Course Schedule


Lehrveranstaltungen

Fortschritt? (Vorlesung)

Dozent/in: Günter Burkart, Steffi Hobuß, Christoph Jamme, Volker Kirchberg, Sven Kramer, Holger Kuhn, Peter Pez, Michael Schefczyk, Dominik Schrage, Martin Warnke, Christian Welzel, Ulf Wuggenig

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 10:15 - 11:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C HS 1

Inhalt: Das Modul ‚Paradigmen der Kulturwissenschaften II‘ baut auf die Vorlesung im Sommersemester auf und besteht aus einer Ringvorlesung und ergänzenden Seminaren. In der Ringvorlesung geht es um die Reflexion des Fortschrittsbegriffs aus der Perspektive der in den Kulturwissenschaften versammelten Disziplinen und transdisziplinären Theoriestrategien. Ziel ist es, die Vielfalt analytischer Herangehensweisen am Beispiel der Fortschrittsfrage zu veranschaulichen und damit die Lehrinhalte des Sommersemesters zu ergänzen und zu konkretisieren. In den Seminaren werden Analyseweisen eingeübt und vertieft. Den Auftakt der Ringvorlesung bildet ein Podiumsgespräch mit Yvonne Förster, Sacha Kagan, Dominik Schrage, Martin Warnke und Ulf Wuggenig zur Frage des Fortschritts in Wissenschaft und Gesellschaft. Als externe Referenten freuen wir uns, am 06.12. Michael Hutter (WZB), am 13.12. Birger Priddat (U W/H) und am 17.01. Ludger Heidbrink (KWI/Essen) begrüßen zu dürfen. Bitte merken Sie sich diese Termine vor. Die Abschlussveranstaltung soll von den Studierenden gestaltet werden. Details hierzu werden noch bekannt gegeben.

Das atomare Denken (Seminar)

Dozent/in: Sebastian Vehlken

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 11.117 Seminarraum

Inhalt: Bei 'Fortschritt' haben wir es mit einem geradezu paradoxalen Begriff zu tun. Er bezieht sich auf ein gegenwärtiges Versprechen auf eine bessere Zukunft, kann aber erst im Rückblick auf vergangene (politische, gesellschaftliche, ökonomische oder technische) Situationen und Zustände als ‚Fortschritt’ klassifiziert werden. Nicht was heute Fortschritt ist oder was fortschrittlich ist wäre damit die interessante (und auch nicht beantwortbare) Frage, sondern was Fortschritt einmal war: Damit wird eine Perspektive frei auf das Fortschreiten, auf die Veränderungen und auf die Grenzen von Fortschrittsbegriffen und -diskursen. Dieses Seminar wird diese Perspektive anhand des vielleicht wirkmächtigsten und polarisierendsten Fortschrittsdiskurses der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickeln. The Atomic Age wird sich dabei als ein Feld herausstellen, das sich historisch multiplen Verwerfungen und Redefinitionen ausgesetzt sieht. Von energieutopistischen Traumwelten der 1950er Jahre über die weltweiten existenziellen Ängste vor einer thermonuklearen Apokalypse, von der Anti-Atomkraft-Bewegung bis hin zu Rehabilitierungsversuchen dieser Technik im Zuge jüngster Klimawandeldebatten wird in diesem Zeitalter und seinem ‚atomaren Denken’ eine Technologie gefeiert, gefürchtet, verabschiedet, leidenschaftlich bekämpft oder wiederbelebt, die zugleich grenzenlosen Fortschritt versprach, wie auch die Kehrseiten eines unbedingten technischen Fortschrittsglaubens offenbarte.

