Vorlesungsverzeichnis

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Lehrveranstaltungen

Narrative als Mittel zur Verbesserung von Intergruppenbeziehungen (Teil 2) (Seminar)

Dozent/in: Birte Siem

Termin:
Einzeltermin | Do, 20.10.2022, 14:15 - Do, 20.10.2022, 15:45 | C 6.026 Seminarraum
wöchentlich | Donnerstag | 14:15 - 15:45 | 27.10.2022 - 03.02.2023 | C 11.320 Seminarraum | C 11.320
wöchentlich | Donnerstag | 14:15 - 15:45 | 27.10.2022 - 03.02.2023 | C 11.117 Seminarraum | Gruppenarbeitsphasen

Inhalt: Narrative, also in Form einer Geschichte vermittelte Informationen, sind allgegenwärtig: Wir rezipieren Fernsehsendungen, schauen Youtube-Videos, hören Podcasts, lesen Bücher oder schauen uns Comics an. Immer häufiger werden Narrative auch gezielt eingesetzt, um bestimmte Botschaften an die Rezipient*innen zu vermitteln. So wird beispielsweise eine spezifische narrative Form, Entertainment Education (EE; auch: Edutainment), bereits seit einigen Jahren erfolgreich dazu eingesetzt, um verschiedene positive Verhaltensweisen zu fördern. EE hat das Ziel, edukative Botschaften so zu gestalten und in Medienangebote einzubinden, dass den Rezipient*innen Wissen, Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen auf eine unterhaltsame Art und Weise vermittelt werden. Bisher wurde der Ansatz primär im Gesundheitsbereich (z.B. HIV-Aufklärung, Familienplanung) genutzt. Ziel des übergeordneten Forschungsprojekts, an das das Lehrforschungsprojekt angebunden ist, ist es, systematisch zu untersuchen, inwieweit EE auch dazu geeignet ist, Beziehungen zwischen sozialen Gruppen zu verbessern. Erste Befunde aus dem übergeordneten Forschungsprojekt sind recht vielversprechend. So konnten wir z.B. in einer unserer Studien zeigen, dass eine auf der Entertainment-Education-Idee aufbauende Intervention, bei der die Teilnehmenden einen kurzen unterhaltsamen Videoclip über verschiedene muslimische Personen schauten, zu einer Reduzierung von Vorurteilen gegenüber muslimischen Personen beitragen konnte, und darüber hinaus wirksamer war als herkömmliche Interventionen zur Reduzierung von Vorurteilen. Zudem finden sich in unserer Forschung erste Hinweise, dass Entertainment Education insbesondere diejenigen Personen erreichen könnte, die herkömmlichen Ansätzen zur Reduzierung von Vorurteilen (z.B. Diversity-Trainings) eher ablehnend gegenüberstehen. Ziel des Lehrforschungsprojekts ist es, an einer oder mehreren sich aus dem übergeordneten Projekt ergebenden offenen Fragestellungen anzusetzen und diese empirisch zu untersuchen. So ist beispielsweise derzeit noch unklar, warum EE-basierte Interventionen überhaupt zur Reduktion von Vorurteilen beitragen können, ob EE-basierte Interventionen auch dazu geeignet sind, Vorurteile gegenüber anderen, stärker vorurteilsbehafteten sozialen Gruppen zu reduzieren, oder welche Einstellungen Expert*innen und Praktiker*innen (z.B. Lehrkräfte) zur Verwendung EE-basierter Interventionen (z.B. im Rahmen des Unterrichts) haben. Ein Teil der im Seminar behandelten Literatur wird englischsprachig sein.

