Das Calluna Festival - Von der Mammutaufgabe, ein nachhaltiges Festival zu veranstalten

Bar, vor dem vielen Menschen im Kreis sitzen und sich unterhalten ©Anna-Lena Peters
Bühne des Calluna Festivals mit Kind im Vordergrund ©Anna-Lena Peters
Gruppenfoto des Organisationsteams des Festivals auf einer Wiese in der Heide ©Anna-Lena Peters

Von Anton Burmester

Festivals sind ein Traum: Ein Wochenende Ekstase, Ausrasten und Feiern. Aber auch die Zeit verstreichen lassen und Rumhängen. Und das Ganze mit Freund*innen und Menschen, die man vor zwei Stunden noch nicht kannte, die für den Moment aber die wichtigsten Personen der Welt sind. Festivals verbinden, sind ein Wochenende Auszeit vom Alltagsstress und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen.Festivals sind aber auch Umweltschleudern. Sozusagen die SUVs der Eventbranche. Laut dem WWF lassen Besucher*innen im Schnitt 15 KG Müll pro Person zurück. Große Festivals mit 80.000 Gäst*innen haben schnell mal einen Co2-Fußabdruck, der so groß ist, wie der einer Kleinstadt innerhalb eines Jahres. Also nicht mehr feiern, der Umwelt zuliebe? Das wollen wir vom Calluna Festival auch nicht. Viel mehr wollen wir die Bühne nutzen, um zu vernetzen, zu denken und gemeinsam an einer nachhaltigen Gesellschaft arbeiten. Auf Festivals, aber auch im Alltag.

Schon seit Jahren feiern die Brüder Hauke und Nils Witte auf dem Hof ihrer Eltern Partys, irgendwann kam die Idee: Lasst uns das doch mal groß aufziehen! Und so entstand ein Festival für alle, das zwar immer noch familiär ist, aber eben auch nicht exklusiv. Nur irgendwie ein Festival aufzuziehen, reicht nicht. Nachhaltig soll es sein. Und nach Corona-bedingten Pausen 2020 und 2021 sind wir dieses Jahr wieder am Start. Mit der schon dritten Runde des Callunas. Schön und gut, aber wie soll das eigentlich funktionieren, mit dem nachhaltigen Festival? So viel schlechte Nachricht erstmal vorneweg:  gar nicht. Ein komplett nachhaltiges Festival lässt sich für uns nicht realisieren und uns ist auch kein anderes bekannt. Deswegen verstehen wir uns als Festival für nachhaltige Entwicklung. Als Festival für eine nachhaltigere Gesellschaft und als Festival in einer Entwicklung hin zum nachhaltigen Dasein. Dafür tun wir aber auch jetzt schon einiges. Wir verstehen Nachhaltigkeit nicht nur als ökologischen Begriff, sondern sehen auch die ökonomischen, sozialen und kulturellen Aspekte. Dabei wollen wir eine Art Brücke sein, zwischen der Wissenschaft und dem alltäglichen Leben, zwischen Naturschutz und Feiern.

Um das zu erreichen, gibt es bei uns verschiedene Schwerpunkte: Bildung, Gerechtigkeit, nachhaltiger Konsum und Produktion, Landökosysteme schützen und Partner*innenschaften, die wir eingehen, um unsere Ziele zu erreichen.
Wir bieten Workshops an, zur Natur in der Lüneburger Heide, aber auch zu kritischer Auseinandersetzung im Kontext von Awareness. Wir haben gerade erst eigene Wasserleitungen verlegt, um weniger Wasser ankarren zu müssen und die benötigte Energie zu reduzieren. Wir kochen ausschließlich vegan und haben einen Pizzaofen gebaut, um noch mehr vor Ort produzieren zu können. Und so auch Verpackungen einzusparen. Wenn wir Künstler*innen anfragen, bei uns zu spielen, achten wir darauf, dass sie keine unnötig weiten Strecken zurücklegen müssen und bezahlen alle – unabhängig von vermeintlicher „Größe“ – gleich. 

Das allein reicht aber natürlich noch nicht. Auch im Team müssen diese Gedanken gelebt werden. Deshalb versuchen wir, so gut es geht, auf Hierarchien zu verzichten. Bei gut 30 ehrenamtlichen Organisierenden ist aber auch klar, dass es immer wieder Menschen gibt, die das eine oder das andere besser können oder wissen. Das heißt aber nicht, dass das so bleiben soll. Viel mehr bieten solche Situationen die Möglichkeit, eben dieses Wissen oder Können im Team zu teilen. Und trotzdem: am Ende müssen oft Entscheidungen gefällt werden, die besonders den Hof der Familie Witte betreffen. Da sind die natürlich anders involviert als andere Mitglieder.

Ein nachhaltiges Festival – das ist eine kaum zu stemmende Mammut-Aufgabe. Und immer wieder muss man da auch viel Kraft aufbringen, um weiterzumachen, auch wenn man feststellt, dass man eigenen Ansprüchen kaum gerecht werden kann. Oder einfach das Geld fehlt. Und trotzdem: wir sehen, dass Nachhaltigkeit und feiern nicht konträr zueinanderstehen. Sie lassen sich verbinden und können sogar zusammen einen neuen Mehrwert schaffen. Daran könnt ihr übrigens auch teilhaben: vom 26. – 28. August in Ollsen – entweder als Gäst*in oder Helfer*in. Zwar ist noch einiges zu tun, aber wir freuen uns schon wahnsinnig an dem Wochenende mit euch zu feiern und trotzdem an morgen zu denken.

Für weitere Informationen zum Festival solltest du dir unbedingt die Calluna - Webseite ansehen!