Der Zeitpfeil im Digitalen. Die Epochen des Computers. (Seminar)

Dozent/in: Martin Warnke

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 6.321 Seminarraum

Inhalt: Computertechnik steht ikonisch und notorisch für den Fortschritt selbst. Im Gegensatz dazu sprach der Gründungstext der Informatik, Alan Turings "On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem" von 1936/37, von Zeit und Fortschritt überhaupt nicht. Woher kommt dann die Entwicklungsrichtung der Informationstechnik, die gemeinhin als Fortschritt gedeutet wird? Welche Epochen lassen sich ausmachen? Und: wie lassen sich die regelmäßig festzustellenden initiale Rückschritte etwa in der Didaktik, der Typografie, der Darstellungsqualität, der Ordnungssysteme systematisch beschreiben?

Evolution und Fortschritt. Entwicklungsdenken zwischen zwischen Natur und Kultur (Seminar)

Dozent/in: Kerstin Andermann

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 12.009 Seminarraum

Inhalt: Kulturalismus und Naturalismus sind zwei paradigmatische Großbegriffe, die die Diskussionen in den Wissenschaften vom Menschen implizit beherrschen und jeweils adäquate Erklärungen menschlicher Entwicklung für sich in Anspruch nehmen. Verbunden werden diese Zugänge zum Verständnis des Lebens und der Kultur heute vor allem mit den beiden ebenso großen Namen Darwin und Foucault. Während Darwin die Entwicklung des Menschen hin zur Kultur aus der Natur selbst herleitet und letztlich auch die sozio-kulturelle Lebenswelt biologisch aus der evolutionären Natur hervorgehen läßt, legt Foucault das Augenmerk auf die historischen Ordnungen des Wissen, des Sprechens und des Denkens, bzw. auf die epistemologischen und diskursiven Voraussetzungen und Bedingungen, die das Wissen vom Menschen und damit diesen selbst hervorbringen. Neuerdings wird verstärkt die Philosophische Anthropologie Plessners als ein drittes Theorieangebot in die Diskussion eingebracht, mit dem die Existenzweise des Menschen und seine Entwicklung zwischen Naturgebundenheit und komplexen Kulturleistungen zu vermitteln sei, ohne die alten Einseitigkeiten erneut auf die Spitze zu treiben. Wir werden uns in diesem Seminar vor allem mit Darwin, Foucault und Plessner beschäftigen, um die Unterschiedlichkeit der naturalistisch/evolutionistischen und der kulturalistisch/konstruktivistischen Perspektive klar in den Blick zu bekommen und auf die Frage nach Fortschritt und Entwicklung zu beziehen.

"Es gibt keinen Fortschritt in der Philosophie" - Figuren des Erkenntnisfortschritts bei Wittgenstein (Seminar)

Dozent/in: Steffi Hobuß

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 16.222 Seminarraum

Inhalt: In Ludwig Wittgensteins Schriften finden sich an unterschiedlichen Stellen Bemerkungen darüber, dass es in der Philosophie keinen Fortschritt gebe. Häufig ist Wittgenstein dafür kritisiert worden. Aber was ist darunter zu verstehen? Im Seminar soll in Form von sorgfältiger Textinterpretation ausgewählter Passagen vor allem aus den "Philosophischen Untersuchungen" erarbeitet werden, worin Wittgenstein zufolge die Tätigkeit der Philosophie besteht, was Sprachphilosophie und Ethik miteinander zu tun haben, und was Wittgenstein unter "Fortschritt" in der Philosophie versteht. Es handelt sich dabei um schwierige Texte, die nicht zusammengefasst werden können, sondern eher entfaltet werden müssen. Obwohl Wittgenstein keine schwierige Terminologie benutzt, liegt die Schwierigkeit darin herauszufinden, wo er selbst spricht, und wo er gegnerischen Argumentationen das Wort verleiht.

