Neues Bachelor-Programm Cultural Studies: Organization, Society, and the Arts startet im Herbst

27.05.2024 Das internationale, englischsprachige Studienprogramm verbindet klassische und aktuelle Sozial- und Kulturtheorie mit zentralen Fragen unserer Zeit, die das kulturelle Leben und die Kulturproduktion verändern – und die in Kunst und Kultur reflektiert und durch sie gestaltet werden. Prof. Dr. Armin Beverungen, Juniorprofessor für Organisation in digitalen Kulturen, erklärt die Hintergründe des einzigartigen Studienprogramms. Interessierte können sich über dieses und weitere Studiengänge beim Bachelor-Infotag am 31. Mai 2024 informieren.

©Leuphana
„Praktische Aufgaben brauchen komplexe theoretische Reflektionen und konzeptionelle Zugänge", sagt Prof. Armin Beverungen.
Wie reflektieren Kulturorganisation und Künste den gesellschaftlichen Wandel?
Kulturorganisationen und Künste reflektieren nicht nur, sie gestalten den gesellschaftlichen Wandel mit. Sie arbeiten Herausforderungen und Problematiken heraus und machen sie dadurch verhandelbar. Wenn ich etwa eine Kunstausstellung über den Klimawandel besuche, dann macht das etwas mit mir. Oder denken Sie an Museen: Kurator*innen beschäftigen sich mittlerweile immer stärker mit der Rückgabe von Raubkunst. Deswegen adressieren wir die Themen Provenienzforschung und Restitution auch in dem neuen Studienprogramm. Auch im Unterhaltungsbereich wird gesellschaftlicher Wandel sichtbar und somit breit diskutiert: Beim ESC etwa hat mit Nemo erstmals eine Person gewonnen, die sich als nicht-binär identifiziert. Perspektiven aus den Gender Studies fließen an verschiedenen Stellen in unser Lehrangebot ein.
Auf welchen inhaltlichen Säulen steht das neue Bachelorprogramm?
Die erste Säule steht für die Kulturorganisation: Welche Bedeutung haben sie im gesellschaftlichen Wandel? Beim zweiten Themenschwerpunkt Gesellschaft geht es um die Kultur- und Sozialtheorie. Darin adressieren wir gesellschaftliche Phänomene wie Konflikt, Protest oder Macht. Die Künste bilden den dritten inhaltlichen Schwerpunkt. Die Einführung in die Kunstwissenschaft wird mit den Themen Kunst und Institution weitergeführt. Unsere Studierenden profitieren vom breiten fachlichen Angebot der Kultur- und Sozialtheorie, Organisationssoziologie und Kunstwissenschaft an der Leuphana, die wir inhaltlich miteinander verschränken. Zudem werden sich unsere Studierenden mit Herausforderungen wie Urbanisierung, Migration, Digitalisierung und Ökologie aus kulturwissenschaftlicher Perspektive beschäftigen. Praktische Aufgaben brauchen komplexe theoretische Reflektionen und konzeptionelle Zugänge.
Wie binden Sie die kulturelle Praxis in das Programm ein?
Es gibt ein großes Projektmodul, das thematisch übergreifend zu den Säulen steht. Studierende lernen in dem Studienprogramm früh wissenschaftliche Arbeitsweisen und -methoden kennen und wenden sie in dem Lehr-Forschungsprojekt praktisch an, oft im Kontext einer Kulturorganisation. Studierende können etwa untersuchen, wie ein Konzert digitalisiert wird. Was bedeutet die veränderte Aufführungspraxis für die Aufstellung des Orchesters? Wie ändert sich die Atmosphäre im Raum? Was sind künstlerische Konsequenzen? Die Studierenden sollen aber nicht nur basierend auf Erfahrungswerten diskutieren, sondern Daten sammeln, etwa mit Hilfe von Feldvisiten, Interviewstudien oder Fragebögen. Sie nähern sich also der Lösung eines praktischen Problems mit wissenschaftlichen Methoden. Unsere Absolvent*innen können später mit einem anderen Reflexionsniveau an ihre Jobs herangehen. Im Kulturbetrieb gibt es keine Standard-Antworten in der Arbeitspraxis.
Das Programm wird in englischer Sprache angeboten. Warum ist die internationale Ausrichtung des Majors wichtig?
Der Major Cultural Studies: Organization, Society, and the Arts bereitet auf eine Tätigkeit im globalen, vernetzten Kunst-, Medien- und Kultursektor vor genau wie auf eine internationale akademische Laufbahn. Der Kunst- und Kulturmarkt ist längst international, auch in deutschen Einrichtungen spielt Englisch eine wichtige Rolle, etwa in Zusammenarbeit mit Künstler*innen oder dem Leihverkehr in Museen. Auch Debatten werden international geführt – etwa zum Thema Restitution im Zusammenhang mit dem Humboldt-Forum und kolonialer Raubkunst. Dieser Meinungsstreit wurde auch im Ausland rezipiert. Ebenso haben unsere Absolvent*innen später auch die Möglichkeit, im In- oder Ausland ein kulturwissenschaftliches Masterprogramm zu belegen (zum Beispiel unseren Master Cultural Studies: Culture and Organization). Insgesamt bietet der neue Major eine einzigartige Möglichkeit, sich mit den kulturellen Herausforderungen der Gegenwart auseinanderzusetzen und gleichzeitig einen klaren Fokus auf Kunst, Kulturproduktion und deren Theorie-Diskursen zu legen.
Vielen Dank für das Gespräch!