Forschungsinitiative "Die Disruptive Bedingung"

Die interdisziplinäre Forschungsinitiative widmet sich einer spezifischen sozio-historischen Erfahrung: Ob als Permakrise, Vielfachkrise oder Zeitenwende umschrieben, die Zeit-Erfahrung der Gegenwart ist aus den Fugen. Diese Erfahrung scheint nicht erst mit Pandemie, Krieg oder der öffentlichen Wahrnehmung von Ressourcenknappheit und Klimawandel zu beginnen. Darüber hinaus unterscheidet sich diese sozio-historische Erfahrung des auf Dauer gestellten Krisenmodus von den Brüchen der Vergangenheit, ist jedoch mit diesen verknüpft. Die beschleunigende Entwicklung von Technik und Kapitalismus steigert die Erfahrung des Bruchs auf multidimensionalen Ebenen: Ob die gestörte Zeitwahrnehmung in der Kommunikationsgesellschaft, der finanzialisierte Kapitalismus, die Verschränkungen des Anthropozäns oder die auf Dauer gestellte Unsicherheit als Sorge und Existenzangst: Die Erfahrung der Zeit ist disruptiv.

Dabei interessieren wir uns zum einen für die – quer zu klassischen Vorstellungen von Krise und Transformation stehende – Immanenz der Logik der Unterbrechung, der Fragmentierung, des Zerfalls und der Zerrüttung, kurz der Disruption, insofern sie sich als formgebendes Moment zeitgenössischer Gesellschaften konstituiert. Zum anderen fragen wir uns, wie wollen wir in einer disruptiven Zeit leben? Was zerfällt unter der disruptiven Bedingung? Welche Möglichkeiten entwickeln sich aus der disruptiven Erfahrung? Wie wollen wir die als disruptiv erfahrene Welt bewohnen? Welche Infrastruktur und Grammatik durchziehen die disruptive Erfahrung? Was heißt Wissensproduktion unter der disruptiven Bedingung? Welche kollektive Identität zeigt sich unter der disruptiven Bedingung?

Das Projekt soll Elemente dieses Modus der gebrochenen Erfahrung herausarbeiten, mit dem Ziel einer kritischen Beschreibung und Analyse der vielfältigen Bedingungen ihrer gesellschaftlichen Konstitution wie auch ihrer Auswirkungen.

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Mitglieder der Forschungsinitiative:

Erich Hörl, Nicolas Schneider, Jessica Wilde, Christoph Görlich, Anne Gräfe, Christina Wessely, Stephan Scheel, Serhat Karakayali, Michael Koß, Susanne Leeb, Berta Martín-Lopéz, Christian Welzel, Lynn Rother, Jens Newig, Jörg-Philipp Terhechte, Timon Beyes, Claus Pias, Beate Söntgen, Roberto Nigro

Kontakt:  anne.graefe@leuphana.de