Fortschritt durch Technik? (Seminar)

Dozent/in: Günter Burkart, Tanja Müller

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 10:15 - 11:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 6.316 Seminarraum

Inhalt: Als Begleitvorlesung zur Ringvorlesung "Fortschritt?" behandelt das Seminar bestimmte Aspekte der Entwicklung von Technik im sozio-kulturellen Kontext. Zunächst geht es um die Kulturbedeutung von Technik im Allgemeinen und um das Verhältnis von Technik und Gesellschaft. An einzelnen Fallbeispielen soll dann die Frage erörtert werden, ob die Durchsetzung einer bestimmten Technik immer ein Fortschritt ist und was Fortschritt dabei bedeuten könnte.

Fortschritt im interkulturellen Dialog (Seminar)

Dozent/in: Ursula Kirschner

Termin:
Einzeltermin | Di, 18.10.2011, 12:15 - Di, 18.10.2011, 13:45 | C 12.112 Seminarraum
Einzeltermin | Mi, 30.11.2011, 20:00 - Mi, 30.11.2011, 22:00 | fällt aus ! | Filmvorführung: "São Paulo, Sociedade Anônima" (1965) von Luis Sérgio Person mit dt.schem Vorfilm
Einzeltermin | Mi, 07.12.2011, 19:00 - Mi, 07.12.2011, 23:00 | C HS 4 | Filmvorführung: "Domésticas" (2001) von Fernando Meirelles und Nando Olival mit dt.schem Vorfilm
Einzeltermin | Mi, 14.12.2011, 19:00 - Mi, 14.12.2011, 23:00 | C HS 4 | Filmvorführung: "Linha de Passe (2008) von Walter Salles mit dt.schem Vorfilm
Einzeltermin | Fr, 16.12.2011, 10:15 - So, 18.12.2011, 18:45 | C 11.007 (Edulab)
Einzeltermin | Di, 24.01.2012, 10:15 - Di, 24.01.2012, 11:45 | C 11.008 Lernwerkstatt

Inhalt: Der interkulturelle Dialog wird konzentriert an einem Wochenende mit mehreren Aktionen erprobt. Der Titel der Veranstaltung lautet "dialog-dialogo" . Geplant sind eine Ausstellungseröffung "SP-HH"(Sao Paulo - Hamburg) im Foyer der Bibliothek, Vorträge und Filmvorführungen (Brasilien - Deutschland). Der brasilianische Professor Dr. Marcelo Tramontano und brasilianische Gaststudenten werden diesen Dialog mit uns führen. Angestrebt wird zusätzlich eine interkulturelle Kulturaktion als identitätsstiftender Faktor zur Emotionalisierung eines Raumes und zur Konstruktion eines ‘sense of place‘ (attachment to place) durchzuführen.

Fortschritt in der Arbeitswelt? (Seminar)

Dozent/in: Carl Sasse

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 5.310 Seminarraum
Einzeltermin | Di, 20.12.2011, 10:15 - Di, 20.12.2011, 11:45 | C 6.320 Seminarraum

