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Veranstaltungen von Prof. Dr. rer. nat. Michael Braungart


Lehrveranstaltungen

Transdisziplinäre Projektarbeit - Cradle-to_Cradle & Life Cycle Assessment (Projekt)

Dozent/in: Michael Braungart, Andreas Möller

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 08:15 - 11:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 11.307 Seminarraum

Inhalt: In einem Lehrbuch zur Organisations- und Wirtschaftsinformatik beklagt der Autor Arno Rolf kleinteilige Strukturen, die das Machen vom Lamentieren trennt (Rolf 1998, S. 32): Während die Macher:innen unzureichend die Folgen ihres Machens reflektieren, verändern die Lamentieren:innen gar nichts. Er verwendet den Begriff der Gestaltung bzw. des Designs, um beide Dimensionen das Handelns zu integrieren, und spricht von Gestaltungsforschung. Diese Überlegungen wollen wir im Minor übertragen: Gestalten als Beitrag zu einer Nachhaltigen Entwicklung. Dieses Gestalten findet statt in einem Zusammenhang aus vorhandenen Strukturen, Regeln, Prinzipien und Orientierungen. Oft verinnerlichen wir diese implizit anhand von Vorlesungen, Abhandlungen, Lehrbüchern usw. Sie müssen nicht explizit angesprochen werden - und dennoch beeinflussen sie unser Handeln. Regelmäßig sind sie auch Auswege aus (ehemaligen) technischen, organisatorischen und sozialen Problemlagen oder sie stehen für Strukturelemente: Produktion, Entsorgung, Konsument usw. Arno Rolf spricht von Macher:innen, wenn diese Verinnerlichungen, etwa durch eine Ausbildung oder ein Studium, stattgefunden haben und das Problemlösen und Handeln anleiten. Immer wieder versetzt es uns in Erstaunen, wenn wir auf solche Expert:innen treffen: Wir schildern ihnen verzweifelt ein Problem, und sie antworten mit Sätzen wie „Daran liegt es“ oder „Das mach ich dir“. Dieses Wissen schließt in der Regel auch die Frage der Machbarkeit oder Unmöglichkeit mit ein. Solche Einschätzungen finden allerdings in den bereits erwähnten Zusammenhängen aus vorhandenen Strukturen, Regeln, Prinzipien und Orientierungen statt. Es geht hier also nicht um Unmöglichkeit im Sinne der Quadratur des Kreises. Vielmehr könne Kostenrechner:innen zum Design eines Produkts anmerken, dass es nicht machbar sei, während die Produktion technisch kein Problem darstellt. Eine Folge davon ist, dass man kleine Änderungen leichter umsetzen kann als große. Wir gehen bei diesem Minorangebot davon aus, dass die bisher durchgeführten kleinteiligen Änderungen in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreichen. Vielmehr ist ein neues Orientierungswissen notwendig, welches die gesamten Systeme neu denkt. Hierfür bietet das Cradle to Cradle-Konzept (C2C) eine Möglichkeit, neues Orientierungs- und Gestaltungswissen zu generieren und in einen größeren Zusammenhang der Transformationsprozesse einzubringen. Zumindest in einer Phase des Übergangs und bei frühen Phasen der Anwendung in Bereichen (neue Formen und Infrastrukturen der Mobilität) stellen sich dabei auch Fragen der Konkretisierung. Nicht selten hat man verschiedene Optionen, und man will natürlich die beste bestimmen können (wobei erst mal zu klären ist, was überhaupt "das Beste" ist). Hier kommen Methoden in den Blick, die versuchen, Umweltwirkungen von Produkten, Dienstleistungen, verbundenen Wertschöpfungssystemen usw. abzuschätzen, insbesondere Stoffstromanalysen und das Life Cycle Assessment (LCA). Nun ist das LCA nicht als Evaluationsinstrument für Cradle to Cradle entwickelt worden, so dass wir im Rahmen des Minor auch darüber nachdenken, inwieweit das Prinzip des Life Cycle Assessments anwendbar ist oder abgewandelt werden kann. Das Konzept von Cradle to Cradle geht dabei nicht von einem rein auf Effizienz ausgelegten Produktlebenszyklus aus, sondern von einem, der auf Effektivität ausgerichtet ist. Darüber hinaus beinhaltet Cradle to Cradle Themen, wie die Einschätzung der Materialgesundheit oder die Wiederverwendungsmöglichkeit von Materialien.

