Contact: miglemigloj@gmail.com
Abstract
Today’s public debates seem to revolve more around the assumed universality of the Internet impact than on situated production and maintenance practices of its physical infrastructure.
With my research, I explore the Internet production and maintenance in post-socialist Lithua-nia through multi-sited fieldwork. I thus perceive the Internet not only as a media technology that produces global democratic, manipulative or other type of effects, but also as a situated phenomenon that needs constant maintenance. Inspired by infrastructural inversion (Susan Leigh Star, Geoffrey Bowker), media ethnography (Lisa Parks), but also telecom geopolitics (Wayne Winseck), I am interested in the ramification of infrastructuring practices that constitute and maintain the Internet in Lithuania by exploring them through open-ended and reflexive fieldwork with the focus on telecom industry.
Lithuania was re-established as an independent state in March 11, 1990. Here, the emergence of the new nation state coincided with the development of its first Internet connection. It was both symbolic and useful, because new network connectivity allowed from Moscow-indepen-dent communication with the world. On the 1st of January 1992 the biggest telecommunicati-on company “Lietuvos Telekomas” was established as a state enterprise, with more than 200 000 people waiting for a telephone line. Fast forward to 2017, and 75% of the households in Lithuania had access to the Internet1. Currently, the Internet in Lithuania is of exceptional quality, and its public Wi-Fi is one of the fastest in the world.2
How is the Internet maintained in the telecom industry in Lithuania nowadays? What kind of everyday geopolitics do current local telecom industry stakeholders practice by prescribing particular roles to both foreign and local telecom industry participants that have maintained the industry since the 1990s? What everyday remembrances and material legacies emerge in the telecom field during fieldwork that help situate and shift established historical narratives about industry’s development in the country?
Although with this research I situate the Internet production in Lithuania, situating is not a goal in itself. Instead, I hope to contribute to the field of media research by showing how “the Internet” is a complex material infrastructure both universal and particular that emerges through practice. Researching media technologies for me thus means analyzing it from diffe-rent practice layers: political, historical, cultural and labor.
1 Informacinės visuomenės plėtros komitetas prie susisiekimo ministerijos. Namų ūkiai, turinys interneto prieigą. In: Informacinės visuomenės plėtros komitetas prie Susisiekimo ministerijos. Online: statistika.ivpk.lt/temos/55 . Retrieved on: 5. June, 2018.
2 Zaliauskiene, L. The top 20 countries with the fastest public WiFi in 2016. In: Rotten Wifi. Online: blog.rottenwifi.com/top-20-countries-fastest-public-wifi-2016-infographic/ . Retrie-ved on: 1. June, 2018
Contact: elisabeth.heymer@leuphana.de
Abstract
Ziel der Arbeit von Elisabeth Heymer ist es, Veröffentlichungen des deutschen Kunstkritikers Julius Meier-Graefe (1863-1937) hinsichtlich der in ihnen enthaltenen Reflexionen zum Verhältnis zwischen Theater und bildender Kunst zu untersuchen.
Meier-Graefe war ein Generalist und hat sich - obgleich sein hauptsächliches Interesse der Malerei galt - auch mit anderen Künsten und den Wechselbeziehungen zwischen diesen beschäftigt und dies in seinen Kritiken thematisiert. Seine schriftstellerische Tätigkeit hat sich nicht auf seine Kritiken beschränkt: neben Romanen verfasste Meier-Graefe auch Theaterstücke. Diese stellen bisher noch ein Desiderat in der Forschung dar und sollen in der Arbeit analysiert und zu Meier-Graefes Kunsttheorie in Beziehung gesetzt werden.
Hypothese der Arbeit ist, dass das Theater für Meier-Graefe ein Modell für ästhetische Erfahrung als solche bildete. Es hat sich gezeigt, dass Meier-Graefe wie ein ein Regisseur agiert, der die sinnlich-intellektuelle Aneignung von den in seinen Texten verhandelten Kunstwerken dramaturgisch inszeniert und damit bestimmte Rezeptionsweisen auf Seiten seiner Adressat*innen evoziert. Er arrangiert dabei Maler unterschiedlicher Epochen und stellt Beziehungen zwischen ihren Werken her. Dadurch versucht er seine Lese*innen dazu anzuregen, selbst ein vergleichendes Sehen einzuüben, um anhand formaler Kriterien zu lernen, gute Malerei zu erkennen.