Inhalt: Abstract short version: Aus der kultursoziologischen Perspektive von Max Weber sollen die neuesten Veränderungen der Kultur der Arbeit betrachtet werden: Von der Pflichterfüllung zur Selbstverwirklichung - Wie passiert so etwas und was bedeutet das für die Individuen? Long(er) version: „Fortschrittliche“ Werte wie Kreativität, Flexibilität und Autonomie sind auf dem besten Wege, die wichtigsten Arbeitstugenden der westlichen Industriegesellschaften zu werden. Sie gelten heute als legitime Minimalvoraussetzung für beruflichen Erfolg und haben die alten Ideale von Pflichtergebenheit und Treue teilweise abgelöst. Die Teilhabe an der Arbeitwelt erfordert beständig mehr Mut zum Wechsel, Weiterbildungsaktivitäten und Entschlussfreudigkeit. Diese Anforderungen ähneln auf verblüffende Weise den Idealen, die ab den sechziger Jahren von denjenigen in Anspruch genommen wurden, die sich als antikapitalistisch und revolutionär verstanden. Die zunächst als „Humanisierung“ der Arbeitswelt allseitig begrüßte und in vielen Bereichen vorgenommene Abschaffung von tayloristischer Fließbandproduktion und staubigem Büroalltag zugunsten von mehr Abwechslung, Teamarbeit und Selbstbestimmung stellt die Individuen vor neue Herausforderungen. Die aktuell Zunahme von Burnout-Erkrankungen könnte als Folge steigenden Flexibilitätsdrucks und sozialer Unsicherheit gedeutet werden. Schon lassen sich in Bereichen der gebildeten Mittelschicht, den eigentlichen Trägern der beschriebenen Werteverschiebungen Anzeichen für eine Rückbesinnung auf „bürgerliche“ Lebensmaximen und -praktiken beobachten. Als Einstieg in die Analyse der genannten Zusammenhänge aus kultursoziologische Perspektive dienen Max Webers Arbeiten zur Protestantischen Ethik und dem Geist des Kapitalismus. Auf dieser Grundlage werden Texte bearbeitet, die sich ab den 1990er Jahren bis heute (2011) mit den kulturellen Veränderungen in der Arbeitswelt und dem Kapitalismus auseinandersetzen.

Fortschritt und Beschleunigung in der Moderne (Seminar)

Dozent/in: Peter Fischer

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 5.124 Seminarraum

Inhalt: Leuphana Fischer Fortschritt und Beschleunigung in der Moderne (Seminar) wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 5.124 „ordem y progresso“ (Inschrift auf der brasilianischen Flagge) Fortschritt scheint der modernen Gesellschaft als Paradigma eingeschrieben. Besonders die Gesellschaftstheoretiker der frühen Moderne gingen davon aus, dass es eine gesellschaftliche Evolution hin zu Ordnung und Fortschritt gibt. Gleiches gilt für die sozialistische Moderne, die den Fortschritt mit einem Sieg des Sozialismus gleichsetzte. Was ist nun aber das Wesen, bzw. der Inhalt dieses Fortschrittsgedankens in der modernen westlichen Gesellschaft? Wo führt er hin und wie geht er mit Rückschlägen um? Worin unterscheidet sich der Fortschrittsgedanke des späten 18. Jahrhunderts von dem des 21. Jahrhunderts? Das Seminar versucht anhand klassischer Texte der Gesellschaftswissenschaften diese Fragen zu diskutieren. Ziel des Seminars ist es zu verstehen, warum selbst in der Spätmoderne auf die Idee des Fortschritts nicht verzichtet werden kann. Mit Theorien der Beschleunigung und der Dromologie kommen zu dem fortschrittskritische Stimmen zu Wort.

Gesellschaftliche Zukunftsvorstellungen (Seminar)

Dozent/in: Dominik Schrage

Termin:
wöchentlich | Mittwoch | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 26.10.2011 | Raumangabe fehlt
wöchentlich | Mittwoch | 12:15 - 13:45 | 02.11.2011 - 03.02.2012 | C 12.108 Seminarraum

Inhalt: "Fortschritt" soll in diesem Seminar als eine Zukunftvorstellung diskutiert werden, die im Zuge der Entstehung der modernen Gesellschaft (seit dem 18. Jhd.) eine kulturelle Schlüsselfunktion erlangt. Neben "Fortschritt" sollen auch weitere gesellschaftliche Zukunftsvorstellungen (und fortschrittskritische Positionen) diskutiert werden. Dabei geht es nicht darum zu bestimmen, was "fortschrittlich" oder "rückwärtsgewandt" ist, sondern worin das Fortschrittsdenken als solches besteht, warum es kulturelle Dominanz erlangte und inwieweit die Ausrichtung an einer offenen Zukunft unsere moderne Gesellschaft charakterisiert.