Werte 3: Von der Wiege zur Wiege - Einführung in Cradle to Cradle (Seminar)

Dozent/in: Michael Braungart

Termin:
wöchentlich | Freitag | 12:15 - 13:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 25.019 Seminarraum

Inhalt: Durch die Verbindung von Theorie und Praxis soll das Projektseminar “Von der Wiege zur Wiege – Einführung in Cradle to Cradle“ den Studierenden einen umfassenden Einstieg in die Cradle to Cradle Denkschule bieten und gleichzeitig ihre eigenen Ideen fördern. 

 Mit dem Cradle to Cradle Konzept hat sich die Sichtweise auf den Nachhaltigkeitsbegriff in den letzten Jahren sowohl in der Wissenschaft als auch in besonderer Weise in der Industrie grundlegend verändert. So wurde und wird zukünftig der herkömmliche Nachhaltigkeitsansatz, welcher eine „Zero-Impact“-Mentalität predigt, abgelöst von einem Prinzip, welches statt der Verringerung der negativen Umwelteinflüsse die Vergrößerung der positiven Effekte menschlichen Daseins hervorhebt. Somit wurde angefangen, die Lösung in Kreisläufen sehen. Etwa soll der Müllproblematik nicht entgegengewirkt werden, indem Konsum minimiert und der eigene Fußabdruck kleingehalten wird, sondern indem Konsum anders gedacht und sich die Natur dazu als Vorbild genommen wird. Es gilt nicht die Krise zu fürchten, sondern das Positive zu fokussieren. So schreibt PWC als eine der vier weltweit größten Wirtschschaftsprüfungsgesellschaften in der 2019 veröffentlichten Studie „The Road to Circularity“: „Nothing in nature is wasted because all materials re-enter the ecosystem through a circular biological process that forms a continuous cycle”. 
Neben dem ökologischen Kreislauf umfasst Cradle to Cradle den technischen Kreislauf welcher gewährleistet, dass jeder einzelne für Produkte verwendete Rohstoff ein Nährstoff ist und somit erneut genutzt werden kann. Insofern qualitativ hochwertige, intelligente Materialien eingesetzt werden und bereits in der Produktion die Kreislauffähigkeit berücksichtigt wird, kann von Öko-Effektivität gesprochen werden. 
Nicht zuletzt umfasst das Designkonzept eine weitreichende soziokulturelle Komponente. Cradle to Cradle denkt lösungsorientiert, sieht die Chance in den Individuen und basiert somit auf menschlichem Potential. Interdisziplinär gilt es, dieses mittels Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteur*innen aus allen Nischen zu schöpfen. Somit soll in diesem Seminar in erster Linie das Können der Studierenden hervorgehoben und wertgeschätzt werden. Besonders der Enthusiasmus des Studienstarts und der damit verbundene Veränderungswille und die neuen Ideen der Studierenden sollen dafür genutzt werden, auch selbst interessante Projekte ins Leben zu rufen, welche im weiteren Verlauf des Studiums weitergeführt und dabei gefördert werden können.

Research Forum Cradle to Cradle (Kolloquium)

Dozent/in: Michael Braungart

Inhalt: Presentation on the status of the doctoral projects within the Ecodesign working group.

Werte 6: Rethink Microplastic - Analyse, Vergleich und Lösungen für die Plastikverschmutzung (Seminar)

Dozent/in: Michael Braungart

Termin:
wöchentlich | Freitag | 14:15 - 15:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 25.019 Seminarraum

Inhalt: Die Erfahrungen der letzten Klimakonferenzen zeigen, ein echtes Umdenken im Klimaschutz ist weiterhin nicht zu erwarten. Das Bestehende wird optimiert. Da das Bestehende aber zerstörerisch ist, wird es nur noch zerstörerischer. Etwas weniger schädlich zu sein, hilft auch nicht. Es ist notwendig nützlich zu sein. Das Kohlendioxid muss aus der Atmosphäre zurückgeholt werden, denn der jetzige Gehalt zerstört den Planeten. Die Gletscher tauen ab, der Permafrostboden taut auf, das Polareis verschwindet, das Grönlandeis löst sich auf. Dies wird zum deutlichen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 20 Metern in Hamburg führen. Es ist also notwendig andere Strategien zu verfolgen. Wie wäre es, das Kohlendioxid aus der Atmosphäre zurück zu gewinnen und daraus Kunststoffe herzustellen? Wie wäre es, wenn die Bundesrepublik dieses Ziel aufgreifen und in 10 Jahren nur noch Plastik aus dem CO2 der Atmosphäre herstellen würde? Wie wäre es, dass Mikroplastikproblem tatsächlich zu lösen, indem beispielsweise biologisch abbaubare Fahrbahnmarkierungen, die fast 10 % zum Mikroplastik im Meer beitragen, entwickelt werden? Wie wäre es, wenn Mikroplastik von Reifenabrieb, Schuhsohlen und Textilien so gestaltet würde, dass es einen Lebensraum für Mikroorganismen darstellt, anstelle einer Umweltbelastung? Wie wäre es, das Polypropylen in Masken zu ersetzen? Inzwischen sind über 2 Millionen dieser Masken in die Weltmeere gelangt und werden da über 300 Jahre verbleiben. 

