Donatella di Cesare: Demokratie und Anarchie. An der Quelle ihrer verdrängten Verknüpfung
16. Jan.
Vortrag von Donatella di Cesare
Dienstag, 16. Jan. 2024 18:00h. Campus Hörsaal 4
Das Denken über die Demokratie teilt sich heute in mindestens zwei Strömungen: eine gemäßigt-liberale, die sie als ein stetig zu verbesserndes System von Regeln und Verfahren betrachtet, und eine radikale, die versucht, ihr Konfliktpotential wiederzugewinnen. Fasst man die Demokratie an ihrer Wurzel, offenbart sie ihre Verbindung zur Anarchie. Seit ihrer Entstehung stellt die Demokratie sowohl die arché, eine Macht, die den Anspruch erhebt, ursprünglich zu sein, als auch das télos, das Ziel, infrage (wie schon Reiner Schürmann vermutet hatte). Entscheidend ist der Begriff kratos, Vermögen, Macht des Volkes, der notwendigerweise an-archisch ist.
Donatella di Cesare ist Professorin für theoretische Philosophie an der Sapienza Universität Rom. Auf Deutsch sind kürzlich erschienen: Das Komplott an der Macht (2022), Philosophie der Migration (2021), Die Zeit der Revolte (2021) und Von der politischen Berufung der Philosophie (2020). Der Vortrag basiert auf ihrem im Februar 2024 bei Einaudi in Turin erscheinenden Buch Democrazia e anarchia. Il potere nella polis.
Vortrag auf Deutsch
Kontakt: Nicolas Schneider (nicolas.schneider@leuphana.de)