Im Zentrum der Dissertation steht Meier-Graefes einflussreiches Hauptwerk, die Entwicklungsgeschichte moderner Kunst, die seit ihrer Erstveröffentlichung 1904 mehrfache Neuauflagen und erheblich Überarbeitungen erfuhr. Die bisherige Analyse hat gezeigt, dass Meier-Graefe insbesondere den Schlussteil seines Buches modifizierte. In der späteren Fassung beschließt er das Buch zum Schluss mit einem literarischen Tableau Vivant von Malern verschiedener Epochen und lässt die Kunstgeschichte der Moderne in einer modernen Fassung der Metapher eines theatrum mundi enden.
Im zweiten Hauptkapitel der Arbeit bildet vor allem Meier-Graefes Streitschrift Der Fall Böcklin oder die Lehre von den Einheiten (1905) den zentralen Bezugspunkt. In dieset ambivalenten Schrift, die sich als eine kulturkritische Anklage der wilhelminischen Kunstbetrachtung mit Arnold Böcklin als geradezu kultisch verehrten Maler lesen lässt, vereint Meier-Graefe einerseits eine Theatralitätskritik. Doch neben der Ablehnung einer theatralischen Form der Malerei versucht Meier-Graefe auch, das Darstellungstheoretische Moment der Theatertheorien seiner Zeit jedoch für die Malerei fruchtbar zu machen. Das übergreifende Ergebnis der Doktorarbeit, dies das Ergebnis des dritten und resümierenden Schlussabschnittes besteht darin, dass Meier-Graefe eigene Theaterstücke verfasste, seine kunsttheoretischen Betrachtungen im Medium der dramatischen Literatur vermittelte und damit schließlich die Bedeutung der Theaterpraxis für seine Kunstliteratur anzeigte.
Kontakt: anna.koenigshofer@leuphana.de
Abstract
Anstatt einer Bühne gegenüber zu sitzen, wird die Zuschauerin durch ein Erzählsystem bewegt, an die Stelle der Performer*innen treten Interaktionen mit Smart Devices und wo das Drama die Form angab, entfaltet sich nun ein multiperspektivischer Erzählraum. Kein Aufführungszentrum, keine klare Botschaft, sondern divergierende Sichtweisen und Blickrichtungen auf ein und dieselbe Wirklichkeit werden eingenommen und in ihrer Ambivalenz und Gleichzeitigkeit ausgehalten. In seiner vierteiligen Werkserie Staat 1-4 Phänomene der Postdemokratie erprobte das Regie-Autoren-Team Rimini Protokoll – bekannt für seine Arbeit mit Expert*innen des Alltags – eine Ästhetik, die sich nicht nur inhaltlich-dokumentarisch, sondern vor allem formal, durch den spezifischen Erfahrungsmodus der Publikumssteuerung, als aktueller Entwurf eines kritischen Theaters lesen lässt. Der Herstellung solcher Aufführungen liegt – so meine These – ein spezifisches Kunstverständnis und eine Arbeitspraxis zu Grunde, der zu folge das Kunstwerk nicht Ausdruck eines singulären, intentionalen Schaffensaktes ist, sondern ein Produkt, das durch einander kreuzende, heterogene und instabilen Prozesse im Laufe der Zeit heranwächst. Durch welche Akteur*innen, Praktiken und Organisationsweisen konstituiert sich dieser Wachstumsprozess, an dessen Ende die Aufführung als Entwurf einer künstlerischen Kritik steht?