Im Seminar Rethink Microplastic steht die Betrachtung der Kunststoffverschmutzung aus soziokulturellen, gesundheitlichen, ökologischen, rechtlichen und technischen Perspektiven im Vordergrund. Gleichzeitig erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Cradle to Cradle Design Konzept und den damit verbundenen Prinzipien, der Philosophie und Theorie sowie der praktischen Umsetzung in nationaler und internationaler Industrie. Es wird dem Materialfluss und der Produktion in der Kunststoffbranche auf den Grund gegangen, um Probleme und Ansätze zur Kreislaufführung herauszuarbeiten. Um schließlich Cradle to Cradle inspirierte Lösungsansätze für das Plastikproblem zu erarbeiten.

Cradle to Cradle: Neue Geschäftsmodelle (SBP) (Seminar)

Dozent/in: Michael Braungart

Termin:
wöchentlich | Freitag | 10:15 - 11:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 12.111 Seminarraum

Inhalt: Durch 3D-Druck und Digitalisierung können jede Maschine und jedes Produkt innerhalb weniger Monate kopiert werden. Dadurch konkurriert man mit dem eigenen Produkt, und mittelständische Unternehmen verlieren ihre wirtschaftliche Grundlage. Der Maschinenbau wird in einigen Jahren nicht mehr in Europa stattfinden. Es ist daher notwendig, Geschäftsmodelle zu verändern. Anstelle des Verkaufs von Produkten muss deren Leistung angeboten werden. Niemand braucht Maschinen – gebraucht wird nur ihre Funktion. Das ermöglicht den Einsatz der besten und hochwertigsten Materialien und hält das Produkt dennoch wettbewerbsfähig. Wer braucht eine Waschmaschine? Tatsächlich geht es um die Dienstleistung „Wäsche waschen“. Wer braucht Schreibtischstühle? Tatsächlich geht es um gesundes Sitzen. Wer braucht Teppichboden? Tatsächlich geht es um eine funktionale Bodennutzung mit Schutzfunktion. Alle Dinge, die nicht kompostierbar sind oder sich nicht als biologischer Nährstoff nutzen lassen, müssen zu der Person oder dem Unternehmen zurückgeführt werden, die das Produkt hergestellt hat. Es geht also nicht um eine neue Form der Abfallwirtschaft – sondern um Geschäftsmodelle, bei denen der Begriff Abfall nicht existiert. Recycling findet derzeit nur in Ausnahmefällen tatsächlich statt. Bis heute wird kein Fensterglas wieder zu Fensterglas, kein Auto zu Auto, kein Handy zu Handy recycelt. Wertvolle Materialien gehen durch Downcycling-Prozesse weitgehend verloren. Insbesondere seltene Nichteisenmetalle werden zu minderwertigen Produkten „recycelt“. So werden beispielsweise 46 verschiedene Stahllegierungen aus einem Mercedes später zu einfachen Baustahlmatten verarbeitet. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit genau solchen neuen Geschäftsmodellen. Wir analysieren bestehende Modelle, entwickeln neue und erarbeiten konkrete Ansätze zur Umsetzung.

Textiles of the future: Cradle to Cradle & Mikroplastik (SBP) (Seminar)

Dozent/in: Michael Braungart

Termin:
wöchentlich | Freitag | 16:15 - 17:45 | 13.10.2025 - 30.01.2026 | C 12.002 Seminarraum

Inhalt: Dieses Seminar beleuchtet das transformative Potenzial des Cradle to Cradle-Ansatzes in der Textilindustrie mit einem Fokus auf nachhaltige Innovation, zirkuläres Design und verantwortungsvolle Produktion. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen und regenerativen Textillösungen vermittelt das Seminar zentrale Einblicke darin, wie Unternehmen, Designer*innen und Hersteller*innen die Prinzipien von C2C umsetzen können, um eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Das Seminar beginnt mit einer Einführung in die Cradle to Cradle-Prinzipien und zeigt auf, wie Textilien so gestaltet werden können, dass sie dauerhaft im Kreislauf bleiben – ganz ohne Abfall und unter Gewährleistung der Materialgesundheit. Die Teilnehmenden erhalten ein Verständnis für nachhaltige Materialinnovationen und setzen sich mit umweltfreundlichen Textilien, biologisch abbaubaren Fasern und neuen Materialien auseinander, die für vollständige Wiederverwertbarkeit entwickelt wurden.

