Valentin Feneberg mit Humboldt-Preis ausgezeichnet
Leuphana-Forscher befasst sich mit der Funktionsweise von Asylverfahren
18.11.2024 Wie kann es sein, dass Richter*innen in Asylverfahren zu unterschiedlichen Ansichten über die Herkunftsländer kommen – und damit auch zu unterschiedlichen Urteilen? Das ist die Hauptfrage, die Valentin Feneberg in seiner Dissertation untersucht hat. Jetzt hat die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) den wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Politikwissenschaft der Leuphana mit dem Humboldt-Preis ausgezeichnet.
Für Feneberg die wichtigste Erkenntnis aus seiner Forschung: „Es findet in den Asylverfahren eine umfassende Ermittlung zu den Herkunftsstaaten statt. Und dennoch kommen Richter*innen zu diametral unterschiedlichen Ergebnissen“, erläutert der Politikwissenschaftler. In seiner Forschung sei es ihm nicht um die Glaubwürdigkeit der Asylsuchenden gegangen, sondern darum, wie Richter*innen die Gefährdungslage in Herkunftsstaaten bewerten. Dazu hat er nicht nur Urteile zu Syrien und Afghanistan ausgewertet, sondern auch 40 Richter*innen befragt. „Die Gerichte sind sich einig über die allgemeine Lage in beiden Staaten, interpretieren diese aber vollkommen anders“, sagt Valentin Feneberg. Möglich sei das wegen sich widersprechender Hintergrundannahmen zum syrischen Regime und zur humanitären Krise in Afghanistan. „Diese Annahmen will ich mit meiner Forschung ans Licht bringen.“
Valentin Feneberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Public Policy und Recht der Leuphana. Seine Promotion hat er am Institut für Sozialwissenschaft der HU abgeschlossen. Dort war er auch als Forschungskoordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Integrative Research Institute Law & Society tätig.
Mit dem Humboldt-Preis würdigt die HU seit 2008 ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden sowie von Nachwuchswissenschaftler*innen. Vorschlagsberechtigt sind die Dekan*innen der HU. Die Preise hat dieses Jahr die Präsidentin der HU, Julia von Blumenthal, bei einer Feierstunde übergeben.
„Ich bin Politikwissenschaftler, der sich fünf Jahre lang an eine juristische Fakultät verirrt hat“, sagt Feneberg mit Augenzwinkern. Er habe es sehr genossen, dass am Integrative Research Institute Law & Society das Recht aus den Perspektiven verschiedener Fächer betrachtet wird. Auch deshalb entwickelte er seine Schwerpunkte, die in der Rechts- und Gerichtsforschung sowie der Migrationsforschung liegen: „Mich interessieren vor allem Asylverfahren, die gerichtliche Verwendung von Herkunftslandinformationen, komplementärer Schutzstatus, Armut als Schutzgrund, die Asylentscheidungspraxis zu Militärdienstverweigerung sowie die Umsetzung der Politik der geförderten Rückkehr.“
Valentin Feneberg ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung. Im Sommer 2024 war er Gastwissenschaftler am Centre for Refugee Studies und am Centre for Socio-Legal Studies an der Universität Oxford. Seinen Forschungs-Aufenthalt dort haben das Institut für Politikwissenschaft der Leuphana und das Integrative Research Institute Law & Society der Humboldt-Universität unterstützt. Mit dem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro kann er nun auch die Wohnkosten in England decken.
Der Book Launch der Dissertation von Valentin Feneberg beginnt am Donnerstag, 5. Dezember, um 18 Uhr online und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Um Anmeldung wird gebeten: law-and-society@hu-berlin.de