Schweigen, geheimhalten, unsichtbarmachen: Informationskontrolle in der Kinder- und Jugendhilfe (Teil 2) (a) (Seminar)

Dozent/in: Lars Alberth

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 16:15 - 17:45 | 17.10.2022 - 03.02.2023 | C 5.325 Seminarraum

Inhalt: "Die Absicht des Verbergens nimmt aber eine ganz andre Intensität an, sobald ihr die Absicht der Entschleierung gegenübersteht. Dann entsteht jenes tendenziöse Verstecken und Maskieren, jene sozusagen aggressive Defensive gegen den Dritten, die man erst eigentlich als Geheimnis bezeichnet." (Simmel 1992, S. 405) "Manchmal ist ein Zielperson jedoch nicht ganz bereit, ihren Verlust als Erfahrungsgewinn zu akzeptieren und nichts zu ihrem Vorhaben zu sagen und zu tun. Sie kann sich veranlasst sehen, sich bei der Polizei zu beschweren oder den Missetätern nachzujagen. In der Fachsprache kann das Ziel "meckern" oder "durchkommen". Aus Sicht der Missetäter ist ein solches Verhalten schlecht für das Geschäft. Es verschafft den Mitgliedern der Bande einen schlechten Ruf bei der Polizei, die noch nicht feststeht, und bei den Zielen, die noch nicht anvisiert wurden. Um diese negative Publicity zu vermeiden, wird am Ende des "Stücks" manchmal eine zusätzliche Phase eingefügt. Nach dem Wutablassen bleibt einer der Agenten bei der Zielperson und bemüht sich, die Wut der Zielperson in einem überschaubaren und vernünftigen Rahmen zu halten. Der Operator bleibt hinter seinen Mannschaftskameraden als so genannter Cooler zurück und übt die Kunst des Tröstens auf das Opfer aus. Es wird versucht, die Situation für das Opfer so zu definieren, dass es ihm leicht fällt, das Unvermeidliche zu akzeptieren und in Ruhe nach Hause zu gehen. Die Zielperson wird in der Philosophie geübt, einen Verlust zu akzeptieren." (Goffman 1952, 451 f.) Die Viktimisierungsforschung betrachtet Offenlegung erlebter Gewalt gegenüber Dritten (Familienmitglieder, Freunde, Kinder- und Jugendhilfe, Beratungsstellen usw.) noch immer als unwahrscheinliches Ereignis, das davon abhängt, ob (a) Opfer überhaupt erkennen, dass sie zu Opfer geworden sind und (b) Opfer bereit sind, die sozialen, psychischen und u.U. materiellen Folgekosten einer Offenlegung zu tragen. Einige Studien zeigen jedoch, dass Kinder, die Gewalt erlebten, sich wiederholt im Laufe der Zeit an Freunde, Familie oder öffentliche Stellen wenden um Hilfe zu suchen. Diese wird jedoch häufig genug nicht geboten. In der Konsequenz heißt das, dass Kinder und Jugendliche bereit sind, die Kosten zu tragen, dass sie aber vielmehr daran scheitern, dass das familiäre und institutionelle Umfeld nicht bereit ist, die Situationsdefinition der Gewalt zu teilen: Sie glauben den Aussagen des Kindes nicht, werten diese ab oder sind aktiv daran beteiligt, die Situationsdefinition des Kindes abzuwehren, zu beschweigen oder gegenüber Dritten umzudeuten. In diesem Sinne soll die Lehrforschung dazu dienen, zu untersuchen, wie es den Beteiligten im Kinderschutz denn gelingt, von Situationsdefinitionen der Gewalt abzusehen. Der Fokus soll dabei auf den Strategien sowohl der Kinder (wann sie schweigen und wann sie etwas sagen) als auch der Familienmitglieder (wie sie auf solche Statusbedrohungen durch das Kind reagieren) und der sozialen Dienste (wie sie darauf eintreten und wie sie gegebenenfalls Definitionsangebote des Kindes zurückweisen) liegen. Als analytischer Zugang sollen unterschiedliche theoretische Konzepte aus der Professions- und Organisationssoziologie genutzt werden, u.a. Albert O. Hirschmanns Unterscheidung von "Exit", "Voice" und "Loyalty", die "Bewussheitskontexte" von Anselm Strauss und Barney Glaser, sowie "Techniken der Imagepflege" und "Cooling Out"-Prozesse von Erving Goffman.

Schweigen, geheimhalten, unsichtbarmachen: Informationskontrolle in der Kinder- und Jugendhilfe (Teil 2) (b) (Seminar)

Dozent/in: Claudia Equit

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 08:15 - 09:45 | 17.10.2022 - 03.02.2023 | C 1.312 Seminarraum