Historischer Fortschritt? (Seminar)

Dozent/in: Michael Schefczyk

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 12.010 Seminarraum

Inhalt: Um die Philosophie der Geschichte - einst eine Königsdisziplin - ist es in den letzten Jahrzehnten aus verschiedenen Gründen recht ruhig geworden. Die großen geschichtsphilosophischen Fragen sind jedoch nicht verschwunden. Eine zentrale Bedeutung spielt dabei der Begriff des Fortschritts. In den klassischen geschichtsphilosophischen Entwürfen Kants und Hegels galt es als ausgemacht, dass sich die Menschheit "im Fortschreiten zum Besseren" (Kant) befinde und es einen "Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit" (Hegel) gebe. Beide sahen in der Moderne Anzeichen für eine historisch mühsam errungene, aber nicht umkehrbare Verbesserung der menschlichen Verhältnisse. Der aufklärerische Fortschrittsdiskurs wurde aber von Beginn an begleitet durch kritische Stimmen, die teils die Weltgeschichte als einen Prozess des Verfalls und Verlusts sahen (politische Romantik), teils die Vollendung des normativen Gehalts der Moderne (Marx) forderten und teils Kategorien wie Fortschritt oder Rückschritt grundsätzlich ablehnten (Nietzsche). In unserem Seminar werden wir uns mit verschiedenen philosophischen Reflexionsweisen der Moderne beschäftigen und uns dabei auf „Schlüsseltexte“ konzentrieren.

Musikalische Avantgarden (Seminar)

Dozent/in: Rolf Großmann

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 12:15 - 13:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 5.326 (ICAM)

Inhalt: Die Veranstaltung gehört zum Modul "Paradigmen der Kulturwissenschaften", für das diesmal das Thema Fortschritt gewählt wurde. Fortschritt wird hier für den Bereich der Musik näher betrachtet: Welche Innovationen, welche Veränderungen musikalischer Gestaltung werden an bestimmten historischen Orten und in kulturellen Szenen als Fortschritt bewertet? Im 20. Jahrhundert ist in diesem Sinne der Begriff der Avantgarde diskursprägend. Der Bereich der Avantgarde-Etikettierungen reicht dabei von der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs bis zum Avantgarde-Techno-Rock Lady Gagas.

Natürlichkeit, Imagination, Künstlichkeit. Entwicklungsgeschichten der modernen Kunst (Seminar)

Dozent/in: Beate Söntgen

Termin:
wöchentlich | Donnerstag | 10:15 - 11:45 | 17.10.2011 - 03.02.2012 | C 11.117 Seminarraum