Die Frage, die mich umtreibt ist keine neue, spätestens seit den 1930ern mit Brechts epischem Theater und Benjamins Aufsatz »Autor als Produzent« (Benjamin 1934) wird sie von Kunstpraxis und -theorie immer wieder aufgeworfen: Wie hängen Ästhetik und Produktionsapparat zusammen? Angesichts der postdramatischen und insbesondere der digitalen Wende stellt sich diese Frage für die darstellenden Künste im Allgemeinen und für das Gegenwartstheater im Spezifischen mit neuer Dringlichkeit, denn nicht nur die Rolle der Zuschauerin und deren Rezeptionsmodus konstituiert sich in einer solchen Theaterpraxis neu, sondern im Zuge dessen modifizieren sich auch tradierte Praxisfelder wie Dramaturgie, Regie, Schauspiel, Bühnenbild sowie die technischen Gewerke, genauso wie formale Arbeitsphasen und der Status der beteiligten Akteur*innen.
Anhand des Fallbeispiels Staat 1-4 widmet sich mein ethnographisches Promotionsprojekt der Rekonstruktion einer postdigitalen Theaterpraxis zwischen geteilter Autor*innenschaft, temporären Kollaborationen und institutionellen Koproduktionen, die paradigmatisch für das Gegenwartstheater steht. Durch welchen Praktiken, unter welchen Bedingungen und mit welchen Effekten wird eine solche künstlerische Kritik hergestellt und welches Kunstverständnis lässt sich daraus ableiten? Um die besagte Theaterpraxis in ihrer Komplexität zu entfalten, führte ich eine fokussierte Ethnographie durch, bei der ich Rimini Protokoll und ihre Teams über zwei Jahre hinweg phasenweise als teilnehmende Beobachterin bei der Produktionsreihe Staat 1-4 begleitete.
Kontakt: Henrike.kohpeiss@fu-berlin.de
Abstract
Mein Dissertationsprojekt zielt auf eine Subjekttheorie, die gleichzeitig der Bedrohung des Lebens durch diskriminierende Machtstrukturen und der Herstellung widerständiger Strategien innerhalb dieser Bedrohung Rechnung trägt. Das Gesamtargument wird erläutern, inwiefern das Überleben eine Erfahrung darstellt, innerhalb derer der Begriff Freiheit neu besetzt wird. Das Erleben von Unterdrückung, Diskriminierung oder Missbrauch hat Konsequenzen für das Selbstverständnis von Subjekten und wirft die Frage auf, inwiefern die dadurch entstandenen affektiven Einschnitte durch theoretische Arbeit einzuholen sind. Die überstandene Bedrohung ist ein Geschehen negativer Subjektivierung, für das philosophische Begrifflichkeiten bisher kaum vorhanden sind. Unter dem Prinzip der Negativität soll die Diskrepanz zwischen erfahrenem Leid und theoretischer Arbeit durch eine affekttheoretische Perspektive auf die Arbeiten von Saidiya Hartman und Theodor W. Adorno untersucht werden. Während Hartman aus dem konkreten historischen Fall der Sklaverei in den USA eine Subjekttheorie entwickelt, bildet bei Adorno die methodische Negativität einen kontinuierlichen Bezugspunkt seiner Philosophie. Aus dem Vergleich und der Beschäftigung mit diesen verschiedenen Zugriffen auf affektives Leiden sollen die jeweiligen Subjektverständnisse von Hartman und Adorno entwickelt und anschließend daraufhin befragt werden, welche Konzepte von Freiheit sie nach sich ziehen. Der Zusammenhang von konkreter Negativität und ihren Repräsentationsformen in der Philosophie wirft die theorieästhetische Frage auf, welche Formen von Theorie diese umkämpften Verhältnisse angemessen erfassen können. Wie kann einer identity produced by negation (Hartman 2007), die sich gerade durch die Abwesenheit von Sinnzusammenhängen konstituiert, in der Theorie Ausdruck verliehen werden?
Contact: Boaz.levin@gmail.com
Abstract
In my PhD I explore the work of Allan Sekula, Martha Rosler, Fred Lonidier and Phel Steinmetz—known as the San Diego group—during the 1970s when they all studied, and later taught, at the University of California, San Diego (UCSD). Through a contextual survey of group’s work, I aim to show how they offered a critique and a reinvention of documentary practices in relation to the advent of neoliberalism. My work questions prevalent art-historical narratives concerning post-modern art as the cultural logic of neoliberalism, asking why the work of the group and their mode of critical documentary has long been overlooked. As I show, their critique-and-reinvention of the documentary—in releasing it from its dependency on the ‘myth of photographic truth’, in their expansive use of media, exploration of the archive, notions of performativity, and photomontage—prefigures recent debates and artistic practices.
