht nur scheint es mittlerweile eine fast unüberschaubare Zahl von Ökologien zu geben (von Ökologien des Geistes ist ebenso die Rede wie von Ökologien der Aufmerksamkeit, des Begehrens, der Praktiken, des Empfindens, der Kognition, der Werte, des Politischen oder der Macht - um nur einige prominente Beispiele zu nennen). Ökologie hat als Konzept längst auch, ja sogar vor allem – und darauf kommt es an – nicht-natürliche Bereiche zu erfassen begonnen. Die Formel »ecology without nature« (T. Morton) erscheint nahezu als Epochensignatur. Vor diesem Hintergrund gesehen hat Medienökologie einen dreifachen Sinn, den das Seminar bearbeitet. Sie tangiert erstens Medienökologie einen bestimmten regionalen Bereich der allgemeinen Ökologisisierung der Existenzweisen, der wir historisch überantwortet sind, nämlich die neuen technisch-medialen Milieus, in die wir uns eingelassen finden und die die konstitutiven Umwelten unseres Existierens bilden. Es geht zweitens um eine Ökologie des »electronic waste«, der, gegenläufig zu allen Reden von der angeblichen Nachhaltigkeit der neuen Technologien, bereits jetzt ein gewaltiges ökologisches Problem darstellt und eine der Kernfragen einer neokolonialen politischen Ökonomie. Schließlich legt Medienökologie zugleich auch die historische Möglichkeitsbedingung der allgemeinen Ökologisierung des Seins und Denkens als solcher offen: qua zunehmender Environmentalisierung durch die technisch-medialen Umwelten, Auswanderung und Verteilung von Komputation in die Umgebungen und algorithmischer Milieus wird das Problem von Umweltlichkeit als solches in nie dagewesener Radikalität herausgestellt und formiert sich ein neuer Sinn von Umweltlichkeit, der uns Umweltlichkeit als originäre Bedingung denken läßt. Wir sind heute dank Medien und Techniken – von ubiquitous computing bis hin zu sensorischen Umwelten –mit einer beispiellosen Explosion von umweltlicher Handlungsmacht konfrontiert. Die jüngeren techo- und medienökologischen Tatsachen erzwingen förmlich eine Revision von konzeptuellen Grundüberzeugungen der Moderne – etwa dessen, was Subjekt bzw. Subjektivierung, was Erfahrung, was Wahrnehmung, was Empfindung heißt, was wir unter Kollektiv verstehen – von der Idee einer ursprünglichen Umweltlichkeit her. Medienökologie ist so gesehen vielleicht sogar so etwas wie eine neue Grundlagendisziplin und jedenfalls von nicht zu überschätzender Bedeutung nicht nur für ein medienwissenschaftliches, sondern auch für ein übergreifenderes kulturwissenschaftliches Verständnis unsere zeitgenössischen Situation. Das Seminar geht der Geschichte und der systematischen Herausforderung des dreifachen Sinns von Medienökologie nach und versucht das Konzept in seiner ganzen Breite zu entwickeln. Neben aktuellen medienökologischen Texten, die für das Verständnis dieser neuen Beschreibungsweise zentral sind, werden auch einige exemplarische wissens- und mediengeschichtliche Breschen geschlagen, um die semantische Formierung des Konzepts Ökologie seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verstehen.

Was ist Materialismus? (Seminar)

Dozent/in: Christoph Görlich

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 12:15 - 13:45 | 04.04.2019 - 04.07.2019 | C 5.310 Seminarraum

Inhalt: Der Gedanke zu diesem Seminar ist zunächst, dass zwei Fragen gestellt werden: Gibt es eine irgendwie zusammenhängende Diskurs-Formation (sicher eine Pluralität an Diskursen und Debatten), der dieser Titel „Materialismus“ redlicherweise gegeben werden kann? Und wenn dem so ist: Was hält sie zusammen, worin findet sich inhaltlich die Konjunktur, das Thema „Materialismus“? Der Bogen soll dabei weit gespannt sein: Zwischen dem Materialismus-Streit im neunzehnten Jahrhundert, über den historischen Materialismus, sog. „neomarxistischen“ Ansätzen und insbesondere der Kritischen Theorie, hin zu scheinbar ganz anders gelagerten Konzepten in der deutschsprachigen Medientheorie, insbes. bei Friedrich A. Kittler. Sofern zeitlich machbar und inhaltlich/programmatisch sinnvoll ist auch ein Seitenblick bzw. Ausblick auf Theorien des sog. "New Materialism" (etwa bei Donna Haraway oder Karen Barad et al.) sowie auf die Akteur-Netzwerk-Theorie(n) denkbar.