Inhalt: Lange, bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts, ist die Geschichte der modernen Kunst als eine Geschichte der Befreiung, des Fortschreitens hin zur Abstraktion beschrieben worden. Erlöst zunächst aus den Zwängen akademischer Regeln, dann aus den Fesseln inhaltlicher Bindungen überhaupt, kam, so die Erfolgsgeschichte, die Kunst der Moderne endlich zu sich: Kunst um der Kunst willen. Künstler haben diese Vorstellung unterstützt: es gelte, tabula rasa zu machen, die Tradition zu vergessen und am besten auch gleich die Museen abzureißen. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts verließ die bildende Kunst dann tatsächlich die Institution Museum, entgrenzte sich, wiederum mit Befreiungspathos, bis zur Ununterscheidbarkeit in den öffentlichen und privaten Raum. Dass aber die Geschichte der modernen Kunst keineswegs linear verläuft, dass die militanten Phantasien (die Bezeichnung Avantgarde ist kein Zufall) einer tabula rasa, die frei von der Vergangenheit neu beschrieben werde könne, Phantasien geblieben und die Künste immer auch ihrer Vergangenheit verhaftet sind, zeigen allein schon die unterschiedlichen, ja gegenläufigen Schlachtrufe, mit denen der Fortschritt jeweils eingeläutet wurde. Zu Beginn der Moderne, in der Mitte des 18. Jahrhunderts, forderte Denis Diderot „mehr Natürlichkeit“, um gleichermaßen das verpönte Rokoko und eine entleerte, formelhafte Historienmalerei zu ersetzen. Das wahre Leben, der bürgerliche Alltag, sollte Gegenstand der Kunst sein, die ihre Betrachter bewegen und dadurch auch belehren sollte. Gustave Courbet will, hundert Jahre später, unter der Überschrift des Realismus nur malen, was er mit eigenen Sinnen erfassen kann – ein Konzept, das Charles Baudelaire heftig bekämpft. Der Künstler solle zwar das moderne Leben darstellen, aber Kunst werde erst durch Imagination zur Kunst. Mit entschiedener Künstlichkeit wird Edouard Manet zu dem Maler des modernen Lebens, ohne den Anspruch aufzugeben, ein Bild der Wirklichkeit zu geben. Auch Matisse entwickelt seine artifiziellen Bilder in engem Bezug auf sein Modell, wird aber später, von Clement Greenberg, als ein Künstler gefeiert, der medienspezifisch gearbeitet und gezeigt habe, dass Malerei vor allem aus Farbe auf einer flächigen Leinwand bestehe. Die minimal art schließlich verwendet kunstferne, alltägliche Materialien, um unspektakuläre Objekte herzustellen, die durch die reflektierende Zuwendung des Betrachters ihre Bedeutung erhalten. Das Seminar zeichnet, gegen eine lineare Fortschrittsgeschichte, in Textlektüren und Bildanalysen die Sprünge und Risse in der Entwicklung der modernen Kunst nach.

„Dass es so weiter geht, ist die Katastrophe" – Fortschrittsutopie und Fortschrittskritik im 20. Jahrhundert“ (Seminar)

Dozent/in: Roger Behrens

Termin:
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 17.10.2011 - 29.11.2011 | W Aula
wöchentlich | Dienstag | 14:15 - 15:45 | 06.12.2011 - 31.01.2012 | C 12.006 Seminarraum

Inhalt: "That things are ‘status quo‘ is the catastrophe" - Utopia and Critique of Progess in the 20th Century ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Untrennbar ist die Idee des Fortschritts mit dem Begriff der Geschichte verbunden, der im neunzehnten Jahrhundert die Moderne konstituierte: Eine Idee des Fortschritts, die sich allenthalben in den verschiedenen Sphären der modernen Gesellschaft realisieren sollte – in der Kultur, in der Ökonomie, in der Politik, in der Technik und schließlich auch im Alltagsleben der bürgerlichen Gesellschaft. Tatsächlich sah die Realität des Fortschritts anders aus, bedeutete drastisch das Gegenteil: Regression und Reaktion, Zerfall, Krieg, Krise und Katastrophe. – eine Dynamik, die im »im kurzen zwanzigsten Jahrhundert« (Hobsbawm) in Weltkriegen und systematischer Massenvernichtung eskaliert; dennoch wurde die Idee des Fortschritts in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts rehabilitiert, und etwa unter dem Vorzeichen der – mittlerweile so genannten – digitalen Revolution alle sozialen Utopien, die bisher noch mit dem Vertrauen in den technischen Fortschritt verbunden waren, zu überholen. Paradox kulminierte dabei die Idee des Fortschritts in der These vom Ende der Geschichte, einem Zustand des Posthistorie. – Diese Begriffsbewegung wollen wir, beginnend mit Hegels Geschichtsphilosophie und endend mit gegenwärtigen Debattenpositionen zum Thema, nachvollziehen. Im Zentrum steht eine Formulierung Walter Benjamins: »Der Begriff des Fortschritts ist in der Idee der Katastrophe zu fundieren. Dass es ›so weiter‹ geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende sondern das jeweils Gegebene. Strindbergs Gedanke: die Hölle ist nichts, was uns bevorstünde – sondern dieses Leben hier.« (GS Bd. 1·2, S. 683 / GS Bd. V·1, S. 592)