When the feminist movement—with its slogan "the personal is political"—reached the arts in the late 60s and 70s, the female body, identity, everyday life and experience became a possible point of departure and frame of reference for artistic work. This tendency was quickly supported by female art critics. However, it was not merely in terms of content that they connected with feminist or female artists’ issues, esthetics and modes of address. Involved in feminist discourses on sexuality, ways of life and authorship, female authors also developed new modes of writing that went beyond the established formats of art criticism. Their texts could include autobiographical, fictional or dialogical elements, they were collaged of existing material, or were read in a performative manner. They often have an emphatic subjective tone that thematizes the author's esthetic, corporeal and affective experience. Many of the female art critics were firmly rooted in feminist art scenes, where they created collaborative projects as well as professional and personal networks as a basis for their work.
Like the female artists, the female authors considered their efforts as a critique of the patriarchal conditions in art and society. Starting from three protagonists of the 60s and 70s—Jill Johnston, Lucy Lippard and Arlene Raven—I deal with the question as to which strategies feminist art critics developed in order to mesh esthetic and political agendas in their writings, what effect this had on following generations of female authors and how the dynamics of esthetic and political critique change when they are subject to processes of historicization and institutionalization.
My attention will focus on performative aspects and on the apparent contradiction in, on the one hand, an emphatically subjective style of writing, and, on the other, collective working methods that would seem to undermine individual authorship. This twofold strategy works towards the constitution of the subject—the authors reflecting on their position as speakers and on their possibilities of criticism—while also permitting an inquiry, more generally, into the possibilities and conditions of critical subjectivity. The field of tension between subjective voice and collectivity may turn out to be the locus where esthetics encounter the political, such that discussions about art can also become debates about the body, identity and authorship.
Kontakt: Liza.Mattutat@leuphana.de
Abstract
In meiner Dissertation rekonstruiere ich drei paradigmatische Rechtskritiken der kontinentalen Philosophie: die Entpolitisierungkritik des Rechts (Marx), die Abstraktionskritik des Rechts (Deleuze) und die Gewaltkritik des Rechts (Derrida). Da viele philosophische Kritiken des Rechts in großer Distanz zu aktuellen rechtspolitischen Auseinandersetzungen entstehen, bemühe ich mich, die rechtskritischen Argumente anhand zeitgenössischer Fälle zu entwickeln. Die Aktualität der Entpolitisierungskritik des Rechts weise ich an der Debatte um die Ehe für alle aus, die 2017 durch Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare ihr vorläufiges Ende gefunden hat. Die Abstraktionskritik des Rechts konkretisiere ich an der rechtlichen Situation von trans* Eltern, die im Verhältnis zu ihren Kindern noch immer nicht in ihrem Identitätsgeschlecht anerkannt werden. Die Gewaltkritik des Rechts diskutiere ich schließlich an der Verquickung von Feminismus, Rassismus und Strafrechtspopulismus in der Gesetzgebung nach der „Kölner Silvesternacht“ 2015/2016.
Ziel der Arbeit ist es, mit den Mitteln der Theorie die entpolitisierenden, hemmenden und gewaltsamen Aspekte der bürgerlichen Rechtsform herauszuarbeiten und kritische Weisen des praktischen Umgangs mit diesen Aspekten zu analysieren. Durch die Auswahl der Fälle, die allesamt im Familienrecht und Sexualstrafrecht angesiedelt sind, möchte ich zugleich einen Beitrag zur feministischen Rechtstheorie bzw. Queer Legal Theory leisten, deren Gegenstand in der Analyse und Kritik sexistischer sowie homo- und transphober Rechtsverhältnisse liegt.
