CCS-Kolloquium - Heiko Stubenrauch (2024)

24. Apr

18:15 - 19:45, C5.311

Kolloqium

Das Center for Critical Studies Foschungskolloquium findet dreimal im Semester statt und gibt den Mitgliedern des CCS die Chance, Forschungsprojekte zu präsentieren und diskutieren, an denen sie im Moment arbeiten.

In dieser Sitzung wird Heiko Stubenrauch den folgenden Vortrag halten: "Wunsch und Natur: Verbundenheit und Trennung im Kapitalozän". Diese Sitzung findet gemeinsam mit dem Kolloquium der Forschungsinitiative zur "Disruptive Condition" statt.

"Der menschengemachte Klimawandel hat sich spätestens seit den 1990er Jahren zu einem zentralen Gegenstand der philosophischen Debatte entwickelt. So unterschiedlich die Positionen von Bruno Latour und der Akteur-Netzwerk-Theorie, von Donna Haraway und den Neuen Materialist*innen, vom Care Collective und den öko-feministischen Sorge-Theoretiker*innen auch sein mögen, sie eint, dass sie die Moderne als affektive oder imaginäre Trennungsbewegung verstehen. Diese münde in eine dualistische Weltsicht (Subjekt-Objekt; Natur-Kultur) und stelle darin die Voraussetzung einer naturbeherrschenden und -zerstörenden Haltung dar. Um die ökologische Zerstörung zu stoppen, fordern all diese Positionen die Einsicht in eine – zumeist monistisch verstandene – Verbundenheit zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen, die auf die eine oder andere Weise eine ökologische Ethik ermögliche. In meinem Vortrag will ich diesen Annahmen aus einer marxistisch-sozialpsychologischen Perspektive anzweifeln: Anstatt einer dualistischen Trennung scheint mir eine zwanghafte Verbundenheit an (Konsum-)Gegenstände und Arbeitsnetzwerke der Grund dafür zu sein, dass wir an der fortschreitenden ökologischen Verwüstung partizipieren. Werden wir doch aufgrund dieser – leidenschaftlichen, weil begehrenden und wünschenden – Verbundenheit in die ökologisch fatalen Verwertungskreisläufe des Kapitals integriert. Entsprechend bedarf es eines Moments der Trennung bzw. Distanzierung von Dingen und Menschen sowie der Transformation unserer Wünsche und Fantasien, um gegen die destruktiven Dynamiken des Kapitals angehen und andersartige Verbindungen knüpfen oder einfordern zu können."

Das Kolloquium des Center for Critical Studies wird von Heiko Stubenrauch und Anne Gräfe organisiert. Diese Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

Website: https://www.leuphana.de/zentren/center-for-critical-studies/kolloquium.html

Kontakt: heiko.stubenrauch@leuphana.de