Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Das künstlerische Feld und das Konzept des Habitus - kritische Positionen (Seminar)

Dozent/in: Jens Kastner

Termin:
Einzeltermin | Do, 23.05.2019, 16:15 - Do, 23.05.2019, 17:45 | C 1.209 Seminarraum
Einzeltermin | Fr, 24.05.2019, 12:00 - Fr, 24.05.2019, 18:00 | C 1.209 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 25.05.2019, 10:00 - Sa, 25.05.2019, 17:00 | C 1.209 Seminarraum

Inhalt: Schon in Auseinandersetzung mit dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky hatte Bourdieu aufgezeigt, dass mit Hilfe des Habitus-Begriffes erklärt werden könne, dass und wie „der Künstler mit der Kollektivität und seinem Zeitalter“ verbunden ist. In Bezug auf die Kunstproduktion müsse der Begriff der Intention „durch den Begriff Disposition, Habitus ersetzt werden“, betonte Bourdieu in seinen Vorlesungen zu Edouard Manet. Für ein angemessenes Verständnis künstlerischer Arbeiten bedarf es demnach einer Sozioanalyse von Habitusformen. Denn im Habitus setzen sich bewusste Erfahrungen und unbewusste Prägungen als „Leib gewordenen Geschichte“ ab. Der Begriff des Habitus nimmt nicht nur im Hinblick auf die künstlerische Praxis eine zentrale Rolle in der Theorie Bourdieus ein. Er ist ein Schlüsselbegriff der Bourdieu’schen Sozial- und Kulturtheorie überhaupt, denn er soll analytisch zwischen (sozialer) Struktur und (individueller) Praxis vermitteln. Bourdieu ergänzt den Habitus-Begriff zudem durch jenen des sozialen Feldes und macht ihn in Die feinen Unterschiede zu einem Kernelement des Verständnisses moderner Klassengesellschaften. Mit dem Habitus-Begriff lassen sich die Langzeiteffekte klassengesellschaftlicher und heteronormativer Formierung kritisieren. Der Habitus ist aber auch selbst in die Kritik geraten: Im Kunstfeld wurde er ohnehin häufig als deterministisches Konzepte wahrgenommen, dass individuelles Verhalten auf das Ausfüllen von Mustern reduziert und Kreativität kaum erklären kann. Zu dieser Kritik am vermeintlichen Determinismus kommt in den letzten Jahren noch eine weitere Kritik hinzu. Es wird in Frage gestellt, ob der Habitus angesichts einer Gesellschaft der „Beschleunigung“ (Hartmut Rosa) überhaupt noch wirksam ist. Die Nützlichkeit „des Kofferwortes Habitus“ gehe verloren, meint etwa die Soziologin Margaret S. Archer, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen sich immer schneller ändern. Literatur (Auswahl) Pierre Bourdieu: „Der Habitus als Vermittlung zwischen Struktur und Praxis.“ In: Ders.: Zur Soziologie der symbolischen Forme. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1974, S. 125-158. Pierre Bourdieu: „Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld“. In: Ders.: Der Tote packt den Lebenden. Neuauflage der Schriften zu Politik & Kultur 2. Hamburg: VSA 2011, S. 55-73. Pierre Bourdieu: Manet. Eine symbolische Revolution. Vorlesungen am Collège de France 1998-2000. Berlin: Suhrkamp Verlag 2015, S. 83-114. Beate Krais/ Gunter Gebauer: Habitus. Bielefeld: transcript Verlag 2002. Alexander Lenger, Christian Schneickert, Florian Schuhmacher (Hg.): Pierre Bourdieus Konzeption des Habitus. Grundlagen, Zugänge, Forschungsperspektiven. Wiesbaden: VS/Springer 2013.

Soziologie der Kunst und des Kunstmarkts (Seminar)

Dozent/in: Ulf Wuggenig

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 04.04.2019 - 04.07.2019 | C 12.105 Seminarraum

Inhalt: Das Seminar widmet sich Analysen des in jüngerer Zeit stark expandierenden Marktes der Bildenden Kunst, wobei insbesondere soziologische Literatur, die mit der Ausdehnung des Kunstmarkts gleichfalls stark angewachsen ist, zu diesem Thema Berücksichtigung findet. Zu klassischen Zugängen, wie dem feldtheoretischen von Pierre Bourdieu, kommen neuere Arbeiten wie die von u.a. Diana Crane, Sarah Thornton, Olav Velthuis, Larissa Buchholz, Erica Coslor, Marta Herero, oder Franz Schultheis. Teils folgen sie dem Paradigma von Bourdieu und beziehen dieses auf die zeitgenössische Kunst, teils bewegen sie sich in einem anderen theoretischen Bezugsrahmen. Spezielle Aufmerksamkeit wird jenen Veränderungen des Kunstmarkts geschenkt, die unter dem Begriff der "Finanzialisierung" diskutiert werden. Dieser Begriff bezieht sich einerseits auf Veränderungen in der Zusammensetzung von Sammler_innen, da der Anteil von Akteuren aus dem Feld der Finanzen deutlich angestiegen ist. Zum anderen auf die Durchdringung des Kunstfeldes mit Modellen und Ästhetiken, wie sie im Feld der Finanzökonomie üblich sind.