Kontak: Isabel.Mehl@ruhr-uni-bochum.de
Madame Realism (*1985) ist eine fiktive Kunstkritikerin, die entstand als der Kulturtheoretiker Craig Owens die US-amerikanische Autorin Lynne Tillman fragte, ob sie für die Kunstzeitschrift Art in America über eine Renoir-Ausstellung in Boston schreiben wolle. Kunst ist in allen bisher erschienenen Madame Realism-Geschichten Anlass des Schreibens und der Kunstkontext stellt ihren ersten Rezeptionsrahmen dar. Die mittlerweile siebzehn Madame Realism Geschichten erschienen überwiegend in Art in America, aber auch in Künstler*innenmonografien oder Ausstellungskatalogen. Zudem wurden sie später oftmals auch ohne visuelle Begleitung bzw. außerhalb des Kunstkontextes, so bspw. in Tillman’s Anthologie „The Complete Madame Realism and Other Stories“ (2016), veröffentlicht.
Tillman’s Strategie über Kunst zu schreiben ist sich ihr anzunähern und dabei beschränkt sie sich nicht auf einen Zugang, sondern entwickelt die Figur Madame Realism, die ihre Erfindung ist, ihr Vehikel zur Ergründung der Kunst, das sie frei macht vom Expertentum, der Hierarchie der Worte über das Visuelle und dem objektivierenden Gestus des kritischen Denkens. Sie schreibt entlang der Kunst und an sie gerichtet.
Madame Realism driftet zwischen Fakt und Fiktion, zwischen New York und Umgebung, ihrer Wohnung im East Village und der sie umgebenden Großstadt New York, zwischen Kunstwerken und Kontexten, Gesellschaft und ihren Randgebieten, Repräsentation und dem Nicht-Repräsentierten. Madame Realism ist eine Agentin des Zweifels, der stetigen Bewegung zwischen möglichen Standpunkten. An ihrem Beispiel soll nachvollzogen werden wie sich im Drift zwischen kritischem und erzählerischem Anspruch ein besonderes Potential für die (Kunst-)Kritik entwickeln lässt.
„Madame Realism, like everyone else, had a mother,
and her mother had bought and hung two prints by old masters in their home. One by van Gogh – a bearded
man sucking on a pipe. One by Renoir – a redheaded girl playing with a golden ball or apple. Since there were
redheads in her family, Madame Realism assumed that the girl was a relative, just as she assumed the bearded
man was one of her grandfathers, both of whom had died before she was born. As a child Madame Realism
thought that all pictures in her home had to do with her family.
Later she came to understand things differently. “
aus: Lynne Tillman: Madame Realism Asks: What’s Natural About Painting? 1986
Contact: ypek@princeton.edu
Abstract
As exemplary instances of developments in video and media art of the late twentieth and early twenty-first centuries in Germany, the works of Munich-born artist, filmmaker, and author Hito Steyerl (b. 1966) have modeled key strategies for engaged art in the age of globalized art production and exhibition. Focusing on Steyerl’s films and videos as its central objects of analysis, while also attending to the artist’s large body of theoretical and critical writing, my dissertation provides the first monographic account of Steyerl’s oeuvre. Fundamental to the dissertation’s account of Steyerl’s work is the historicization of the field of video and media art in Germany. The dissertation analyzes the failure of video art as an avant-garde medium, before going on to trace its domination of global art exhibitions in the 1990s to 2010s. In this setting, the conventions of video art merged with cinematic codes and took on spatial aspects of installation art. The dissertation also examines how these developments in the forms and mediums of art are related to the art biennial’s emergence as the preeminent site for the exhibition of contemporary art in Europe since the 1990s.
I am interested in relations – their modes, movements, and (im)materialities. I’m interested in their incomputability. How we relate, to each other, to any thing, living, dead, material or not, any structure or system, the world, is determined by media and technology. Their history of ideas of course has always been intimately intertwined with thinking race (and colonialism), that is racial thinking. Pushing the boundaries of what counts as technology in the first place, and subsequently, where to find the lineages and linkages between media, technology and race is essential work in the studies of media and technology today.