Regionalentwicklung durch Förderung von Cradle to Cradle-Innovationen - die C2C-Modellregion Nordostniedersachsen (Seminar)

Dozent/in: Michael Braungart, Paul Franz Albert Musenbrock

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 12:15 - 13:45 | 13.10.2025 - 29.10.2025 | C 12.111 Seminarraum
Einzeltermin | Sa, 15.11.2025, 09:00 - Sa, 15.11.2025, 19:00 | extern | Exkursion in die Modellregion (Cradle to Cradle-Innovationslabor in Dannenberg)
Einzeltermin | Mi, 26.11.2025, 12:15 - Mi, 26.11.2025, 13:45 | C 12.111 Seminarraum
Einzeltermin | Mi, 14.01.2026, 12:15 - Mi, 14.01.2026, 13:45 | C 12.111 Seminarraum
Einzeltermin | Mi, 28.01.2026, 12:15 - Mi, 28.01.2026, 13:45 | C 12.111 Seminarraum

Inhalt: Menschen und Unternehmen stehen angesichts endlicher Ressourcen in Zukunft zunehmend vor der Herausforderung einer Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen. Allgegenwärtig ist zudem die höchst dringliche Notwendigkeit, Klima und Umwelt endlich in ausreichendem Maße zu schützen. Mithilfe einer konsequenten Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle to Cradle-Konzept könnte sowohl der Schutz von Klima und Umwelt sichergestellt als auch das Problem begrenzter Ressourcen gelöst werden. Während die Natur im Kreislauf wirtschaftet, ist der Mensch das einzige Lebewesen, das linear wirtschaftet, d. h. der Erde Ressourcen entnimmt und am Ende Abfall produziert. Problematisch ist dies nicht nur angesichts endlicher Ressourcen, sondern vor allem auch wegen mit deren Abbau einhergehender Umweltzerstörung und Treibhausgasemissionen. Aktuelles Recycling ist meist ein „Downcycling“, denn die rezyklierten Stoffe weisen geringere Qualität auf als vorher und können deshalb selten für denselben Zweck wiedergenutzt werden, weshalb sie am Ende doch entsorgt und neue Stoffe abgebaut werden. Durch solche Ressourceneffizienzmaßnahmen werden Klima und Umwelt lediglich langsamer zerstört. Cradle to Cradle steht für eine vollkommene Kreislaufwirtschaft, in der Produkte von Beginn an so entwickelt und – unter Einsatz erneuerbarer Energien – so hergestellt werden, dass die eingesetzten Materialien gesund, umweltverträglich und generell nützlich für die Umwelt sind und nach der Nutzung in gleichbleibender Qualität vollständig wiederverwendet werden können, indem sie entweder im biologischen oder im technischen Kreislauf geführt werden. Ziel ist es, das Konzept Abfall zu eliminieren und einen positiven Fußabdruck für Klima und Umwelt zu erzeugen. 

Aktuell geht die EU erste Schritte ihres neuen Aktionsplans zur Förderung kreislauffähiger und umweltverträglicher Produkte. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg haben sich entschieden, die Entstehung von Cradle to Cradle-Innovationen zu fördern, um die ökologische und ökonomische Zukunftsfähigkeit der Region sicherzustellen. Hierfür wurde das Projekt „Neue Strategien und Strukturen für eine Cradle to Cradle-Modellregion in Nordostniedersachsen“ gestartet. 

Im Rahmen des Projektseminars wird den Studierenden zunächst der Ansatz einer Regionalentwicklung durch Förderung von Cradle to Cradle-Innovationen vorgestellt. Anschließend wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sich abhängig von ihren Interessen in einen Teilbereich wie z. B. Landwirtschaft, Bau, Energie oder verschiedene Branchen des verarbeitenden Gewerbes tiefer einzuarbeiten, um schließlich im Rahmen einer Projektarbeit ihr Wissen in praktische Vorschläge umzusetzen, die der Entwicklung der Modellregion zunutze kommen können.