FORSCHUNGSCLUSTER REPRÄSENTATIVE DEMOKRATIE

Die Problembearbeitung von aktuellen politischen Herausforderungen ist in repräsentativen Demokratien einerseits vom Verhalten der politischen Vermittlungsorganisationen (politische Parteien, Verbände, Soziale Bewegungen und NGOs) und der staatlichen Institutionen (Parlamente, Regierungen, Gerichte) abhängig. Andererseits wird behauptet, dass die politischen Institutionen in repräsentativen Demokratien nur noch formal funktionieren. Real hätten sie ihre Macht an supranationale Strukturen und Akteure abgegeben. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie anpassungsfähig nationalstaatliche politische Institutionen und Eliten in ihrer Problembearbeitung gegenüber den politischen Entscheidungen von supranationalen nicht-gewählten Gremien und Entscheidungsträgern (non-majoritarian institutions) jenseits des Nationalstaats (Zentralbanken, Internationale Organisationen, anonyme Finanzmärkte) sind. Was folgt aus dieser Anpassung für die politische Repräsentation und die Qualität von Demokratie? Die Beantwortung dieser Fragestellung wird von der Hypothese geleitet, dass die vielfältigen globalen Herausforderungen von den nationalen Organisationen der Interessenvermittlung, den Parlamenten und den politischen Exekutiven unterschiedlich wahrgenommen und bearbeitet werden und deshalb zu einer unterschiedlichen politischen Performanz in den jeweiligen Demokratien führen. Insbesondere kleine Länder und junge Demokratien tendieren dazu, die ‚Stressfaktoren’ anders zu lösen als etablierte große Demokratien. Demgegenüber ist ebenso denkbar, dass transnationale Diffusion das ‚policy learning’ befördert und sich deshalb bewährte Politikrezepte verbreiten. Dies würde zu einem steigenden Isomorphismus unter modernen Demokratien führen. Das Forschungsfeld wird deshalb, basierend auf neo-institutionalistischen Theorien und auf theoretischen Überlegungen des ‚delegation and accountability approach’, den Zusammenhang zwischen demokratischer Problembearbeitung, politischer Repräsentanz und den ‚Überlebenschancen’ der unterschiedlichen Demokratietypen genauer untersuchen.