In this project I am tracing the technogenetic substances of the life work of Martinican theorist and poet Édouard Glissant to be able to understand the disruptive histories of race and technology that inform the organization of contemporary life. I am doing that by reading his work aligned to cybernetic texts, arguments and imaginaries. His poetics and poetic knowledge, words at play, were a means to create new imaginaries. My reading takes me to three very different settings with very different objectives, namely information travelling during the Haitian revolution (communication and control), which is inspired and theoretically informed by Glissants seemingly unusual thinking about the Middle Passage, secondly, to an episode in which Glissant describes a project where a Japanese Computer Company invested in the study of African oral languages to develop a computer language (weaving/coding, creole), which brings me from the question of poetics and epistemology and developing a glossary suited for today’s digitized world to a reconfiguration of how to make sense of relating in precisely this world. We will need to relate, in order to organize, to be critical subjects, to collectivize, to solidarize, to resist, to narrate, to inscribe, and to write. This project is historical as much as it is current, it is conceptual as much as it is empirical, and it oscillates between disciplines.
Contact: juliane.rahn@posteo.de
Theatrical Yugospheres in Transition
Abstract
What approaches to freedom and acts of citizenship do practices and dramaturgies of emancipatory theater and performance in late socialist Yugoslavia after Titoʼs death (1980) articulate? How do they perform and thus encourage a yugosphere yet to come? The dissertation examines these questions on the example of performative arts in the city of Sarajevo, the capital of the Yugoslav constituent republic Bosnia and Herzegovina, particularly in the 1980s.
- Alia Rayyan
Kontakt: decolonialize.art.project@gmail.com
Gegenstand der Dissertation sind die partizipativen Kunstinterventionen der palästinensischen Kunstorganisation Alhoash in der Altstadt von Jerusalem, die die Doktorandin Alia Rayyan in ihrer ehemaligen Position als Direktorin und Kuratorin von 2013 bis 2015 mitinitiiert hat und die Fragestellung, inwiefern partizipative Kunstinterventionen als Methoden und Formen des Dissens bezeichnen werden können, um gesellschaftlich relevanten Protest am Status Quo zu aktivieren.
Ausgangspunkt der Aktionen sind die sozial-politischen Raum- und Identitätsprobleme von PalästinenserInnen in Jerusalem, die durch die Okkupationspolitik Israels determiniert sind. Untersucht werden soll, inwiefern das Programm partizipatorischer Kunstinterventionen das kritischen Potenzial bietet, auf Missstände hinzuweisen und das Bilden einer Gegenöffentlichkeit fördert, die ihre zivilen Rechte einfordert. Der öffentliche Raum in Jerusalem ist Schauplatz der hegemonialen Machtverhältnisse und daher ein interessanter Ausgangspunkt, um zu überprüfen, inwiefern die Annahme, dass künstlerisch partizipative Interventionen einen kritisch gesellschaftlichen Diskurs anregen können - auch unter diesen spezifischen Bedingungen möglich ist.
Ostjerusalem ist seit 1967 von Israel annektiert und im Zuge einer „Wiedervereinigung“ unter dem Namen „Greater Jerusalem“ Teil des israelischen Staatsgebietes, auch wenn dies laut internationalem Gesetz als illegal eingestuft wurde. Palästinenser, die in Jerusalem geboren wurden und leben unterstehen dem israelischen Gesetz, ihr Status ist jedoch dem der israelischen Bürger untergeordnet. Die damit verbundenen Restriktionen bestimmen den Lebensalltag und die Mobilität der Palästinenser, sowie ihr Verhältnis zur Stadt. PalästinenserInnen Jerusalems können als eine Minderheit im israelischen Staat beschrieben werden. Deren fortlaufenden Marginalisierung kann laut Michael Warner nach in eine „politische Depression“ führen, die sich in eine „(...) Blockade des Aktivismus und Optimismus“ entwickelt und in Frustration, Anomie und Achtlosigkeit“ endet. Nach Nancy Fraser können marginalisierte Identitäten Gegenöffentlichkeiten entwickeln, in denen sie ihre Interessen und Bedürfnisse ausdrücken können.2 Welche Rolle übernehmen partizipative Kunstinterventionen in dieser Ausgangsposition? Können sie als Katalysatoren dazu beitragen, Gegenöffentlichkeiten zu bilden, um die „Blockade des Aktivismus und Optimismus“ aufzulösen?
1 Michael Warner, Publics and Counterpublics, in: Quarterly Journal of Speech, Vol 88, No 4, November 2002, pp 413-425, p 415.
2 Vlg. dazu Nancy Fraser, Transnationalizing the Public Sphere. On the Legitimacy and Efficacy of Public Opinion in a Post-Westphalian World, in : european institute for progressive cultural policies, 2007, S. 81.
Kontakt: nadine-schiel@freenet.de
Während ihrer Zeit am Graduiertenkolleg "Kulturen der Kritik" arbeitete Nadine Schiel am Projekt: DIE KRAFT DER ERFAHRUNG AN DER KUNST oder BILDUNG ZUR FREIHEIT. Zur erfahrungsästhetischen Aktualität ästhetischer Autonomie für ein kritisches Konzept ästhetischer Bildung
Obwohl Theodor W. Adornos emphatische Aufrechterhaltung der Kunst als ein Sonderbereich des Ästhetischen, sowie die Theorie-Vorstellung einer objektivistisch erfahrbaren Kunst, zunehmend fraglich wurden, ist es Christoph Menke und Juliane Rebentisch mit ihren ästhetischen Theorien gelungen, den Anschluss an Adornos Verteidigung der Kunstautonomie weiterzuführen, indem sie ihn einerseits durch das Poststrukturalistische Denken hindurch führten, andererseits aufdeckten, inwieweit die Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst selbst seinem Denken entsprechen könnten.
In diesen Anschlüssen wird das Ästhetische gerade in ihrer negativen Differenz zum Politischen oder Ethischen weiterhin verteidigt und an ästhetischer Autonomie als konstitutive Voraussetzung des kritischen Charakters von Kunst und Künsten festgehalten. Gelingen kann diese theoretische Aktualisierung durch eine Verschiebung der ästhetischen Autonomie vom Werk auf die (Struktur) ästhetischer Erfahrung. Diese Verschiebung bei gleichzeitiger Aktualisierung einer als überkommen angesehen Ästhetik ist es, die in dieser Arbeit als fruchtbare Theorie des Ästhetischen einerseits am Gegenstand der zeitgenössischen Kunst aufgenommen und andererseits in ihren bildungstheoretischen Implikationen weitergedacht werden soll. Abschließend ist es das Anliegen der Arbeit das in den Aktualisierungsansätzen enthaltene Kritik-Verständnis ästhetischer Bildung explizit zu machen.
Ziel ist es damit die Bedeutung ästhetischer Autonomie in ihrem systematischen Zusammenhang mit Erfahrung und Kritik für das Verständnis ästhetischer (Subjekt)-Bildung herauszuarbeiten, um damit die pädagogische Diskussion über Autonomie um ihre (notwendig) ästhetische Dimension zu erweitern. Anders formuliert sollen nicht nur die theoretischen Verschiebungen und praktisch bedingten Brüche der Ästhetik Adornos in ihren Anschlüssen nachgezeichnet werden, sondern auch ausgeleuchtet werden, welches kritische Potenzial eine negativitätsästhetische Theorie für ein zeitgenössisches Konzept Ästhetischer Bildung mit Blick auf das Verständnis künstlerischer Gegenstände hat und im Hinblick auf die stattfindende Subjektivierung im Konstellationszusammenhang von Autonomie-Erfahrung-Kritik entfalten kann.
Working title: The Invention of the Timeline: Quantifying Vision in Eighteenth-century Diagrams
My dissertation investigates the emergence of time-based diagrams in the second half of the eighteenth century. Based on arithmetic temporality, that is, on mathematical principles of quantification and computability, these diagrams not only represent time itself, in the form of a directed timeline, but also establish a foundation for a comprehensive visual quantification that can be traced around the invention of visual statistics at the end of the century. This transformation concerns not only the form in which time is represented—moving from tables to timelines—but also introduces a new way of seeing, as vision becomes a sense with which information is to be captured at a glance.
Diagrams bring out the way in which non-objective relationships are bound to representation. Domains such as time, life, or debt are introduced as timelines, life-spans, or balances. With the help of accompanying pamphlets, this is accomplished not least of all by arguing the self-evident nature of visual quantification and by drawing analogies with cartography, which was widely established at the time.
Discussing examples from France, England, and Scotland, my project studies this visual development as it normalizes quantification via arguments for its efficiency, as well as by argumentatively interweaving representation and imagination. This development toward a linear, uniform, and mathematical time is to be questioned as a Western construct of normative order that in presuming identical conditions levels out difference in experiencing underneath the same plane .
- Dr. Heiko Stubenrauch
Kontakt: heiko.stubenrauch@leuphana.de
Obwohl sie nicht viel verbindet, so verbindet sie doch ihre Kantlektüre. Theodor W. Adorno und Gilles Deleuze behaupten, dass dieser in seiner Kopernikanischen Wende ein Subjekt entwerfe, welches der beruhigenden Selbstgleichheit willen die Fähigkeit zur verändernden Erfahrung der Welt einbüße. Die kritische Philosophie Kants sichere diesen Zusammenhang zwischen identischem Subjekt und unveränderbarem Gegenstand bloß ab, so dass sie die emanzipatorischen Ziele der Aufklärung nicht einzulösen im Stande sei, vielmehr in Konformismus münden müsse. Durch Kants Kopernikanische Wende seien die modernen Kritikbemühungen in eine falsche Richtung geleitet worden; eine Richtung, der sich einzig durch eine Kurskorrektur im Rückgriff auf Kant entgegenzustemmen sei: durch eine Zweite Kopernikanische Wende in der Kritik.
Dass es einer solchen Zweiten Kopernikanische Wende in der Kritik bedarf, darin sind sich Adorno und Deleuze noch einig, wie eine solche Wende genau auszusehen habe, darin weisen die Vorstellungen der beiden Philosophen jedoch stark auseinander und stellen in diesem Auseinanderweisen meiner Promotion ihre Aufgabe. Es gilt, das weite und unübersichtliche Feld dieser so verschiedenen, jedoch gleichermaßen die Identität des kantischen Transzendentalsubjekts hinter sich lassenden Kritikbegriffe zu vermessen, die Scheidewege zwischen dem negativen Kritikbegriff Adornos einerseits und dem affirmativen Kritikbegriff Deleuzes andererseits zu markieren und ihre Unterschiede als Fragestellungen zwischen einer Negativität des Leidens und einer Positivität des Begehrens, zwischen einer Dialektisierung der Urteilstheorie und einer Abwendung vom Urteilen, zwischen einer Epistemologie des Nichtidentischen und einer Ontologie des Lebens, zwischen einer Forderung nach Transzendenz und einer Affirmation der Immanenz aufzuwerfen.
- Lotte Warnsholdt
Kontakt: warnsholdt@leuphana.de
„Das Denken jedes Zeitalters spiegelt sich in seiner Technik wider“, schreibt Norbert Wiener. Digitale Technologien und Techniken prägen unser Denken – und vice versa.
In digitalen Kulturen verschiebt sich das Denken auch hinsichtlich der Vorstellung zeitlicher Ordnungen. Anhand einer Untersuchung der Geschichte prädiktiver Medien wirft Lotte Warnsholdt in ihrer Dissertation die Frage auf, inwiefern diese Verschiebung das Vermögen, den Anspruch und die Geltung moderner Kritikbegriffe bedroht. Mit einer historischen Perspektive, die nach dem 2. Weltkrieg einsetzt, denn in diesem entwickeln sich mit Wieners Arbeit an Heeresgerät auf US-amerikanischer Seite die ersten kybernetischen „Medien der Prädiktion“, d.h. Technologien der Zukunftsberechnung, wird das Spannungsfeld zwischen Kontrollparadigma und offenem Gestaltungsraum betrachtet. Der deutsche Historiker Reinhart Koselleck, der die Katastrophe des Krieges zum zentralen Ausgangspunkt seiner Arbeiten macht, bildet die zweite Referenz der Arbeit. Mit Koselleck lässt sich einerseits das Projekt der Kritik, das aus der Aufklärung hervorgegangen ist, und der „offene Gestaltungsraum“, der für die Realisierung von Kritik notwendig scheint, beschreiben.
Andererseits bilden Koselleck und Wiener auch exemplarische historische Momente selbst ab, die in dieser Arbeit aufzeigen sollen, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt des 20. Jahrhunderts theoretische Weichen für die gegenwärtige Lage des „Überwachungskapitalismus“ (Shoshana Zuboff) gestellt wurden.